Hagen-Mitte. Er kennt den Einzelhandel und die Einkaufsmöglichkeiten in Hagen gut: Romano Rubino von „C.I“.

Er kennt die Modebranche und den Einzelhandel seit 25 Jahren - mit all den Höhen und Tiefen, die die Bereiche mit sich bringen. Romano Rubino, Eigentümer des Stores C.I. (früher „Check In“) in der Kampstraße 11 a, bewertet das Angebot des Hagener Einzelhandels als durchwachsen. Genau wie die Hagener Kunden, „sie sind ein klein bisschen wie Ruhrpottler und etwas mehr wie Sauerländer“, sagt Romano Rubino, der italienische Wurzeln hat, in Essen geboren wurde und seit über 25 Jahren in Hagen lebt. Und hier sein Geschäft, mit dem er innerhalb der Innenstadt mehrmals umgezogen ist, betreibt.

Romano spürt Independence-Labels auf

Um im Einzelhandel überleben zu können - und da mache Hagen keine Ausnahme - müsse man seine Nische finden, sagt der Geschäftsmann. Übrigens spricht fast niemand den Chef förmlich mit „Herr Rubino“, sondern freundschaftlich mit seinem Vornamen an. Wo also liegt Romanos Nische? „Meine Kunden suchen nicht das, was heute, sondern das, was morgen angesagt ist“, sagt der 55-Jährige mit fester Stimme. Und erläutert seine Strategie: „Ich spüre Independence-Labels, die noch recht unbekannt sind, auf Messen in ganz Europa auf, und führe sie in meinem Laden, der sich durch eine sehr aufgeschlossene Kundschaft auszeichnet, ein. Wenn die Marken dann aber mainstream und kommerziell werden, nehm’ ich sie aus meinem Laden raus.“ https://www.wp.de/staedte/hagen/heimatcheck-hagen/ein-zeugnis-fuer-hagen-so-bewerten-die-buerger-ihren-ort-id229122388.html

Er bereite praktisch den Markt vor, sagt Romano nicht ganz unbescheiden und ergänzt: „Ich bin bestimmt kein Modepapst, aber in 80 Prozent meiner Label-Auswahl liege ich richtig.“

Note 3.03 für den Hagener Einzelhandel

Die Teilnehmer unseres Heimatchecks haben den Hagener Einzelhandel im Durchschnitt mit befriedigend (Note 3,03) bewertet. „Das Potenzial in Hagen ist nicht mit Dortmund zu vergleichen – weder für Kunden, noch für Ladenbesitzer“, sagt Romano. Damit spielt er, der ja aus Essen, seiner Meinung nach einer „richtigen Großstadt“ kommt, auf die Größe von Hagen (etwa 190.000 Einwohner) an.

Hagen-Wehringhausen: Einkaufen vor der eigenen Haustür

Sie kennt die Zeit der Tante-Emma-Läden noch gut, „deshalb finde ich es ja auch schön, dass es hier noch so viele kleine Geschäfte gibt“, sagt Christel Kalthoff. Die alte Dame lebt seit über 20 Jahren in Wehringhausen, genauer gesagt am Buschey. Über die Einkaufsmöglichkeiten könne man in Wehringhausen wahrlich nicht klagen, unterstreicht die 88-Jährige, „vor allem können wir hier das meiste ohne Auto besorgen.“

Mit „wir“ meint Christel Kalthoff sich und ihren Sohn. Peter Kalthoff ist körperbehindert, sitzt im Rollstuhl. In der Regel kümmern sich Mutter und Sohn gemeinsam um den Einkauf. „Das klappt gut, an meinem Elektro-Rollstuhl hab’ ich hinten einen großen Rucksack befestigt, da passt etliches rein“, sagt der 55-Jährige. Christel Kalthoff lächelt: „Ja, mein Sohn muss mit seinem Rollstuhl Kartoffeln und Äpfel schleppen.“

Auch im Rahmen unseres Heimatchecks wurde Wehringhausen von den Teilnehmern als Quartier mit recht guten Einkaufsmöglichkeiten bewertet und erhielt als Note eine Zwei minus (2,43). Die schlechteste Note in puncto Einkaufen gab es für das Gebiet an der Lenne: Die Bewohner des Viertels vergaben hier ein schlechtes ausreichend (4,38).

