Hagen. 1965 wurde die Katholische Ehe-, Familien- und Lebensberatung in Hagen gegründet. Die Einrichtung hat den Wandel der Zeit mitgemacht.

Als „Marmor Stein und Eisen bricht, aber unsere Liebe nicht“ Ende 1965 erschien und kurz darauf Platz 1 der deutschen Hitparade erreichte, wurden in Hagen bereits Paare in Krisensituationen begleitet: Katharina Wortmann erkannte damals die Nöte von Ehepaaren, besonders vieler Ehefrauen, und bot seit etwa 1962 in den Räumen des Kolpinghauses eine offene Sprechstunde an. Sie hatte einen Kursus am Zentralinstitut in Köln absolviert und war mit einer Dame der katholischen Eheberatung in Dortmund im Dialog. Einmal wöchentlich stand ein Aufsteller mit dem Schriftzug „Heute Eheberatung“ sichtbar vor dem Haus.

Schwellenängste und Scham

Wortmann, die unter schwierigen, räumlichen Bedingungen als Einzelkämpferin tätig war, freute sich, als die Eheberatung 1965 schließlich einen eigenen kleinen Raum beziehen konnte. Die ersten Jahre der Eheberatung waren durch sehr große Schwellenängste gekennzeichnet: Scham, die eigenen Probleme nicht selbst zu lösen und die Angst, beim Aufsuchen der Beratung von Bekannten gesehen zu werden, waren groß. Vor allem Frauen mit hohem Leidensdruck nutzen das Angebot, später auch vereinzelt Männer, deren Frauen sich trennen wollten. Paarberatungen entwickelten sich meist aus vorherigen Einzelberatungen.

Im Jahr 1974 übernahm Pfarrer Bruno Schnaas die Leitung der ökumenischen Telefonseelsorge sowie der katholischen Eheberatung in Hagen, die in den kommenden Jahren am Bergischen Ring unter einem Dach geführt wurden. Zwei nebenamtlich tätige Mitarbeiterinnen boten mit jeweils einem halben Tag in der Woche Sprechzeiten an. Neben der Einzel- und Paarberatung trafen sich auch Paarkreise mit etwa bis zu acht Paaren, deren Austausch der Krisenprävention galt. Im Herbst 1980 bezog die Eheberatung eigene Räumlichkeiten an der Bergstraße. Hildegard Kaiser trat die neu geschaffene Leitungsstelle an. Neben ihr arbeiteten drei Eheberaterinnen bzw. -berater auf Honorarbasis sowie eine Praktikantin mit.

Mit dem Umzug in die Hohle Straße in Eilpe begann im Oktober 1992 ein neues Kapitel der Beratungsstelle. Unter der Leitung von Dr. Rudolf Sanders wurden die unterschiedlichen Gruppenangebote fester Bestandteil der Beratung. Viele Paare nutzten in dieser Zeit die Möglichkeit, fern des Alltags mit anderen Paaren in Austausch zu kommen. Unter der Leitung von Ursula Hiltemann bezog die Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Oktober 2019 die heutigen Räumlichkeiten in der Elberfelder Straße an der Schwenke. Mit den ansprechenden, zentralen Räumlichkeiten und einer Aufstockung des Teams reagierten die Beratungsstelle und das das Erzbistum Paderborn auf den Bedarf.

Beratungsthemen im Wandel der Zeit

Zu Beginn der Paarberatung in Hagen waren es noch die vielen Nachwirkungen des Krieges, die körperlichen und seelischen Verletzungen, das zum Teil straffe Korsett der sogenannten Hausfrauenehe, die zweite große Welle der Frauenbewegung sowie die Fragen der 68er-Generation, die Paare und Familien vor große Herausforderungen stellten und in der Beratung zur Sprache kamen.

Heute, 2020, sind es eher die Globalisierung, hohe Anforderung an Mobilität und Flexibilität, die rasant wachsende Digitalisierung, die sich nicht nur auf Arbeitsplätze, sondern auch auf Beziehungen und Familien auswirkt, die Frage nach dem Umweltschutz. Nicht zu vergessen, ist auch die Vereinsamung vieler Menschen. All das kann Menschen heute in Not bringen.

Beratungen, Paarseminare und Gruppenarbeit

Die katholische Ehe-, Familien- und Lebensberatung Hagen-Iserlohn steht bei allen persönlichen, partnerschaftlichen und familiären Problemen, Krisen und Konflikten beratend zur Seite. Die Beratung ist offen für alle, unabhängig von Weltanschauung, Herkunft und Konfession.

Zum Angebot zählen Paarberatung, Lebensberatung, Familienberatung, Paarseminare, Kommunikationskurse, Frauen- und Männergruppen, Onlineberatung und Mediation. Für Ratsuchende ist die Beratung kostenlos. Finanziert wird sie vorzugsweise vom Erzbistum Paderborn sowie vom Land und einzelnen Kommunen.

Kontakt: Katholische Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen, Elberfelder Straße 84. Termine nach Vereinbarung: 02331–73434, E-Mail: eheberatung-hagen@erz bistum-paderborn.de

Brandaktuell hat fast jeder irgendwie mit den Folgen der andauernden Corona-Pandemie zu kämpfen. Covid 19 war auch der Grund, warum die Ehe-, Familien- und Lebensberatung ihre geplante Feier zum 55. Jubiläum kurzfristig verschieben musste: Sie hofft, das Fest im Oktober nachholen zu können.