Hagen. Die Volmetaler geben im Heimatcheck ihrem Quartier beste Noten, die Altenhagener sehen ihr Viertel skeptisch. Hier die Stadtteil-Ergebnisse.
2978 Hagener und 357 Breckerfelder haben abgestimmt. Und die Gewinner sind – das Volmetal und Breckerfeld. Dieser Eindruck drängt sich jedenfalls auf, wenn man auf die nackten Zahlen des großen WP-Heimat-Checks blickt. In keinem anderen Hagener Stadtteil leben die Menschen so gern wie entlang des Flusses im Hagener Süden und in den Dörfchen auf den Höhen. Und sogar in keiner anderen Stadt in ganz Südwestfalen leben die Bewohner so gerne wie in Breckerfeld. 1,87 (Volmetal) und 1,50 (Breckerfeld) lauten die entsprechenden Schulnoten, die die Teilnehmer auf einer Skala von ein bis sechs für ihren Wohnort vergeben haben.
Wo es Gewinner gibt, gibt es auch jene, die aus weiter Ferne auf das Treppchen blicken: In diesem Fall zum Beispiel die Altenhagener (3,83) oder die Wehringhausener (3,13).
Die schönen Seiten der Hagener Verlierer
Aber: Greift eine Betrachtung, die sich nur auf Zahlen beschränkt, nicht viel zu kurz? Auf jeden Fall – findet beispielsweise Ioannis Gaitanoglou, der seit sechs Jahren mit seiner Frau Anthussa und seinem kleinen Sohn Savvas (2) in dem Stadtteil lebt, der die schlechtesten Noten von seinen Bewohnern bekommen hat: „Altenhagen ist so viel mehr als die Alleestraße oder die Friedensstraße“, sagt der Familienvater mit Blick auf jene Straßenzüge, die in den letzten Jahren zum Jahreswechsel wegen tätlicher Angriffe auf Polizisten und Rettungskräfte für negative Schlagzeilen gesorgt haben.
Gaitanoglou gerät sogar ein bisschen ins Schwärmen, wenn man mit ihm, der er in Gevelsberg geboren wurde und in Haspe aufwuchs, über Altenhagen spricht: „Es ist hier wirklich schön. Ein Kiosk, ein Bäcker, ein kleiner Lebensmittelladen – alles um die Ecke. Keine 100 Meter entfernt entsteht ein neuer Kindergarten. Bis in die Innenstadt ist es nicht weit. Und den Funckepark haben wir direkt in der Nachbarschaft. Uns gefällt es hier.“
Die Menschen haben keine freie Wahl
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Was zu einem Mann führt, der sich als Soziologe schon sehr lange damit auseinandersetzt, was Menschen eigentlich mit ihrem Wohnort verbinden und warum sie wohin ziehen.
Erste Erkenntnis: „Aus soziologischer Sicht haben die Menschen keine frei Wahl, wenn es darum geht, ob sie im Volmetal, auf Emst oder in Altenhagen wohnen“, erklärt Professor Frank Hillebrandt, der einen Lehrstuhl für Soziologie an der Fernuniversität in Hagen hat und selbst in Münster wohnt. „Einige können nur dahin ziehen, wo sie sich Wohnen auch leisten können.“
Identifikation mit dem eigenen Umfeld
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Zweite Erkenntnis: Was bleibt, sei der „Geschmack der Notwendigkeit“, so Hillebrandt, „die Menschen auch in prekären Quartieren wollen gar nicht weg und beginnen, eine gewisse Identifikation mit ihrem Umfeld aufzubauen. Anders ist ein ,Überleben’ gar nicht möglich.“
Was die These des Wissenschaftlers unterstreicht: Auch viele Altenhagener leben gern in ihrem Viertel. 7,6 Prozent aller Menschen aus dem Stadtteil, die beim Heimat-Check mitgemacht haben, vergeben die Note sehr gut, immerhin 14,1 Prozent die Note gut und noch 21,1 Prozent ein befriedigend. Wobei es natürlich Unterschiede gibt, wie unter anderem das Beispiel Emst zeigt: 36,7 Prozent sehr gut, 42 Prozent gut, 12,2 Prozent befriedigend.
Blickt man auf das große Ganze, so bestätigt der Heimat-Check, was bereits das WP-Bürgerbarometer vor ziemlich genau drei Jahren hervorgebracht hat: Die Hagener leben gerne oder sehr gerne in ihrer Stadt. 71 Prozent gaben 2017 diese Antwort. Bei 2,59 liegt die Durchschnittsnote beim Heimat-Check.