Hagen. Die Große Strafkammer des Landgerichts Hagen hat es schwer mit der Wahrheitsfindung. Auf der Anklagebank: zwei Rocker der Freeway Riders.

Wurde der junge Hagener (22) auf offener Straße von hinten umklammert, bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt und schließlich im Auto zum Vereinsheim des Rockerclubs Freeway Riders in Kückelhausen verschleppt? Wurden ihm ein Messer und eine Schusswaffe vorgehalten, um 4000 Euro aus Drogenschulden einzufordern?

Um es gleich vorweg zu sagen: Die Angaben des Geschädigten, der am Montag in dieser Sache aus der Haft vorgeführt und als Zeuge vernommen wurde, sind teilweise sehr widersprüchlich und nur mit Vorsicht als glaubwürdig einzustufen. Hinzu kommen die permanenten Störfeuer der Konfliktverteidiger: Der Großen Strafkammer des Landgerichts unter Vorsitz von Richter Christian Hoppe wird die Aufgabe der Wahrheitsfindung diesmal nicht einfach gemacht.

Auch interessant

Angeklagt sind zwei Brüder (23 und 27 Jahre alt), die zum Umfeld des mittlerweile aufgelösten örtlichen Rockerclubs gehört haben sollen und die unisono schweigen. Sie sitzen in Untersuchungshaft. Die Vorwürfe gegen sie lauten auf versuchte schwere räuberische Erpressung, gefährliche Körperverletzung und Freiheitsberaubung.

Unbekannter Mittäter

Rückblende: 15. Januar, 22.55 Uhr, vor dem Eingang der Spielhalle „Spiel mit“ am Emilienplatz: Die beiden Angeklagten und ein unbekannter Mittäter sind auf dem Video zu sehen, das eine Überwachungskamera am Tatort aufzeichnet. Der Geschädigte wird vom jüngeren Angeklagten von hinten mit dem Arm umklammert und bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt. Das Opfer mildert allerdings im Zeugenstand den Vorfall ab: „Ich konnte noch atmen, nicht so schlimm war das.“

Zu der erzwungenen Fahrt im blauen Opel sagt der Geschädigte: „Ich musste hinten einsteigen. Da war auch ‘ne Plastikknarre, aber die war nicht echt.“ Wohl aber das Klappmesser mit der 15 Zentimeter langen Klinge: „Ich wurde damit bedroht.“

Kokaingeschäfte

Angekommen im Vereinsheim der Freeway Riders, sei dort das Geld aus Kokaingeschäften von ihm eingefordert worden. 4000 Euro. Die sollte er bis zum nächsten Abend, 18 Uhr, auftreiben. Der Zeuge fühlte sich bedroht: „Ich hatte Angst, dass sie mir Stress machen, dass sie mich schlagen. Ich wohne in einer Flüchtlingsunterkunft, hatte Angst um mein Leben.“

Der Prozess, für den insgesamt acht Verhandlungstage vorgesehen sind, geht am Dienstag weiter.