Hohenlimburg. Der Borkenkäfer hinterlässt auch in den Wäldern um Hohenlimburg seine Spuren. Das wird deutlich sichtbar an einer riesigen Freifläche im Forst
Im Wesselbachtal liegt ein Fleck, mehr als drei mal so groß wie das Kirchenbergstadion und dessen Boden bei praller Sonne so heiß wird, wie die Sahara-Wüste. Die Erde ist trocken und viele Stämme sind tot. „Das sind alles abgestorbene Fichten“, sagt Johanna Dreps-Kahl vom Forstbetrieb Dreps. Die Firma betreut seit vergangenem Jahr die fürstlichen Wälder und kämpft mit den Spuren des Borkenkäfers – oder genauer: des „Buchdrucker“.
Diese Art befällt mit Vorliebe Fichtenbäume. Dass diese so zahlreich auf einzelnen Flächen wie etwa im Wesselbachtal vorhanden waren, wurde den Bäumen zum Verhängnis. „Jetzt kann man sagen, die bösen Förster haben nur Monokulturen gemacht, weil sie am Geld interessiert waren“, so Dreps-Kahl. „Aber da vermisse ich den historischen Hintergrund.“
So seien nach dem II. Weltkrieg große Waldflächen von den Siegermächten als Wiedergutmachung abgeholzt worden. „Die Leute brauchten aber schnell wieder Bauholz und Brennholz und die haben Bäume wie die Fichte gepflanzt, die dafür geeignet sind und schnell wachsen.“ Umstände, die mehr als 70 Jahre her sind, aber Folgen bis in die Gegenwart hätten.
“Man kann in der Forstwirtschaft nicht heute entscheiden und morgen steht der Mischwald da“, so Dreps-Kahl. „Der Wald wächst in langen Abständen und seit mehr als 30 Jahren wird versucht, einen Umbau einzuleiten.“
Zurück zu der trockenen Fläche in der Wesselbach: Wie geht es dort weiter? Kurzfristig wolle man nicht aktiv werden, sagt Dreps-Kahl, aber in den kommenden Jahren sei eine Bepflanzung zumindest angedacht
Viele Flächen ohne Befall
„Wir kommen vielleicht dahin, dass wir auf diese Fläche viel Kiefer bringen.“ Eine Baumart, die sich gut an die Trockenheit anpassen kann. „Und in vielen Jahren wird sich dann die nächste Förster-Generation anhören müssen, wie konntet ihr nur Kiefer-Monokulturen anpflanzen, das ist für die Biodiversität eine Katastrophe“, sagt Dreps-Kahl, „Aber wir haben momentan kaum andere Möglichkeiten.“
Dass sich der Borkenkäfer an den Rändern der trockenen Fläche weiter ausbreitet, davon geht sie nicht aus. „Auf der Fläche rundherum stehen in der Regel Birke, Lerche, teilweise Fichte, Douglasie – das sind sehr junge Bestände.“
Und bedroht der Borkenkäfer weitere Flächen im fürstlichen Forst? „Wir sehen hier noch viele Flächen, die voll bestockt sind und ohne aktiven Befall“, möchte Dreps-Kahl den Zustand gerne beibehalten. Ihre Strategie: Neue Kulturen unter befallenen Bäumen entwickeln, ohne diese zu fällen. Die trockenen Bäume sollen am Wegesrand entsprechend zurück geschnitten werden, damit abbrechenden Äste nicht zur Gefahr für Wanderer werden. „Dann versuchen wir, die positive Wirkung des Schattens zu nutzen, damit sich neue Samen in der Kühle besser entwickeln.“
Mehr als 700 Sonnenstunden
Am Ende des meteorologische Frühlings 2020 zeigt sich: die Monate März bis Mai waren zu warm, genau wie 2019 und 2018. Die Abweichung der Temperatur lag diesmal bei plus 1,1 Grad in Bezug auf den langjährigen Mittelwert der international gültigen Klimareferenzperiode von 1961-1990, legt der Hagener Meteorologe Bastian Rissling vor. „Gerade der April war deutlich zu warm, während der Mai wie auch schon im letzten Jahr zu kühl ausfiel.“ Auffallend auch die Trockenheit. „Mit 116 Liter pro Quadratmeter fiel in Hohenlimburg in den vergangenen drei Monaten nur etwas mehr als die Hälfte der sonst üblichen Niederschlagsmenge.“ Mit über 700 Sonnenstunden war dieser Frühling zudem der sonnigste seit Aufzeichnungsbeginn.