Hagen. Katharina Siewert leitet das Hagener Frauenhaus. Sie weiß, dass viele Frauen von ihren Männern oft jahrelang kleingehalten werden.
Das Hagener Frauenhaus verfügt über fünf Wohnungen, jeweils zwei Frauen (eventuell mit Kindern) teilen sich eine Wohneinheit. „Jede Bewohnerin auf Zeit hat aber ein eigenes Zimmer, das ist wichtig, da jede Frau unbedingt einen eigenen Schutzraum benötigt. Nach all dem, was die Frauen im Vorfeld erlebt haben, muss das sein.“ Katharina Siewert kennt die Schicksale der Bewohnerinnen, die oft traumatisiert und völlig verängstigt zu ihr und ihrem Team flüchten. Seit September leitet Katharina Siewert das Hagener Frauenhaus. „Häusliche Gewalt hat viele Gesichter“, sagt die Expertin, „die Frauen erleiden körperliche oder seelische Gewalt und/ oder werden sexuell missbraucht.“
Da die Frauen von ihren Männern, ihren Peinigern, oft über etliche Jahre durch Gewaltausübung kleingehalten werden, fühlen sie sich schwach und wertlos. „Frauen, die zu uns kommen, müssen ihren eigenen Wert erst wiedererkennen. Das dauert manchmal lange, aber die Anstrengung lohnt sich“, sagt Siewert.
Leben ohne Partner kann auch lebenswert sein
Viele der Frauen, die ins Frauenhaus kämen, seien durch ihre kulturellen Wurzeln geprägt und hätten von Kindes an verinnerlicht, dass sie zwingend eine Familie gründen müssten, „mit viel Geduld und Sensibilität zeigen wir den Frauen, dass auch ein Leben ohne Partner lebenswert sein kann.“
Akutschutz vor Gewalt
Das Land NRW fördert die Arbeit der Frauenhäuser durch Zuwendungen zu den Personal- und Sachausgaben. Frauenhäuser sind Einrichtungen, die von physischer oder psychischer Gewalt bedrohten Frauen und ihren Kindern aufgrund eines professionellen Angebotes sofortige Hilfe und Akutschutz vor Gewalt durch Aufnahme und Beratung bieten.
Ein Großteil der Frauen, die eine Wohnung beziehen, kommt mit Kindern, „einige müssen erst erkennen und lernen, dass sie künftig alles selbst managen müssen. Wenn der dominante Partner für sie früher alles geregelt und bestimmt hat, ist Eigenverantwortung nicht ihre Sache. Aber wir vom Haus mischen uns extra nicht ein.“ Wichtig sei es, wieder Struktur in den Alltag der Frauen zu bringen, „hier bei uns erleben sie endlich wieder ein Gefühl von Freiheit, aber sie müssen auch alltagstauglich werden“, unterstreicht die Leiterin.
Eigene Kinderbetreuungsgruppe
Da Kindergartenplätze in Hagen wie auch in anderen Städten rar sind, verfügt das Frauenhaus über eine eigene Kinderbetreuungsgruppe. „Die Frauen müssen schließlich selbst einkaufen gehen und ihren Haushalt stemmen. Da ist es gut, wenn sie ein paar Stunden die Kinder in eine Betreuung geben können.“
Frauen mit jüngeren schulpflichtigen Kindern hätten oft das Problem, dass sie ihre Kinder in weit entlegene Schulen bringen müssten, „die Grundschulen sind überfüllt, da müssen die Frauen mit ihren Kindern oft Fahrzeiten von einer Stunde in Kauf nehmen“, so Katharina Siewert und ergänzt: „Trotzdem ist es ohne Wenn und Aber richtig, das Umfeld, in dem Gewalt welcher Art auch immer regiert, zu verlassen.“