Hagen-Mitte. Vor dem Restaurant Novy’s am Hagener Kunstquartier können die Gäste jetzt in kleinen Gewächshäusern speisen. Das soll Zusatzsitzplätze schaffen.
„Wenn ich jetzt diese ungewöhnliche Maßnahme nicht ergreife, brauche ich unser Restaurant erst gar nicht wieder zu öffnen“, sagt Thomas Bielefeld und blickt auf zwei von sieben Gewächshäusern, die am heutigen Dienstagmittag,12. Mai, bereits aufgebaut waren und ab dem Abend als kleine Speise-Locations genutzt werden können. Der Gastronom, der gemeinsam mit seiner Frau Tamara die Brasserie Novy’s am Kunstquartier betreibt, gestaltet seine Außenfläche neu, um dort witterungsunabhängig und somit mehr Gäste bedienen zu können – in kleinen Gewächshäusern.
Idee stammt aus Amsterdam
„Die Idee stammt aus Amsterdam“, sagt Thomas Bielefeld und ergänzt: „Ich habe, als in der vergangenen Woche der Termin für die Wiederöffnung von Gastrobetrieben samt vorgeschriebener Auflagen bekannt wurde, sofort im Internet recherchiert, wo es solche Gewächshäuser, die als Essplätze genutzt werden können, gibt.“
Am Montag in der Früh ist Bielefeld losgefahren, hat kurz vor Trier die Bausätze für sieben Häuser gekauft und mittags mit seinem Team begonnen, die transparenten Einzelteile zu montieren. „Die Maloche – ein Albtraum“, schüttelt der erfinderische Gastronom geschafft den Kopf, „aber ich bin mir sicher, die Arbeit hat sich gelohnt.“
Zwei sechs Quadratmeter große Plexiglashäuser, in denen bis zu vier Personen essen können, stehen nun im Biergarten des Novy’s, außerdem fünf kleinere, vier Quadratmeter große Häuser, die sich an zwei bis drei Gäste richten. Die ungewöhnlichen Speise-Locations stehen auf rotem Teppichboden, sind stimmig beleuchtet, mit einer kleinen Heizung versehen und mit Tischen, Stühlen, Tischdecken und Kerzen ausstaffiert. „Vielleicht sprechen wir mit dem etwas schräg-verrückten Konzept ja auch neue, jüngere Kunden an“, hoffen Tamara und Thomas Bielefeld.
Temporäre Nutzung
Auf die Frage, ob er im Vorfeld mit Vertretern der Stadt Hagen gesprochen oder sich nach einer Genehmigung für die Gewächshäuser, die aufgrund ihrer temporären Nutzung vermutlich als „fliegende Bauten“ eingestuft werden, erkundigt habe, antwortet Bielefeld: „Jetzt ist nicht die Zeit für Bedenkenträger. Die Häuschen sind stabil im Boden befestigt und haben auch keine erhöhte Bodenplatte.“
Er wisse schon, dass die aufgestellten Gartenhäuser aus Plexiglas für den Museumsplatz keine optische Aufwertung bedeuten würden, „doch ich will mit unserem Restaurant hier nicht in Schönheit sterben.“ Außerdem handele es sich um eine provisorische Lösung, „wenn die strengen Abstands- und Tischbelegungsvorschriften gelockert werden, kommen die Häuser wieder weg.“ Die Investition für die sieben Exemplare sei zum Glück überschaubar gewesen. https://www.wp.de/staedte/hagen/lockerung-aufatmen-und-skepsis-in-hagens-gastro-szene-id229061299.html
Eineinhalb Meter Abstand
Die Bielefelds dürfen – genau wie andere Gastronomen in NRW – nur Personen aus maximal zwei Haushalten an einem Tisch platzieren und müssen den Abstand von eineinhalb Metern zwischen den Tischen einhalten. In normalen Zeiten können im Novy’s bei voller Auslastung 60 Personen an insgesamt 22 Tischen Platz nehmen.
„Je nach Zusammensetzung der Gäste dürfen wir seit dem gestrigen Montag im für uns ärgsten Fall gerade mal noch 16, im besten Fall 24 Besucher bedienen. Wirtschaftlich rechnet sich das nicht – da sollten wir das Restaurant lieber geschlossen lassen.“
Hohe Fixkosten für Personal, Energie und Pacht
Aufgrund der Corona-Bestimmungen dürfen in Restaurants zeitgleich nur noch weniger Gäste bewirtet werden. Fixe Kosten für Personal, Energie und Pacht seien in seinem Betrieb, so Bielefeld, dann allerdings höher als die Einnahmen.
Für ihre drei festen Mitarbeiter haben die Bielefelds bis Ende Mai Kurzarbeit angemeldet.
In den Nachtstunden wird die Fläche vor dem Novy’s videoüberwacht.
Das will das Betreiberpaar, das seit elf Jahren das Novy’s am Museumsplatz führt (der Pachtvertrag läuft noch bis Februar 2024) verständlicherweise nicht.
„Wenn der Sommer in unserer Region beständiger wäre, könnten wir die fehlenden Plätze durch unsere Außengastronomie wettmachen und uns mit Tischen und Stühlen sogar bis unter die großen Platanen ausdehnen. Doch im Jahresdurchschnitt gibt es in Deutschland nur 40 Biergartenabende“, sagt Thomas Bielefeld.
Markise spendet Schatten
Davor, dass sich die Plexiglashäuser bei sommerlichen Temperaturen aufheizen, fürchtet sich der Gastronom nicht, „durch unsere große Markise können wir die Fläche beschatten.“