Hagen. Die „Bürgerwind Hagen Süd GbR“, die auf den Höhen im Hagener Süden seit Jahren ein Windrad bauen will, fühlt sich von der Politik verschaukelt.

Seit neun Jahren wird darüber diskutiert, ob überhaupt und auf welchen Flächen in Hagen sich künftig neue Windkraftanlagen realisieren lassen.

Die „Bürgerwind Hagen Süd GbR“ spielt dabei eine besondere Rolle. Weil durch sie nämlich ganz normale Bürger die Möglichkeit haben, sich an einem Windrad finanziell zu beteiligen und auch von den Erträgen zu profitieren. Ehrenamtlicher Geschäftsführer ist Ansgar Berger. Mit ihm sprach unsere Zeitung über den Stand der Dinge und über die Klage der Stadt gegen Windräder in der Nachbarkommune Nachrodt-Wiblingwerde.

Der Rat der Stadt will jetzt Windräder an der Grenze zu Hohenlimburg verhindern. Wie finden Sie das?

Wir haben das mit großer Verwunderung zur Kenntnis genommen. Das gilt vor allem für die angekündigte Absprache in dieser Sache mit der Rechtsanwaltskanzlei Kaldewei. Dazu muss man wissen, dass eben diese Kanzlei die Bürgerinitiative Gegenwind vertritt, die ja wiederum gegen die Stadt Hagen vorgeht. Das hat schon einen sehr faden Beigeschmack. Geklagt werden soll jetzt, obwohl die eigene Fachverwaltung eine andere Auffassung vertritt. Das ist schon seltsam.

Wechselnde Argumente

Bis zur anderslautenden Entscheidung der Politik hatte die Stadt Hagen die Erfolgsaussichten einer Klage gegen die Anlagen an der Hohenlimburger Stadtgrenze als äußert gering eingeschätzt. Die neuen 150 Meter hohen Windräder sollen in unmittelbarer Nähe zum Nahmertal und rund 1600 bis 1800 Meter entfernt vom Schloss Hohenlimburg stehen.

In einer Vorlage für den Haupt- und Finanzausschuss begründet die Verwaltung zuletzt ihre eigene Einschätzung. Der Abstand zur Wohnbebauung in der Nahmer sei nicht zu gering. Dass die Anlagen angeblich 800 Meter von der dortigen Wohnbebauung aufgestellt würden, lasse den Abstand immer noch über der Faustformel (das Zwei- bis Dreifache der Gesamthöhe der Anlage) liegen. Der Mindestabstand werde eindeutig nicht unterschritten.

Die vom Hagener Rat für das Verfahren Teil-Flächennutzungsplan Windenergie beschlossenen Abstände seien für dieses Genehmigungsverfahren zudem noch nicht relevant, weil sie noch nicht rechtswirksam seien und sich nur auf das Hagener Stadtgebiet bezögen.

Aber wenn die Stadt auf diesem Gebiet ihre Rechte bzw. die ihrer Bürger durchsetzen will...

Dann ist das dieselbe Stadt, die gerade den Klimanotfall ausgerufen hat und sich damit selbst verpflichtet hat, Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. Und jetzt wird versucht, solche Windenergieanlagen, die ja einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, in der Nachbarkommune zu verhindern. Das passt nicht zusammen.

Was bedeutet das denn für Ihre Initiative?

Wir fragen uns schon, wie sich normale Bürger – wohlgemerkt keine Großinvestoren –, die sich für einen Energiewandel einsetzen, noch von der Hagener Politik vertreten fühlen sollen. Und noch einmal: Dabei ist von einer Abstimmung mit einer Kanzlei die Rede, deren Ziel es ist, Energie aus regenerativen Quellen in Hagen zu verhindern. Wie will die Politik denn da noch glaubhaft vermitteln, dass der seit Jahren geplante Teilflächennutzungplan Windenergie irgendwann einmal unvoreingenommen in die Tat umgesetzt werden kann?

Wie meinen Sie das konkret?

Bei uns kommt doch mehr und mehr das Gefühl auf, dass der Flächennutzungsplan doch eher eine „Feigenblattplanung“ denn ein wirklicher Plan werden soll. Dieses Verhalten vertieft die Gräben zwischen den unterschiedlichen Teilnehmern noch mehr.

Sie meinen zwischen Ihnen als Befürwortern von Windkraftanlagen und der Bürgerinitiative auf der Gegenseite?

Ja. Ich bedaure sehr, dass sie Situation ist, wie sie ist. Leider hat es der Rat in den letzten Jahren versäumt, zwischen allen Beteiligten einen Konsens zu finden. Ich glaube durchaus, dass das möglich gewesen wäre.

Das heißt, Sie haben Verständnis für Windkraftgegner?

Wir können verstehen, dass Menschen, die direkt betroffen sind, sich die Windkraftanlagen nicht unbedingt wünschen. Aber dahinter sollte man die Interessen aller anderen Bürger, die sich für einen Wandel auf dem Energiesektor aussprechen, nicht hinten anstellen und das Verfahren endlos hinziehen. Dieses Verhalten führt zu keinem Ergebnis.