Hagen. Daniel Kwauka wusste gleich, dass ein Notfall vorlag, als er den Citroen auf der Verkehrsinsel stehen sah. Er hielt sofort an und sprang hinzu.

Daniel Kwauka (36) ist Rettungsassistent, und als solcher irgendwie immer im Dienst. Er hat es sich zur Gewohnheit gemacht, auch privat im Auto einen Beatmungsbeutel mitzunehmen, und an seinem Schlüsselbund hängt eine Beatmungsfolie. Anderen Menschen helfen zu können, das habe ihn schon als Kind fasziniert, sagt er.

Am Donnerstag war er gerade erst von zu Hause losgefahren und auf die Alexanderstraße eingebogen, als er den Transporter mit eingeschaltetem Warnblinklicht vor und den Citroen mitten auf der Verkehrsinsel bemerkte. Ein Mann und eine Frau bemühten sich um eine Person auf dem Fahrersitz, Kwauka war sofort klar, dass es sich um einen Notfall handeln musste. Er hielt an und sprang hinzu, gemeinsam hoben sie eine Frau aus dem Citroen und legten sie auf den Boden. Wie es die Erste-Hilfe-Regeln vorschreiben, überstreckten sie ihren Kopf und überprüften zehn Sekunden lang die Atmung. „Aber da war nichts“, sagt Kwauka.

Den Blutfluss in Gang bringen

Nun zerschnitten sie die Kleidung der Bewusstlosen, sie suchten den Druckpunkt, von dem aus man das Herz massiert und der sich am unteren Ende des Brustbeins befindet. Fünf bis sechs Zentimeter tief müsse man drücken, erläutert Kwauka, hundertmal pro Minute, um das Herz aufzupressen und den Blutfluss in Gang zu bringen: „So entsteht ein Notkreislauf, denn das Gehirn darf nicht lange ohne Sauerstoff bleiben, sonst sterben die Zellen unwiederbringlich ab.“

Und während der andere Mann, dessen Namen Kwauka nicht kennt, die Herzmassage übernahm, holte er sein Equipment hervor und beatmete die Frau. Auch die andere Frau half mit, ihrem Verhalten und Wissen nach muss sie medizinische Erfahrung gehabt haben, sagt Kwauka. Er kannte sie nicht, und als die Polizei kam und ein Beamter die Herzdruckmassage übernahm, war sie plötzlich verschwunden. Aber das wurde Kwauka erst später bewusst, er freute sich, dass die Erste Hilfe von Erfolg gekrönt war und der Herzkreislauf der Citroen-Fahrerin wieder einsetzte: „Das war ein schönes Erlebnis. Im Dienst erlebe ich leider oft eine erfolglose Reanimation, weil es, wenn ich am Einsatzort eintreffe, keine Ersthelfer gibt.“

Internistischer Notfall

Doch diesmal ging alles, so weit man das bei solch einem Ereignis sagen kann, gut aus, die Patientin (39), die wohl wegen eines internistischen Notfalls die Kontrolle über ihr Auto verloren hatte und an der Verkehrsinsel hinter dem Steuer zusammengesackt war, wird aller Voraussicht nach keine bleibenden Schäden davontragen. Nur dass die beiden anderen Ersthelfer auf einmal wie vom Erdboden verschluckt waren, wundert Daniel Kwauka: „Erste Hilfe ist Teamarbeit. Sie haben genauso viel geleistet wie ich.“

Daniel Kwauka sagt, dass viel mehr Menschen die Grundlagen der Ersten Hilfe beherrschen sollten: „90 Prozent aller medizinischen Notfälle geschehen innerhalb der Familie, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz.“ Umso fataler sei es, wenn man dann nicht helfen könne. . .

Gegen Mauer geprallt und Mast touchiert

Die Frau war mit ihrem Citroen auf der Alexanderstraße in Richtung Ischeland unterwegs, als sie die Kontrolle verlor, von der Fahrbahn abkam, gegen eine Mauer prallte, einen Mast touchierte und endlich auf der Verkehrsinsel zum Stillstand kam.

Nach der Reanimation wurde sie ins Allgemeine Krankenhaus eingeliefert.

Der Citroen musste abgeschleppt werden. Nach Angaben der Polizei entstand ein Gesamtschaden von über 2000 Euro.

Er selbst, Rettungsassistent bei den Maltesern, freiwilliger Feuerwehrmann, Vater von zwei Kindern (1, 3), hat ein Faible fürs Helfen. Und auch wenn seine Eltern nicht in sozialen Berufen tätig seien, die Empathie habe er von ihnen, sagt er. Und dass er seinen Großen – er meint den Dreijährigen – manchmal mitnehme zur Feuerwehr und zu den Maltesern. Denn dass es gut ist, wenn man helfen kann, das sollen seine Kinder lernen.