Hohenlimburg. Einst stand Jens Justi mit Jürgen Drews nach der Reunion der „Les Humphries Singers“ auf der Bühne. Seit 2013 steht er nicht mehr im Rampenlicht.

„Was macht eigentlich Jay Jay van Hagen?“, hatte Kollege Marcel Krombusch jüngst in einer Guten-Morgen-Glosse in dieser Ausgabe gefragt. Nun ja, dem Mann, der mal Mitglied der Musik-Formation „Les Humphries Singers Reunion“ war, geht es ziemlich gut. Wenige Stunden, nachdem die Zeitung mit besagter Glosse in Hohenlimburg ausgeteilt war, flatterte auf mehreren Wegen die Handynummer von „Jay Jay van Hagen“ in die Redaktion. Wir haben sie gewählt.

„Das ist ein Ding. Sie glauben nicht, wie viele Leute mich angerufen“, sagt der erstaunte Jens Justi am Telefon. Ja, so heißt er eigentlich, der Künstler Jay Jay van Hagen. Kurzporträt: 56 Jahre alt, geboren in Letmathe, aufgewachsen in Hohenlimburg, heute Düsseldorfer. Mehr als 30 Jahre Erfahrung im Musik-Business von Kontakt zu Dieter Bohlen bis zu Jürgen Drews.

2013 die Bühne endgültig verlassen

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„Ich habe die Bühne 2013 verlassen“, sagt Justi. Heute ist er kein Profi-Sänger mehr, sondern in einer ganz anderen Welt unterwegs. Bei einem Unternehmen für Qualifizierung und Entwicklung von Menschen und ihren potenzialen ist Justi als fachübergreifender Dozent angestellt. Das klingt im Vergleich zu seinem vorherigen Leben schon fast bodenständig bis spießig.

In Hohenlimburg ging er zur Schule. Er gehört zur Familie, die die Metzgerei Flügge aufbaute. Jochen Flügge ist sein Onkel. Metzger wollte er jedoch nicht werden. „Ich habe mich früh für Musik interessiert“, sagt er. Er nahm Gitarrenunterricht an der Musikschule Hagen. Im Proberaum-Dunstkreis der Mitglieder von Grobschnitt oder Extrabreit wurde er mit 15 zum Frontsänger der Band „Round“. Er geriet an den Produzenten Joachim Heider, der ihn mit ins damalige West-Berlin nahm. Er nahm erste Musik auf, gastierte im TV. Als der Geschäftsführer der einstigen Musik-Produktionsfirma Hansa mit Justi essen ging, kam er kurz zuvor aus einem Meeting mit Schlagerstar Roland Kaiser, der nur fragte: „Wer ist dieser Typ?“

Jay Jay von Hagen wollte nicht auf Deutsch singen

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Vielleicht hätte Justi ein ähnlicher Stern am deutschen Musik-Himmel werden können. Wer weiß? „Aber ich wollte nicht auf Deutsch singen. Das verlangte die Produktionsfirma damals aber von mir“, erinnert sich Justi. Er habe nicht ahnen können, dass das jemals populär werden würde. Dass sogar eine Neue Deutsche Welle losbrechen würde.

Stattdessen gründete er mit seinem Vater eine Firma, die sie zwei Jahre später gewinnbringend verkauften. Er trennte sich von seiner Frau und lernte auf einer Venezuela-reise seine heutige Frau kennen. Sie öffnete ihm Türen, stellte ihm beispielsweise dem bekannten Bochumer Gastronom Peter Kroll-Vogel vor, der ein Freund von Udo Lindenberg war.

14 Jahre lang auf Mallorca gelebt

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„Wir zogen nach Mallorca, wo wir dann 14 Jahre lang lebten“, sagt Jens Justi. Er sang in Fünf-Sterne-Hotels, auch mal drei Monate im bekannten Sass-Café in Monte Carlo und auf dem Traumschiff. „Ich lebte sehr gut“, erinnert sich der Künstler.

Seinen guten und über die Jahre gewachsenen Kontakte zur vielfältigen Musik-Szene auf der Sonneninsel hat es Jens Justi auch zu verdanken, dass der Kontakt zu Jürgen Drews und den anderen Sängerinnen und Sängern des Les-Humphries-Revivals zustande kam. „Willi Meyer, der auch das neue Album produziert hat, suchte vor gut zwei Jahren einen Studiosänger, der für eine TV-Produktion „Mama Loo” singen sollte. Die Aufnahmen mit mir gefielen ihm so gut, dass er meinte, ich würde doch bestens in die geplante Reunion der Band passen”, erinnert sich der Sänger. Gefeilt worden war schon längere Zeit an dem Projekt, dessen Idee ursprünglich bei einer Art „Klassentreffen” der „echten” Singers entstanden war.

Zu Gast in den großen TV-Shows

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Was zunächst mit ein paar kleineren Fernseh-Auftritten in Spanien begann, schwappte schließlich auch nach Deutschland. Der Pop-Chor war zu Gast im NDR, sang bei der „Ultimativen Chartshow” für Oliver Geissen und seine Zuschauer sowie bei Hugo Egon Balders „Hit-Giganten”. Und damit wurde die TV- und Musikproduktions-Gesellschaft „Maxi Media” auf die Nachfolger des seinerzeit mit 45 Millionen verkauften Platten erfolgreichsten Chores des Welt aufmerksam. Sie kamen bei Universal unter Vertrag und verdienten gutes Geld.

Fünf Jahre war Justi Mitglied dieser Formation. Als es einen Manager-Wechsel gab und die Stimmung nicht mehr passte, hörte Justi auf. „Man kann so ein Leben nicht mal eben in einem Telefonat erzählen“, sagt Jens Justi. Fürwahr, das stimmt. Erfrischenderweise gehört Justi nicht zu jenen Künstlern im Halbruhestand, die sich in der Rückschau glorifizieren oder für unterschätzt halten. „Das war eine tolle Zeit, und ich habe da eine Menge erlebt. Ich hatte 300 Auftritte im Jahr. Das kann aber auch sehr kraftraubend sein.“