Hagen. Die Frühjahrsbelebung am Hagener Arbeitsmarkt ist aufgrund von Corona ausgefallen. Dafür stiegen vor allem die Kurzarbeiterzahlen.

Der April stand für den Arbeitsmarkt ganz im Zeichen von Corona. Die Zahl der Arbeitslosen in der Stadt Hagen stieg um 862 oder 8,0 Prozent auf 11.579 und hatte damit den höchsten Anstieg für den Berichtsmonat. Die Arbeitslosenquote kletterte um 0,8 Punkte auf 11,5 Prozent. Vor einem Jahr waren es 1680 Arbeitslose weniger, die Quote lautete 9,9 Prozent. Die saisonal übliche Frühjahrsbelebung ist aufgrund der Pandemie-Folgen in diesem Jahr ausgeblieben.

„Die Arbeitslosigkeit ist deutlich gestiegen, die Kräftenachfrage eingebrochen, Kurzarbeit ist das Mittel der Wahl. Inzwischen haben seit Mitte März über 1500 Unternehmen in Hagen Kurzarbeit angezeigt, im gesamten Bezirk sogar über 4400 – so viele wie nie zuvor. Aber jede Kurzarbeitsanzeige signalisiert auch die Bereitschaft, das Personal zu halten und auf Kündigungen zu verzichten“, beschreibt Maren Lewerenz, Chefin der Agentur für Arbeit Hagen, die Situation. „Positiv ist auch, dass viele Bildungsträger ihre Angebote online für die Kunden fortsetzen konnten, so dass auch aktuell die Zeit für Qualifizierung genutzt werden kann. Hoffnung gibt auch, dass die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen nicht wie in anderen Regionen einbricht und so der Grundstein für einen guten Übergang Schule/Beruf gelegt werden kann.“

Jobcenter und Agentur betroffen

Die aktuelle Entwicklung beruht auf steigenden Erwerbslosenzahlen in der Arbeitslosenversicherung wie auch in der Grundsicherung. 3084 waren Kunden der Arbeitsagentur (382 oder 14,1 Prozent mehr als im Vormonat), und 8495 wurden durch das Jobcenter Hagen betreut (480 oder 6,0 Prozent mehr). Die Entwicklungen in allen Zielgruppen in beiden Rechtskreisen waren ausnahmslos ungünstig.

Vor den angeordneten Betriebsschließungen war die Kräftenachfrage in Hagen bereits schwach, mit den Pandemiemaßnahmen brach sie noch weiter ein. 158 neue Stellen bedeuteten gegenüber März ein weiteres Minus um 198 oder 55,6 Prozent. In Relation zum Vorjahresmonat war es schon ein Rückgang um 367 Stellen oder mehr als zwei Drittel. Nur der Handel und die Logistik hatten ähnlich (niedrigen) Kräftebedarf wie im Vormonat, alle anderen Branchen hatten erhebliche Rückgänge. Der Gesamtstellenbestand der Arbeitsagentur sank ebenfalls deutlich um 171 oder 9,0 Prozent auf 1723 Stellen, 857 weniger als im Vorjahr (-33,2 Prozent).

1557 Unternehmen zeigen Kurzarbeit an

Geprüfte Kurzarbeitsanzeigen von Unternehmen in der Stadt Hagen stiegen im April nochmals an. Inzwischen haben insgesamt 1557 Unternehmen Arbeitsausfälle für über 29.000 potenziell betroffene Arbeitnehmer angezeigt. Viele von ihnen, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen, sind das erste Mal von Kurzarbeit betroffen. Weiterhin sind noch nicht alle Anzeigen geprüft und erfasst, doch hat die Dynamik bei den Eingängen inzwischen deutlich nachgelassen. Die tatsächliche Inanspruchnahme von Kurzarbeit steht immer erst nachträglich nach Prüfung und Bearbeitung der Anträge und der individuellen Abrechnungslisten fest.

Zur Bewältigung des enormen Auftragsvolumens wurden die für die Auszahlung des Kurzarbeitergeldes zuständigen Teams innerhalb der Organisation der Arbeitsagentur massiv durch Personalumsetzungen verstärkt und die Arbeitszeiten ausgeweitet. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2009, also während der Wirtschafts- und Finanzkrise, zeigten knapp 1300 Betriebe für rund 34.600 Menschen im Agenturbezirk (Hagen und Ennepe-Ruhr-Kreis) Kurzarbeit an.

Kaum noch freie Stellen

Die steigende Arbeitslosigkeit in Hagen resultiert weniger aus Personalfreisetzungen der Betriebe, sondern insbesondere aus den stark reduzierten Möglichkeiten, bestehende Arbeitslosigkeit zu beenden, so die Einschätzung der Arbeitsagentur. Die Zugänge bei den Arbeitslosen haben sich kaum verändert, aber die Abgänge sind fast um die Hälfte zurückgegangen. Freie Stellen werden kaum gemeldet. Entscheidend wird die Dauer der Beschränkungen sein und die Frage, wie schnell eine Rückkehr zur Normalität erfolgen kann.