Hagen. Das Miteinander von Politik, Verwaltung und Bürgerschaft in Hagen erhält beim WP-Heimatcheck keine guten Noten.
Der Einsatz der örtlichen Lokalpolitiker für die Interessen der Bürger und die Belange der einzelnen Stadtteile wird von den Hagener Bürger eher kritisch beurteilt. In der Heimatcheck-Umfrage der Stadtredaktion reichte es für die Stadt lediglich für die Schulnote 4 plus (3,76).
Im Vergleich mit den übrigen Kommunen und Kreisen des ebenfalls befragten südwestfälischen Raumes, in denen die Mandatsträger und Verwaltungen für das Miteinander mit den Menschen durchweg Bewertungen zwischen 2 minus und 3 minus erhalten, weist Hagen somit das schwächste Resultat auf.
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Besonders unzufrieden sind die Hagener mit dem Einsatz, Handeln und der Präsenz von Kommunalpolitik und Verwaltung in Altenhagen, in der Innenstadt sowie im Nordwesten (Boelerheide, Eckesey, Vorhalle), während es in Boele/Kabel, Emst und Haspe durchaus positivere Bewertungen gibt.
Insgesamt erhalten Kommunalpolitik und Verwaltung das schlechteste Hagen-Ergebnis aller Umfrage-Themenfelder. Ein erschreckendes Indiz dafür, dass die Protagonisten im Rathaus inzwischen die Nähe, das Verständnis und somit auch die Akzeptanz komplett zu verlieren drohen. Eine Entwicklung, die sich zuletzt auch bei zahlreichen Stadtentwicklungsthemen zeigte.
Hohe Skepsis bei Bauprojekten
So gelingt es der Stadt vorzugsweise bei Bauprojekten inzwischen immer seltener, die Zustimmung für Investitionsentscheidungen zu gewinnen. Dabei sei an dieser Stelle beispielsweise an die Cargobeamer-Idee, die Erweiterung der AWO-Klinik im Deerth oder das Feuerwehrgerätehaus in Halden erinnert. Prompter Widerstand formierte sich ebenfalls, als die Erweiterungspläne der Firma Riepe am Loxbaum oder auch die Hotel-Idee an der Feithstraße im Schatten der Fernuniversität bekannt wurden. In beiden Fällen kassierte die Verwaltung die Planungen wieder ein, um noch einmal nachzubessern und den Entscheidungsfindungsprozess auf juristisch sichere Füße zu stellen. Und die noch weiterhin nicht abgeschlossene Entwicklungsplanung rund um den Block-1-Komplex in Wehringhausen wird ebenfalls kaum als Paradebeispiel für gelebte Bürgerbeteiligung in die Chroniken der Stadt eingehen.
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„Es ist einfach fatal, wenn Bürger durch Entwicklungen überrascht werden“, weiß auch Martin Erlmann (63). Der Boeler, der seit 21 Jahren für die CDU im Rat sitzt, räumt ein, dass es selbst den Mandatsträgern bei Projekten immer häufiger so ergeht. Hinzu komme, dass es für ehrenamtliche Politiker bei der Komplexität und Vielfalt mancher Themen inzwischen kaum mehr machbar sei, sach- und fachgerecht zu entscheiden. Umso wichtiger sei es, gegenüber den Bürgern für Transparenz zu sorgen, und die Diskussion nicht der Dampfablasskultur im Internet zu überlassen. Politik habe ohnehin mit der Verdrossenheit der Bürger zu kämpfen: „Durch Sparmaßnahmen und Restriktionen verliert die Kommune auch an Bürgernähe.“
Kontakt mit ehrlichen Gesprächen
Dabei scheut Erlmann keineswegs den Kontakt mit den Menschen: „In Boele kenne ich fast jeden und werde auch permanent angesprochen, wenn ich zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs bin. Und dann muss ich mich auch meiner Haut erwehren und erlebe ehrliche Gespräche. Man muss eben auf seine Schäflein zugehen“, betont der pensionierte Polizist, der ganz bewusst auf Anzug und Krawatte verzichtet, um einen nahbaren Eindruck zu machen. Eine Qualität, die auch Heinz-Dieter Kohaupt als Bezirksbürgermeister des Hagener Nordens lebt. Eine Nähe zu den Menschen, die sich auch in dem Hagener Top-Ergebnis für den Raum Boele/Kabel widerspiegelt.
„Kommunalpolitik ist nicht abstrakt, wir handeln nah an den Menschen und werden sofort mit den Ergebnissen konfrontiert“, hat Thorsten Kiszkenow (47), Fraktionschef BfHo/Piraten, erst in dieser Wahlperiode seine Leidenschaft für die Arbeit im Rat entdeckt. Allerdings hat er auch festgestellt, dass die Bürger einer Großstadt auch selbst die Initiative ergreifen müssen, sich über aktuelle Entwicklung auf dem Laufenden zu halten. „Dazu könnten auch Instrumente wie ein Rats-TV mit Aufzeichnungen der Sitzungen gehören“, will Kiszkenow über solche Kanäle die Youtube-Generation enger an die Politik heranführen. Allerdings räumt der Piraten-Politiker auch ein, dass die Entscheidungswege häufig viel zu langwierig seien, als dass Menschen sie permanent nachverfolgen möchten: „Einen so langen Atem hat kein Bürger.“