Hagen. Jetzt hängt es von der Bahn ab, ob der Seepark an der Ruhr bald realisiert werden kann oder Hagen in einen juristischen Streit zieht.
Der Countdown läuft: Bis zum 9. Juli muss endgültige Klarheit darüber herrschen, ob die Bahn-Tochter DB-Energie auf den bevorzugten Zugriff auf das ehemalige Rangierbahnhofgelände in Hengstey verzichtet. Mit diesem Schritt würde der Mobilitätsriese den Weg für die städtischen Seepark-Planungen und somit für die Beteiligung an der Internationalen Gartenausstellung 2027 (IGA) frei machen. Wesentliche Voraussetzung bleibt jedoch: Die Stadt muss ein Alternativgrundstück anbieten, auf dem das Unternehmen ein für den Bahnbetrieb dringend erforderliches Umrichterwerk bauen kann.
Die von der Stadt offerierten Alternativflächen an der Dortmunder Straße waren zuletzt von DB Energie nach eingehender Prüfung abgelehnt worden, weil man zu hohe Risiken für eine Genehmigungsfähigkeit sowie zu hohe Kosten erwartete: „Daher haben wir aus planerischer Sicht entschieden, von einem dortigen Bau des Umrichterwerkes und daher auch vom Erwerb des Waldgrundstücks abzusehen.“ Auch SPD und Grüne sowie der Landschaftsbeirat hatten zuletzt erhebliche ökologische und landschaftsschutzrechtliche Bedenken angeführt, ob die angebotenen Areale tatsächlich nutzbar seien.
Alternativfläche an Lennemündung
Um einer drohenden langwierigen juristischen Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen, die aufgrund ihrer Dauer das IGA-2027-Ziel definitiv sprengen würden, hat die Stadt Hagen der Bahn jetzt noch eine weitere Alternativfläche im Mündungsbereich von Lenne und Ruhr angeboten. Die sogenannte „Lennehofweide“ unweit der gleichnamigen A1-Raststätte, die zur Gemarkung Garenfeld zählt, wird zurzeit landwirtschaftlich genutzt, würde jedoch vom Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) auch zum Verkauf angeboten. Das Gelände ist im Flächennutzungsplan bislang für Abwasser-Versorgungsanlagen vorgesehen, käme aber auch für eine andere Projektentwicklung in Frage. Eine erste Prüfung der Bahn hat gezeigt, dass außerhalb des Überschwemmungsbereichs noch genügend Raum für ein Umrichterwerk bleiben würde.
„Wir sehen darin eine große Chance, den Seepark doch noch zu erreichen“, betonte zuletzt Stadtbaurat Henning Keune im Stadtentwicklungsausschuss. Zumal an diesem Standort nicht obendrein noch ein Umspannwerk der Firma Amprion errichtet werden müsste, da der Netz-Betreiber hier die Versorgung von Garenfeld aus sicherstellen könnte. Gleichzeitig berichtete Keune, dass eine Gefährdungsabschätzung zu den Altlastenrisiken auf dem ehemaligen Güterbahnhofgelände in Hengstey ergeben habe, dass die abzusehenden Sanierungskosten in Höhe von bis zu 800.000 Euro sich im Rahmen des Erwartbaren bewegten. Das Geld soll, so die Vorstellung der Stadt, in der Haushaltsperiode 2022/23 aus touristischen Fördermitteltöpfen fließen.
Mittel für die Planung stehen bereit
Mit den konkreten Planungen für den Seepark, könne die Stadt hingegen bereits in nächster Zukunft beginnen, erinnerte der Dezernent daran, dass die Mittel dafür bereits bereitgestellt seien. Allerdings müssten innerhalb seines Ressorts noch die Prioritäten neu definiert werden, um auch über die notwendigen personellen Ressourcen verfügen zu können. Entscheidendes Nadelöhr bleibt jedoch die Zusage von DB Energie für die jetzt angebotene Lennehofweide bis zur zweiten Juli-Woche. Nur bei einem positiven Signal könnte das federführende Eisenbahnbundesamt endgültig die Freigabe der ehemaligen Güterbahnhofsfläche für die Seepark-Ideen erteilen. Lehnt die Bahn-Tochter auch diesen Alternativ-Standort für das Umrichterwerk ab, bleibt der Stadt Hagen lediglich noch die Klage-Perspektive, die vom IGA-2027-Prozess definitiv zeitlich überholt werden dürfte.