Wehringhausen. Trotz erheblicher Bedenken der SPD: Die Stadtverwaltung soll die Grundschulplanungen für das Block-1-Gelände weiter konkretisieren.
Das politische Ringen um die Gestaltung des neuen Wehringhauser Bildungszentrums auf dem einstigen Block-1-Areal zwischen Minerva- und Lange Straße zieht sich weiter hin. Mangels entsprechender Detail-Informationen konnte sich die Fraktionen in der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses noch nicht zu einer einhelligen Haltung zu dem Projekt durchringen.
Vor allem die Sozialdemokraten hegen weiterhin erhebliche Zweifel, ob der erste Schulneubau in Hagen seit mehreren Jahrzehnten tatsächlich fundiert zu Ende gedacht ist und den modernen Standards entspricht. Dennoch wurde die Stadtverwaltung von der Mehrheit des Gremiums beauftragt, die Planungen für eine dreizügige Grundschule an dem Standort einschließlich einer Turnhalle in Zusammenarbeit mit dem Investor Gemeinnützige Wohnstätten-Genossenschaft (GWG) zu konkretisieren und dem Rat auch die Kosten für eine abschließende Entscheidung vorzulegen. Immerhin könnte eine dreizügige Grundschule erheblich dazu beitragen, die hohe Kinderzahl im Stadtbezirk Mitte vor allem im Primarbereich ausreichend mit Schulraum zu versorgen.
Lehrschwimmbecken soll kommen
Etwa 2,5 Millionen Euro extra würde es kosten, wenn in die neue Wehringhauser Grundschule auch ein Lehrschwimmbecken integriert wird. Angesichts dieser erheblichen Kosten hat die Stadtverwaltung dazu geraten, diese Projektidee wieder zu verwerfen.
Doch die Hagener Politik möchte über alle Fraktionsgrenzen hinweg an diesem Angebot festhalten, obwohl Hagenbad versichert, dass es noch ausreichende Kapazitäten in Hagen gebe – allerdings zu anderen Uhrzeiten als es die Schulen wünschen.
„Wir halten ein Lehrschwimmbecken von der Sache her geboten“, forderte CDU-Fraktionschef Stephan Ramrath im Haupt- und Finanzausschuss gerade für einen Stadtteil wie Wehringhausen mit vielen Kindern und einer komplizierten Sozialstruktur eine solche Einrichtung ein.
„Das Lehrschwimmbecken kann ebenso sinnvoll für den vorschulischen Schwimmunterricht oder medizinische und therapeutische Anwendungen genutzt werden“, so die schulpolitische Sprecherin der FDP, Katja Graf. „Insgesamt leistet es einen wichtigen Beitrag für Bildung, Integration und Inklusion im Viertel.“
Daher soll die Verwaltung jetzt prüfen, ob eine langfristige Finanzierung aus der Bildungspauschale möglich ist. Außerdem soll nach Fördermitteln oder Kooperationsmodellen mit heiltherapeutischen Einrichtungen sowie Vereinen geschaut werden, um einen Deckungsbeitrag zu erhalten.
Planskizze kommt per Tischvorlage
Per Tischvorlage wurde den Mandatsträgern eine Planskizze präsentiert, wonach entlang der unteren Gustavstraße und der Minervastraße ein dreigeschossiger Schulbau mit OGS-Bereich entstehen soll. An der Ewaldstraße ist vorgesehen, ein Lehrschwimmbecken und eine Turnhalle angrenzen zu lassen, so dass im Innenbereich noch Platz für eine Eingangshalle und einen Pausenhof bleibt. Entlang der Lange Straße zieht sich wiederum der Baukörper für die geplante Kindertagesstätte. Zwischen den beiden Einrichtungen entsteht noch Raum für Parkplätze sowie eine Kita-Freifläche – die ursprüngliche Idee eines kleinen Bürgerparks ist bei dem Entwurf des Hagener Architekten- und Ingenieurbüros Kammel ersatzlos verschwunden.
„Damit dürfte sich die Beteiligung der Bürger in Wehringhausen wohl auch erledigt haben“, unkte der schulpolitische Sprecher der SPD-Ratsfraktion, Friedrich-Wilhelm Geiersbach, „worüber sollen die Menschen denn jetzt noch reden?“ Gleichzeitig forderte er vor allem mit Blick auf das Raumkonzept eine fachliche Begleitung durch die Hagener Grundschulleitungen ein. „Mit diesem Entwurf wird nicht einmal das Minimalziel erreicht, es fehlen ausreichende Differenzierungsräume. Wir bauen hier eine Schule auf dem Knappheitsniveau der aktuell bestehenden Gebäude.“
Stadt: Musterprogramme erfüllt
Eine Einschätzung, der Jochen Becker, Leiter des Fachbereichs Bildung im Hagener Rathaus, ausdrücklich widersprach: „Diese Schule ist deutlich besser ausgestattet als Schulen der Vergangenheit“, verwies der Verwaltungsvertreter darauf, dass die Musterprogramme und Empfehlungen des Städtetages allesamt erfüllt würden. Andernfalls würde die Stadt auch das Genehmigungsverfahren bei der Bezirksregierung gar nicht bestehen.
SPD-Ratsherr Dietmar Thieser empfahl derweil, die Expertise und Standards der gemeinnützigen Montag-Stiftung (Bonn) zurate zu ziehen, die zukunftsweisende Empfehlungen für eine zeitgemäße pädagogische Architektur entwickelt habe. Geiersbach regte sogar an, einen Workshop mit Vertretern der Stiftung, der Politik, den Architekten sowie weiteren schulischen Fachleute anzuberaumen, um das optimale Konzept zu entwickeln.
CDU will Verzögerungen vermeiden
Ein Vorschlag, der allerdings nur auf wenig Gegenliebe stieß: „Dies würde den Investor nur verprellen“, warnte CDU-Ratsherr Willi Strüwer, dass die sensible GWG-Führung irgendwann entnervt abwinken könnte. „Wir sollten jetzt schnell Nägel mit Köpfen machen.“ Sein Fraktionschef Stephan Ramrath mutmaßte gar, die SPD wolle „über das Vehikel Raumprogramm eine weitere Verzögerung herbeiführen. Wir brauchen jetzt schnell diesen Bau als hochklassiges Bildungszentrum mit der erforderlichen Großzügigkeit.“ Liberalen-Fraktionschef Claus Thielmann warf den Genossen gar vor, sie würden sich mit Blick auf die Entwicklung in Wehringhausen sogar „unredlich und unsozial“ verhalten. Die GWG hat bereits signalisiert, dass vom Zeitpunkt der Beauftragung an noch mit einer Umsetzungszeit von etwa zwei Jahren zu rechnen sei.