Hagen. Die Hagener Firma Phoenix Logistik – ein Personaldienstleiter - fährt mit Lokführern aus Polen gut.
„Die meisten nennen mich die Mama Eisenbahn“, sagt Bärbel Waltereit und lacht. Die 51-Jährige ist Geschäftsführerin von Phoenix Logistik. Das Unternehmen existiert seit 2017 und ist ein Personaldienstleister, der sich auf den Bahnbetrieb spezialisiert hat. Ein Jahr später lernte „Mama Eisenbahn“ einen Triebfahrzeugführer mit polnischer Zulassung kennen, der bis heute in dem Unternehmen arbeitet. Mit diesem Kennenlernen entstand auch die Idee.
„Viele versuchen, aus dem Ausland Lokführer zu bekommen“, erklärt die Geschäftsführerin. Es gebe schlichtweg einfach zu wenig Menschen, die diesen Beruf ausüben. Durch den Mitarbeiter aus Polen ist Phoenix Logistik Ende 2018 auf eine Lokführerschule in Warschau aufmerksam geworden.
Im nächsten Schritt hat das Team die Schule besucht. „Es haben sich direkt Freundschaften gebildet, die bis heute anhalten“, sagt Bärbel Waltereit. Längst arbeitet Phoenix Logistik eng mit der polnischen Schule zusammen. Immer wieder stellt das Unternehmen die Anfrage, ob nicht jemand Interesse hätte in Deutschland Zug zu fahren.
Zu Besuch in Polen
„Um alles anschaulich zu erklären, fliegen wir dann nach Warschau und stellen den Lokführern das Unternehmen und die Tätigkeit vor.“ Wenn jemand sich einen Wechsel nach Deutschland vorstellen kann, kann er eine Art Schnupperwoche machen. Wächst die Leidenschaft für den Beruf dadurch noch mehr, können die polnischen Schüler die Ausbildung für die deutsche Lokführer-Zulassung absolvieren und machen währenddessen Deutschkurse.
Einer dieser Kandidaten ist Adrian Wiewiorski. Der 45-Jährige lebt seit September 2019 in Hagen, hat hier mittlerweile eine eigene Wohnung und baut seine Deutsch-Kenntnisse aus. „Die deutsche Sprache ist sehr wichtig, wenn man statt in Polen in Deutschland Lokführer sein möchte“, sagt Adrian. „In der Schule wird dann zunächst gefragt, wer Deutsch kann.“
Von den 40 Schülern in seiner Klasse war er der einzige und hat kam somit für die deutsche Lokführer-Ausbildung in Frage. Zuvor hat er schon Erfahrungen im Bereich Bahn gesammelt. „In Polen habe ich bei einem Straßenbahn-Unternehmen gearbeitet und wollte unbedingt mal richtige Züge fahren.“ Die Schnupperwoche habe ihm sehr gut gefallen. Und so entschied er sich dazu, in Hagen zu bleiben.
Großer Umzug
Die Qualifizierung zum Triebfahrzeugführer dauert zwischen neun und elf Monaten. „Die Systeme sind in jedem Land anders", sagt Bärbel Waltereit. Gemeinsam mit dem Partner Railman haben sie das EU-Projekt auf die Beine gestellt. „Für uns war das natürlich auch Neuland, aber es funktioniert alles hervorragend, auch die Zusammenarbeit mit den Partner-Unternehmen und mit der Agentur für Arbeit in Hagen, die die Schulungen unterstützt.“ Möglich ist das durch das Qualifizierungschancengesetz (QCG), mit dessen Hilfe niedrigqualifizierte Beschäftigte zu dringend gesuchten Fachkräften weitergebildet werden können.
Phoenix Logistik verfolgt ein ganz bestimmtes Motto: „Wir haben das Ganze von Lokführern für Lokführer gegründet.“ Beim Gespräch mit Bärbel Waltereit und ihren Söhnen wird deutlich, wie sehr sie für das Projekt lebt und sich für ihre Mitarbeiter einsetzt.
Auf der Suche nach neuen Triebfahrzeugführern
Die Phoenix Logistik GmbH sucht ab sofort Triebfahrzeugführer, Wagenmeister und Rangierbegleiter.
Das Hagener Unternehmen steht laut eigener Aussage vor allem für eine harmonische und äußerst familiäre Arbeitsatmosphäre.
Mehr Informationen unter www.phoenix-logistik.com, per Telefon unter 02331/69 75 999 oder per E-Mail: kontakt@phoenix-logistik-gmbh.de.
Ein weiterer Aspekt, der Familie Waltereit sehr wichtig ist: Das Unternehmen wird und muss keine Kurzarbeit anmelden. „Es läuft alles wirklich gut“, sagt David Waltereit, einer der Söhne von „Mama Eisenbahn“. Er wollte ursprünglich Betriebswirtschaftslehre studieren, war zuvor in der Filialleitung einer großen Supermarkt-Kette. Doch die Idee seiner Mutter hat ihn überzeugt.
Demnächst in der Wippermann-Passage
Als nächstes steht ein großer Umzug an. Von der Körnerstraße 80 geht es für den Personaldienstleister und das Team in die Wippermann-Passage. Im Oktober 2020 soll das Ganze starten. „Dort entsteht unsere Phoenix-Akademie“, sagt Bärbel Waltereit stolz. Mitarbeiter sollen einen Platz zum Lernen haben, es soll sogar einen Simulator geben, in dem man Zug fahren kann.
Außerdem dürfen Bärbel und das Team ab demnächst auch selbst ausbilden. „Wir freuen uns wirklich alle sehr auf die kommende Zeit“, sagt auch Sohn David.