Hagen. Temporäre Extra-Radwege im Straßenraum wird es in Hagen vorerst nicht geben – auch nicht während der verkehrsärmeren Sommerferien.

Die Hagener Grünen sind im Rat mit ihrem Vorstoß gescheitert, während der Sommerferien-Wochen zwischen der Bahnhofshinterfahrung und dem Vorhaller Kreisel einen temporären Extra-Radweg (Pop-up-Bike-Lane) auf Kosten einer Pkw-Spur zu etablieren.

Mit dieser symbolischen Aktion, so die Intention der Fraktion, solle den Hagenern, aber auch touristischen Gästen der Stadt mal das Erlebnis beschert werden, wie man sicher und schnell per Rad zu den touristischen Routen im Ruhr- und Lennetal gelangen könne.

Mehr Ausweichverkehr

Das Verkehrsaufkommen in Hagen ist nach den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie nahezu wieder auf dem gewohnten Niveau. Nach einer deutlichen Verringerung im März verzeichnet die Stadt wieder kontinuierliche Anstiege seit Mai.

Außerdem befürchten die Verkehrsplaner, dass ein Extra-Radweg zwischen Bahnhofshinterfahrung und Vorhaller Kreisel dafür sorgt, dass die Autofahrer systematisch auf Schleichwege ausweichen und somit die Verkehrsbelastung in den Wohngebieten steigt.

„So wird der Nutzen der bestehenden Planung bereits vor einer künftigen Umsetzung transparent. Ebenso können Erfahrungen aus dieser Testphase in der Umsetzungsphase berücksichtigt werden“, warb Grünen-Rastherr Hans-Georg Panzer für diesen Vorstoß. Gerade die Urlaubszeit sei für eine solche Initiative geeignet, da in den Sommerferienwochen nicht gleich ein Verkehrschaos auf der Eckeseyer, Bechelte und Herdecker Straße zu erwarten sei.

Idee zeitnah nicht umsetzbar

Stadtbaurat Henning Keune versicherte in der jüngsten Ratssitzung zwar seine Sympathie für eine solche Aktion, machte aber zugleich auch deutlich, dass die Idee zeitnah nicht umsetzbar sei, zumal damit auch ein planerischer, baulicher und finanzieller Aufwand verbunden sei. Zudem handele es sich um eine Bundesstraße, auf der zwischen Schwerte Straße und Bahnhofshinterfahrung immerhin 32.000 bis 35.000 Fahrzeuge am Tag unterwegs seien sowie auf dem Abschnitt bis zum Vorhaller Kreise sogar 49.000 Verkehrsbewegungen gezählt würden. Diese Mengen würden sich auch während der Ferienzeit nur geringfügig reduzieren.

Eine Reduzierung von vier auf zwei Spuren sei lediglich auf Streckenabschnitten mit weniger als 20.000 Autos pro Tag vorstellbar. „Wir sehen uns nicht in der Lage, hier zu handeln“, machte Keune deutlich, dass der Stadt das Personal für eine solche Aktion fehle. Zudem sehe die Verwaltung zurzeit auch keinen Straßenabschnitt in Hagen, wo eine solch ein Extra-Radweg auf der Fahrbahn vorstellbar sei.

Kein Rückenwind anderer Fraktionen

Wenig Rückwind kam auch aus den übrigen Fraktionen. BfHo/Piraten-Sprecher Frank Schmidt äzte gar, dass man wohl schon mehrfach über den Lenker vom Rad geflogen seien müsse, um solch einen Vorschlag zu kreieren. „Es ist wie immer – Initiativen für den Radverkehr werden in Hagen immer abgelehnt“, konterte Panzer in bester Wahlkampf-Manier. 40 deutsche Großstädte hätten bisher mit ähnlichen Projekten auf sich aufmerksam gemacht: „Auch Hagen stünde es gut zu Gesicht, ein solches Angebot zu etablieren – zumindest mal an einem Wochenende in den Sommerferien.“

Stattdessen wurde entschieden, das Thema möglicher Extra-Radwege in Ferienzeiten zunächst im Fachausschuss für Umwelt und Mobilität zu diskutieren – dann allerdings erst nach der Sommerpause. CDU-Fraktionschef Stephan Ramrath stellte in Aussicht, dass man dann ja vielleicht für die Herbstferien eine solche Aktion mal ins Auge fassen können. Fraglich bleibt allerdings, wie viele Radler im Oktober bei Wind und Wetter noch auf ihr Fahrrad steigen mögen . . .