Hohenlimburg. Laut Branchenverband Dehoga wird ein Drittel der Gaststätten in der Region bis 2021 schließen müssen. Wie ist die Situation in Hohenlimburg?
Ein Drittel der Kneipen und Restaurants in unserer Region wird bis zum kommenden Jahr schließen müssen, befürchtet der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). Die Folgen der Corona-Situation machen vielen Betrieben zu schaffen. Wie ist die Situation von Gastronomiebetrieben in Hohenlimburg? Drei Besuche.
Viele Feste fehlen
Eine Momentaufnahme vom Neuen Markt im Hohenlimburger Ortskern: Dort müssen die Gastronomen in diesem Corona-Jahr erhebliche Einbußen schlucken. Es gibt weder ein Stadtfest noch die Bauernmärkte, bei denen in normalen Jahren viele Menschen in den Gaststätten einkehren.
Sie hätten kurze Zeit überlegt, alternativ zum Stadtfest zumindest eine kleine Bühne mit Live-Musik zu organisieren, sagt Andreas Murr, Mitinhaber vom ansässigen Café am Markt. „Aber das Risiko ist zu groß.“ Es fehle nicht nur an der nötigen Planungssicherheit, sondern auch an der Gewissheit, dass die Vorgaben eingehalten werden können. „Wenn die gute Stimmung auf dem Platz einmal da ist, wer weiß, ob dann die Abstände eingehalten worden wären“, denkt er etwa an Bilder aus Mallorca, wo Touristen am Wochenende dicht gedrängt zwischen den Kneipen feierten.
Ein Ansturm, wie ihn Kneipen und Bars auf der spanischen Ferieninsel erlebten, blieb in Hohenlimburg bisher aus. „Es sind mal mehr Gäste, mal weniger,. Wir werden täglich neu überrascht“, sagt Murr.
Dankbar für treue Kundschaft
Ähnlich geht es Beatrix Schötz, Mitinhaberin vom „Limmeg“ wenige Meter entfernt. „Einige Gäste versuchen, so oft wie möglich zu kommen und uns zu unterstützen, dafür sind wir wirklich dankbar“, sagt Schötz und spricht damit sicher für die gesamte Branche.
Einholen, was allein über Ostern, Pfingsten, die fehlenden Geburtstagsfeiern und Vereinstreffen ausgeblieben ist, sei aber kaum möglich. Auch die Fußball-Übertragungen, sonst zum Teil von vielen Gästen im „Limmeg“ eng gedrängt verfolgt, seien zuletzt kein Publikumsmagnet gewesen. „Die Stimmung kommt bei den Geisterspielen einfach nicht so rüber.“
Trotz dieser schwierigen Situation helfe es aber nicht, in Verzweiflung zu verfallen – das sagen Andreas Murr und Beatrix Schötz unisono. Als Gastwirte kennen sie auch die Situation ihrer Gäste, von denen viele durch die Corona-Krise selbst betroffen sind. Stichwort: Kurzarbeit. „Die Leute müssen erstmal sehen, dass sie selbst klar kommen“, so Murr. „Wir wollen nicht jammern, andere Branchen haben es in dieser Zeit auch schwer. Es wäre deshalb wichtig, das wir zusammen da durch kommen.“
Rückgang der Übernachtungen
Ortswechsel: In Reh, knapp drei Kilometer Luftlinie vom Neuen Markt entfernt, leiten Roland und Anja Reininghaus seit 16 Jahren das Hotel und Restaurant Reher Hof. Die allgemeine Wirtschaftslage spiegelt sich im Reher Hof sehr schnell an der Zahl der Übernachtungen wider, denn häufig sind es Monteure und Vertreter, die in dem Gasthaus einkehren. Infolge der Wirtschaftskrise 2009 hatte das Hotel „mindestens 30 Prozent weniger Buchungen“, sagt Roland Reininghaus. Und die Folgen der Corona-Krise seien noch schlimmer. „Die Monteure haben wegen der Krise weniger Wartungstermine in den Werken und die Vertreter kommen seltener, weil sie ihre Arbeit häufig aus dem Homeoffice über Video-Konferenzen erledigen.“
Seit Anfang Juli ist das Restaurant im Reher Hof wieder geöffnet, auch erste Kegelclubs kommen wieder zu Treffen vorbei. „Der Betrieb läuft wieder an, aber sehr langsam“, sagt Reininghaus. Auch deshalb behalten sie den Lieferdienst für Schnitzel und Co. weiter bei.
Weitere Entwicklung abwarten
Soforthilfen halfen dem Reher Hof und auch den beiden Gastronomiebetrieben vom Neuen Markt, um den Umsatzverlust ein bisschen abzufedern. Eine schnelle Unterstützung, für die sie dankbar waren – die aber auf lange Sicht schnell verpufft. „Das Geld gab es nur unter sehr engen Vorgaben, nur für die Betriebskosten. Aber der Wirt wohnt normalerweise nicht in der Gaststätte“, sagt Roland Reininghaus. „Ich habe eine Wohnung zu unterhalten, muss versichert sein – und das Geld muss auch irgendwo her kommen.“
Ob sie die Krise überstehen, das werden die kommenden Monate zeigen, da sind sich die drei Gastronomen einig. Die Zuversicht ist aber da. „Wenn ich daran nicht glauben würde, dann würde ich nicht öffnen“, sagt Andreas Murr, Besitzer vom Café am Markt. „Aber es wird noch lange Zeit dauern, bis es wieder aufwärts geht.“