Hohenlimburg. Das Porschezntrum im Lennetal erlebt aktuell sehr vorsichtige Kunden, die Luxus in dieser Krisenzeit nicht zu Schau stellen wollen. Ein Gespräch.
Keine Branche bleibt in diesen Wochen von den Auswirkungen der Corona-Pandemie verschont. Von den Grundversorgern bis zu Herstellern von Premiumprodukten. Im Porschezentrum Lennetal zeigt sich bei einem Gespräch mit Geschäftsführer Edmund Weiß, dass hier mehrere Dimensionen des Umgangs mit der Krise deutlich werden. Es geht nämlich auch um die sensible Frage, wie sich der Konsum von Luxusgütern in dieser nie dagewesenen Zeit verändert.
Herr Weiß, schon bevor die Corona-Pandemie kam, stand die Automobilwelt sehr häufig in der öffentlichen Kritik, nicht zuletzt aufgrund der CO2-Debatte. Hatten Sie eine Antwort auf diese Frage?
Edmund Weiß Ja, den „Taycan“. Das ist ein vollelektrischer Sportwagen, der komplett CO2-frei in Zuffenhausen produziert wird. Mit der Batterie kann man Reichweiten bis zu 400 Kilometer fahren, und er schafft es, in 2,8 Sekunden von 0 auf 100 Stundenkilometer. Dieses Frühjahr wäre jetzt eigentlich seine Zeit gewesen, sich als klimafreundliche Alternative auf dem Markt zu präsentieren. Es wäre toll gewesen, zu zeigen, dass so ein traditionsreicher Autobauer vieles unternimmt, um seinen Beitrag zu den Klimazielen zu leisten.
Ein Porsche ist eine Art Luxus, für seine Besitzer eine Belohnung. Wie sehr leidet angesichts der Corona-Pandemie in ihrem luxuriösen Segment die Emotion, die Sie mitverkaufen?
Das bringt es schon ganz gut auf den Punkt. Ein Porsche ist ja nichts, das man zwingend zum Leben braucht, sondern gerne besitzt. Wenn man so etwas verkauft, ist man von den Gefühlen und auch von der Laune der Menschen abhängig. Und wir erleben jetzt aktuell sehr vorsichtige Kunden, die diesen Luxus aus sozialer Verantwortung in der Corona-Krise nicht unbedingt zur Schau stellen wollen. Man könnte jetzt sagen, dass allein diese Gedanken eine Luxus-Debatte sind. Aber es gibt in Hagen und der Region ja viele Unternehmen, die auf Luxus-Produkte setzen und die genauso betroffen sind wie der normale Mittelstand. Und auch alle Mitarbeiter, die daran hängen. Wie bei uns, wo 30 Menschen arbeiten.
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Hat die Krise Auswirkungen auf die Preise ihrer Fahrzeuge?
Nein, auf die Preise nicht, aber wir sind ganz anders betroffen. Wir sind abhängig von Lieferketten aus Spanien und Norditalien, wo wichtige Bauteile gefertigt werden, die in unseren Porsche-Werken verbaut werden. Wenn dort die Werke geschlossen sind, dann stockt die Produktion. Aktuell können wir noch Fahrzeuge ausliefern, die bis März produziert wurden.
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Sie haben nach einer coronabedingten Schließung wieder geöffnet. Wie stark ist das Interesse in diesen ersten Öffnungstagen?
Es ist nicht klein. Eigentlich sind ja gerade jetzt unsere stärksten Absatz-Monate mit beginnendem Sommer. Gemessen daran ist die Kundenresonanz immer noch stark genug. Alles verändert sich durch die Krise. Unser Unternehmen zeigt sich derzeit stark im sozialen Bereich und hilft medizinischen und sozialen Einrichtungen bei der Besorgung von Equipment und Geräten. Wir sind uns der sozialen Verantwortung sehr bewusst.
Wie viele Porsche-Fahrzeuge werden jährlich eigentlich im Lennetal verkauft?
Etwa 220 Stück. Und dahinter steckt die Arbeit eines 30-köpfigen Teams. Sowohl Neu- als auch Gebrauchtfahrzeuge. Unser Einzugsgebiet erstreckt sich bis in das Sauerland. Porsche ist ein sehr stark händlerorientiertes Unternehmen. Das Erlebnis beim Händler vor Ort gehört mit zum Kauf eines solchen Produkts. Deswegen wird sich in Zukunft vielleicht auch noch etwas an der Architektur unseres Gebäudes und des Schauraums tun. (Anm. der Redaktion: Mit dem Hochfahren der Fertigung im Stammwerk Zuffenhausen und am Standort in Leipzig nehmen schrittweise alle Porsche-Mitarbeiter dort seit vergangenem Montag wieder ihre Arbeit auf)
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