Netto-Markt wurde jüngst renoviert

Aber zurück zu den Kalthoffs: „Der Netto-Discountmarkt hier schräg gegenüber in der Moltkestraße ist renoviert worden und hat vor kurzem wieder geöffnet“, sagt die 88-Jährige zufrieden. Und auf der Lange Straße reihe sich ein Laden an den nächsten. „Wir steuern häufig den Bioladen, die Bäckerei Kamp und die Metzgerei Regenbogen an“, sagt Peter Kalthoff. „Und den Obst- und Gemüseladen eines ausländischen Betreibers“, ergänzt Christel Kalthoff, „der ist richtig gut, es gibt nichts, was es dort nicht gibt“.

Die Stufen vor dem Eingang zum neuen Unverpackt-Laden an der Lange Straße machen Peter Kalthoff zu schaffen, „doch wenn jemand mitbekommt, dass ich Probleme hab’, hilft er sofort.“ Auch in dem kleinen Kiosk, in dem er häufig und gern einkaufe, habe er bislang nur gute Erfahrungen gemacht, „das freut und beruhigt uns besonders, da viele doch immer über Wehringhausen und seine Bewohner schimpfen“, unterstreicht Christel Kalthoff.

Wenig los auf dem Wochenmarkt

Auch der Wochenmarkt freitags auf dem Wilhelmsplatz wird von den beiden aufgesucht, „da ist seit ein paar Jahren zwar leider nicht mehr viel los, doch vorbeischauen tun wir schon.“

Getränkekästen und Tiefkühlkost lassen sich die Kalthoffs von Lieferanten nach Hause bringen, und für einen „echten Großeinkauf dann und wann“ fahren sie mit dem Auto zu Real nach Haspe. „Aber Zweidrittel aller Dinge, die wir benötigen, bekommen wir hier vor der eigenen Haustür“, loben Christel und Peter Kalthoff.

„Als ich mit 28 Jahren nach Hagen gekommen bin, war es hier anfangs nicht leicht für mich. Hagen war und ist natürlich kein Dorf, aber ein bisschen kleinstädtisch geht es hier doch manchmal zu. Dafür ist es aber auch nicht so anonym wie in einer Großstadt mit mehreren hunderttausend Einwohnern. Alles hat eben ein Für und Wider.“

Bei „C.I.“ gibt es auch Garderobe und Sneakers, die es nicht an jeder Ecke zu kaufen gibt.
Bei „C.I.“ gibt es auch Garderobe und Sneakers, die es nicht an jeder Ecke zu kaufen gibt. © WP | Michael Kleinrensing

Auf jeden Fall sei er in Hagen angekommen, mit seiner Familie längst hier zu Hause. Die Lage seines Ladens in der Kampstraße sei relativ gut, die Größe mit knapp 200 Quadratmetern passend. Romano Rubino beschäftigt zwei feste Mitarbeiter und einen Azubi. https://www.wp.de/region/sauer-und-siegerland/heimatcheck/der-grosse-heimat-check-hier-leben-die-menschen-am-liebsten-id229123010.html

„Das Ausbilden junger Leute ist mir wichtig. Daher sitze ich auch im Prüfungsausschuss und nehme Prüfungen zum Einzelhandelskaufmann bzw. zur Einzelhandelskauffrau ab.“

Selbstverantwortung

Bedauerlich findet er, dass es immer weniger inhabergeführte Geschäfte gibt – in Hagen, aber auch in anderen Städten. „Ich glaube, wenn ein Inhaber selbst im Laden steht, gibt er sich mehr Mühe. Und er übernimmt mehr Selbstverantwortung, nimmt zum Beispiel auch mal selbst den Besen in die Hand, um vor dem Schaufenster zu fegen.“

Wie Romano den Trend des Online-Shoppings sieht? „Die Uhr kann nicht mehr zurückgedreht werden, das ist klar. Du musst wissen, wie deine Kunden ticken. Und individuell sein.“ So bietet Romano bei „C.I.“ Marken aus den Bereichen Streetwear und Workwear (legere Garderobe) sowie Fashion-Labels an, die es in Hagen ausschließlich bei ihm gibt. „Und die Kunden wollen bespaßt werden, du musst ab und zu ein kleines Event im Laden auf die Beine stellen. Das Wichtigste aber: Als Einzelhändler musst du mit der Zeit gehen und darfst nicht rosten.“