Hagen. Ein Mädchen, drei Jahre alt, hat den Mord an der Mutter in einer Hagener Wohnung miterleben müssen. Der mutmaßliche Täter nahm das Kind mit.

Am Tag eins nach dem Leichenfund in der Hördenstraße in Hagen-Haspe werden immer mehr brisante Details zum Mord und zum verhafteten Tatverdächtigen bekannt. So ist die 38-jährige Frau, die die Polizei am Montag tot in ihrer Wohnung gefunden hatte, in Gegenwart ihrer erst dreieinhalbjährigen Tochter umgebracht worden.

Anschließend nahm jener Mann (24), den die Polizei am Dienstag in Iserlohn als dringend tatverdächtig festgenommen hat, das Kind mit. Der Mann wiederum war mit internationalem Haftbefehl gesucht worden, saß zwischen Ende April und Anfang Juni in Hagen im Gefängnis, musste dann aber auf freien Fuß gesetzt werden.

Mord in Hagen: Tochter hat sich wohl zur Tatzeit in der Wohnung aufgehalten

Die Hagener Staatsanwaltschaft und Polizei teilten mit, dass sich die Tochter der Verstorbenen zur Tatzeit vermutlich in der Wohnung in der Hördenstraße in Haspe aufgehalten hat. Wie genau die Frau zu Tode gekommen ist – dazu machen Polizei und Staatsanwaltschaft weiterhin keine Angaben. Nach Informationen unserer Zeitung ist sie durch eine Vielzahl an Messerstichen getötet worden.

„MK Hörde“ ermittelt in diesem Fall

Die Polizei Hagen hat mittlerweile eine Mordkommission eingesetzt, die die weiteren Ermittlungen aufgenommen hat.

In Anlehnung an den Tatort in der Hördenstraße in Haspe trägt diese den Titel „MK Hörde“.

Eine Mordkommission ist eine Organisationseinheit der Kripo zur Aufklärung von Kapitalverbrechen.

Spezialisten auf unterschiedlichen Gebieten arbeiten in dieser Kommission zusammen.

Der 24-jährige Tatverdächtige, so die Polizei, soll anschließend mit dem Mädchen die Wohnung in Haspe verlassen haben. Zum Zeitpunkt der Festnahme in einem Mehrfamilienhaus in Iserlohn an der Langen Straße befand sich das Kind bei dem 24-Jährigen, der allerdings nicht der Vater ist. Das Mädchen, so teilten die Ermittlungsbehörden mit, sei unverletzt und befinde sich in der Obhut des Jugendamtes. Es musste erleben, wie Spezialeinsatzkräfte der Polizei den Mann verhafteten.

Polizei stürmt nach dem Mord in Hagen die Wohnung des Tatverdächtigen in Iserlohn

Dabei, so berichtet eine Hagener Nachbarin, die in der Wohnung nebenan wohnt, habe sie einen lauten Knall vernommen. Ein maskierter Polizist in Einsatzmontur habe ihr knapp, aber bestimmt zu verstehen gegeben, dass sie die Wohnung nicht verlassen dürfe.

Offenbar war der Tatverdächtige seit rund einer Woche bei einer Familie untergekommen, die in dem Mehrfamilienhaus in Iserlohn lebt. Die Rollläden, so berichten es die Nachbarn, seien seit geraumer Zeit nicht mehr hochgezogen worden.

Haftbefehl gegen den Tatverdächtigen nach dem Mord in Hagen

Auch interessant

Gesucht wurde der 24-Jährige zuletzt aufgrund eines Auslieferungshaftbefehls. Der Beschuldigte wurde am Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt. Nach mehr als zweistündiger Haftvorführung erließ Richterin Lena Weber Haftbefehl wegen Totschlags. Ein Umstand, den Philippos Botsaris, Verteidiger des 24-Jährigen, wie folgt kommentierte: „Der dringende Tatverdacht war nur sehr schwer begründbar.“ Der Verdächtige selbst hatte vor Gericht geschwiegen.

Bei der Festnahme in Iserlohn wird der 24-jährige Tatverdächtige verletzt. Er muss von Sanitäter behandelt werden. Der Mann soll eine 38-Jährige in Hagen ermordet haben.
Bei der Festnahme in Iserlohn wird der 24-jährige Tatverdächtige verletzt. Er muss von Sanitäter behandelt werden. Der Mann soll eine 38-Jährige in Hagen ermordet haben. © Alex Talash

Haft wiederum ist für ihn keine neue Erfahrung. Er hat eine längere kriminelle Vorgeschichte. Wie die Generalstaatsanwaltschaft in Hamm auf Anfrage unserer Zeitung bestätigt, war er wegen Menschenhandels am 12. April mit einem internationalen Haftbefehl serbischer Behörden zur Fahndung ausgeschrieben worden.

Tatverdächtige wurde bereits im April in Hagen festgenommen

Am 24. April wurde er schließlich in Hagen festgenommen. Das Oberlandesgericht Hamm wiederum hat am 5. Mai einen vorläufigen Auslieferungshaftbefehl erlassen. „Dieser dient dazu, den Eingang der Auslieferungsunterlagen abzuwarten“, so Dr. Christiane Holzmannn, Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft. Dafür hatte der serbische Staat 40 Tage Zeit.

Als diese Frist verstrichen war und die Unterlagen nur unvollständig vorlagen, musste der 24-Jährige nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft auf freien Fuß gesetzt werden. Am 2. Juni wurde der Mann daher aus der vorläufigen Auslieferungshaft entlassen.

Erneuter Haftbefehl am 9. Juni: Hagener Polizei entdeckt Leiche

Einen Tag später gingen die Unterlagen doch noch ein. Folge: Am 9. Juni erging erneut Haftbefehl gegen den 24-Jährigen. Das war auch der Grund dafür, dass die Hagener Polizisten den Mann am Montag in der Wohnung an der Hördenstraße festnehmen wollten.

Es war der Tag, an dem sie die Leiche der 38-Jährigen entdeckten. Sie ist die Ex-Lebensgefährtin des Verdächtigen. Der Leichnam der Frau soll nach Informationen unserer Zeitung bereits mehrere Tage in der Wohnung gelegen haben.

Weitere Nachrichten aus Hagen gibt es hier.