Hohenlimburg/Remagen. Busreisen unter Corona-Auflagen – wie wirkt sich das auf die Reisefreude aus? Unterwegs mit einem Hohenlimburger Busunternehmen

Morgens, 8.30 Uhr, am Dortmunder Busbahnhof. Für 22 Senioren der Gewerkschaft Verdi geht es heute auf die Straußenfarm Gemarkenhof in Remagen, und zwar mit dem Busunternehmen Reimann Reisen.

Die Busfahrt

Für Reimann ist es einer der ersten Gruppenausflüge nach den ersten Corona-Beschränkungen. Seit dem 30. Mai sind Busreisen in NRW nämlich wieder möglich, wenn auch unter Auflagen. So müssen im Bus Gruppen von 10 Passagieren 1,5 Meter voneinander entfernt platziert werden, dazu kommt das obligatorische Händedesinfizieren, sowie eine Maskenpflicht bis zum Sitzplatz. Schwierig gestaltet sich einzig der Ein- und Ausstieg in und aus dem Bus, weil Fahrgäste aktuell nur über die steilere Hintertür in das Fahrzeug steigen dürfen – für höhere Semester durchaus ein Hindernis, das dank der Hilfestellung von Reisebegleiterin Petra Reimann jedoch überwunden werden kann.

Während der Fahrt weiß dann Busfahrer Michael Kamp seine Fahrgäste zu unterhalten, so dass trotz Staus vor der Rheinbrücke bei Leverkusen gelöste Stimmung herrscht – von Angst vor Corona ist nichts zu spüren. Kurz vor der Grenze nach Rheinland-Pfalz heißt es dann: „Masken auf!“, denn in Rheinland-Pfalz gilt für Busreisen eine generelle Maskenpflicht, auch am Sitzplatz. Eine absurde Situation, findet Kamp: „In allen 16 Bundesländern gelten unterschiedliche Auflagen für Busreisen. Die ändern sich außerdem ständig, was für uns die Planung nicht einfacher macht. Uns geht es im Moment vor allem darum, den Menschen die Angst zu nehmen und zu zeigen, dass Busreisen auch in Zeiten von Corona möglich und vor allem sicher sind, wenn wir alle gemeinsam die Hygieneregeln einhalten“.

Um Vertrauen zu schaffen, wünscht sich Kamp bundesweit einheitliche Regelungen für Busreisen. Die aktuellen Auflagen für NRW seien sinnvoll und gut umsetzbar.

Gruppenbild vor dem Straußenfarm in Remagen, Rheinland-Pfalz.
Gruppenbild vor dem Straußenfarm in Remagen, Rheinland-Pfalz. © Westfalenpost | Leonhard Brandt

Das Reiseziel

Angekommen an der Straußenfarm gibt es zunächst ein üppiges Mittagsbuffet – natürlich auch bestes Straußenfleisch. Anschließend geht es für die Gewerkschafter mit der Bimmelbahn über das große Gelände der Straußenfarm.

Von den schlüpfenden Küken bis zu den Straußen-Senioren können alle Aufzuchtstationen besucht werden. Abstand halten fällt hier leicht, nicht nur wegen Corona, sondern auch weil die neugierigen Strauße mit ihren 1,20 Meter-Hälsen gerne nach Schmuck, Handys oder Fingern der Besucher schnappen.

Die Teilnehmer

Agnes Hein vom Verdi-Bezirksvorstand Westfalen organisiert schon seit 15 Jahren die Reisen des Verbands. Der Ausflug nach Remagen war schon seit längerem geplant, ursprünglich sogar mit zwei Bussen. Für Agnes Hein war es aber keine Option, die Reise wegen Corona abzusagen: „Solange es möglich ist, auch mit Auflagen eine Reise stattfinden zu lassen, war mir ganz wichtig, dass wir das auch schaffen. Außerdem wollen wir als Gewerkschafter gerade jetzt mittelständische Betriebe unterstützen, damit dort keine Arbeitsplätze verloren gehen“. Statt Sorgen vor einer Infektion überwiegt vor allem die Freude, endlich wieder einen gemeinsamen Ausflug unternehmen zu können.

Agnes Hein und die Verdi-Senioren vertrauen weiter auf Busreisen. Schon im August geht es für die Gruppe nach Leiwen an der Mosel.

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Schulterschluss für die Reisebranche

Die Corona-Pandemie trifft Busunternehmen besonders hart. Nur durch Rücklagen und kurzfristige Aufträge aus dem Schienenersatzverkehr war es etwa dem Busunternehmen Reimann möglich, die vergangenen Monate zu überstehen. Nun hofft Petra Reimann, dass die Nachfrage nach Busreisen wieder steigt, und vertraut dabei auch auf den treuen Kundenstamm der Firma: „Wir haben Gruppen, die kommen immer wieder und freuen sich, wenn man sich schon kennt“.

Politisch setzten die hiesigen Busunternehmen zuletzt ein Zeichen für die angeschlagene Reisebranche. Im Schulterschluss waren Reisebusse der Hohenlimburger Unternehmen Reimann und Hausemann und Mager gemeinsam auf Demonstrationen in Düsseldorf und Berlin. „Das hatte schon Auswirkungen und eine hohe Ausstrahlung“, denkt Carl-Wilhelm Winzerling, Geschäftsführung Hausemann und Mager, an die tausenden Reisebusse von Unternehmen aus Deutschland, die bei den Demonstrationen vertreten waren.

„Wir sind von den Aufträgen her quasi Anfang März stehengeblieben und fangen nun wieder neu an“, sagt Winzerling. Regelmäßige Fahrten unter anderem zu den ostfriesischen Inseln gibt es bereits wieder. Dass die Bundesländer unterschiedliche Corona-Regelungen für Busreisen, Hotellerie und Gastronomie haben, erschwere jedoch das Geschäft