Hagen. Während die FESH-Grundschule in Hagen-Haspe wachsen will, ist die Standortfrage der zurzeit in Wehringhausen beheimateten Gesamtschule ungeklärt.
Die Freie Evangelische Schule (FESH) will an ihrem Standort in der Hammerstraße in Haspe expandieren. Die dort beheimatete Grundschule soll ausgebaut werden und von zwei auf drei Klassen pro Jahrgang wachsen. Außerdem ist die Errichtung einer neuen Turnhalle geplant. Bereits mit Beginn des neuen Schuljahres im August wird ein OGS-Bereich (Offener Ganztag) mit 60 Plätzen eröffnet. „Mit der Erweiterung wollen wir die Stadt bei der Bewältigung der steigenden Schülerzahlen unterstützen“, so FESH-Geschäftsführer Thomas Weber.
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Mehr noch als die Grund- bestimmt jedoch derzeit die Gesamtschule der FESH die Diskussion über die zukünftige Schulentwicklung in der Stadt. Nachdem die Allianz mit ihrer Mehrheit im Rat allen Gymnasien eine Bestandsgarantie gegeben hat, soll die von allen Fraktionen gewünschte vierte städtische Gesamtschule im Schulzentrum Wehringhausen untergebracht werden, wo allerdings seit ihrer Gründung im Jahr 2014 die FESH wächst und gedeiht. „Im nächsten Schuljahr starten wir mit der Oberstufe, darauf sind wir sehr stolz“, so Weber.
Noch kein Grundstück gefunden
Doch die Stadt, die das Schulzentrum Wehringhausen ursprünglich an die FESH verkaufen wollte, nach der Flüchtlingskrise 2015 und der damit sprunghaft angestiegenen Schülerzahl jedoch einen Rückzieher machte, möchte das Gebäude nun wieder selbst nutzen. Vertreter der FESH, der Stadtverwaltung und des Rates loteten jetzt in einem ausführlichen Gespräch im Rathaus aus, welcher alternative Standort denn für die christlich geprägte Lehranstalt in Frage kommen könnte. „Die Atmosphäre war gut und ich glaube, es war auch eine wichtige Informationseinheit für alle Beteiligten“, bilanzierte Jochen Becker, Leiter des Fachbereichs Bildung.
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Allerdings wurde auch deutlich, dass sich so schnell keine Lösung der Standortfrage ergeben wird. Weder das Zentralbankgebäude in der Innenstadt noch das Telekom-Gebäude neben der Funckeparkschule noch die Hauptschule in Vorhalle noch das Gelände des Reitervereins auf dem Höing stehen absehbar für eine Schule, die nach Auskunft von Weber rund 6000 Quadratmeter Platz benötigt, zur Verfügung. Auch die Suche nach einem freien Grundstück für einen Schulneubau war bislang erfolglos, das einstmals favorisierte Gelände an der Schlackenmühle in Haspe war finanziell für die FESH nicht zu stemmen.
Mietvertrag endet 2021
Was also tun? Zwar endet 2021 der Mietvertrag für das Schulzentrum in Wehringhausen, doch die FESH braucht sich keine Sorgen zu machen, dass die Stadt sie aus ihrem Domizil vertreibt. Das käme auch einem Eigentor gleich, weil die Stadt dann dafür verantwortlich wäre, wie und wo sie die 333 Schüler, die derzeit die Gesamtschule besuchen, unterbringt.
So ist die Freie evangelische Schule in Hagen organisiert
Die Freie Evangelische Schule (FESH) befindet sich in Trägerschaft eines kirchlich geprägten Vereins. Die Grundschule an der Hammerstraße wurde 1995 gegründet, die Gesamtschule in Wehringhausen 2014. Den Vorstand des Trägervereins, der nur 15 Mitglieder hat, bilden Joachim Stahlschmidt, Roland Kühl und Schwester Brigitte Kalkuhl, Gemeindediakonin der Reformierten Kirche in Hagen. Alle Mitglieder haben einen evangelischen oder evangelisch-freikirchlichen Hintergrund.
Die Grundschule wird zurzeit von 222 Kindern besucht, die Gesamtschule von 333. Nach den Sommerferien wird es erstmals eine 11. Klasse und damit eine Oberstufe geben. 26 Schüler sind dafür angemeldet.
Verpflichtender Religionsunterricht
Die Teilnahme am Religionsunterricht ist – auch in der Oberstufe – für alle Schüler verpflichtend, allerdings muss das Fach nicht im Abitur belegt werden. Die FESH nimmt nach eigenen Angaben auch Kinder aus nichtchristlichen Familien auf, etwa Moslems oder Atheisten.
Die Schule wird zu 87 Prozent vom Land NRW finanziert, die übrigen 13 Prozent muss sie selbst erwirtschaften. Dies geschieht hauptsächlich über einen Elternbeitrag, der an der Grundschule 110 und an der Gesamtschule 130 Euro pro Monat beträgt. Einige Schüler werden durch ein Stipendium des Fördervereins unterstützt.
Dem Förderverein gehören keine Eltern an. Er wird von Henning Rahn, einem Architekten, geführt. Einen Neubau würde die FESH auf Grundlage des sogenannten Vermieter-Modells errichten. Der Förderverein tritt als Bauherr auf, der Schulverein mietet das Gebäude und erhält für Miete und Betriebskosten wiederum 87 Prozent Landesförderung.
Außerdem wird die FESH längst als willkommene Bereicherung der Hagener Schullandschaft akzeptiert. „Wir werden über eine Verlängerung des Mietvertrages reden müssen“, so Becker: „Niemand will eine Situation herbeiführen, in der die FESH ohne Gebäude dasteht.“ Es müsse darum gehen, die FESH als etablierten Schulträger zu erhalten.