Hagen. Elke Krause und 20 weitere Auszubildende sind überglücklich: Trotz Corona-Krise konnten sie ihr Examen zur Pflegefachkraft ablegen.

„Ich hab’ mich für das Haus und die Bewohner immer verantwortlich gefühlt, doch ohne entsprechende Ausbildung fehlte mir einfach der fachliche Background“, sagt Elke Krause ohne Umschweife. Vor drei Jahren hat sie das Ruder ‘rumgerissen und sich für eine Ausbildung zur Pflegefachkraft entschieden. Mit damals 53. „Ich bin eine Späteinsteigerin“, lacht die aufgeschlossene Frau und fügt an: „Aber ich glaube, dass gerade im Bereich der Pflege mehr Lebenserfahrung nur gut sein kann.“

Elke Krause hat ihr Examen zur Pflegefachkraft vor gut drei Wochen (am 24. März) bestanden - mitten in der Corona-Krise.

Mitte März viele schlaflose Nächte

Zum Hintergrund: Die mittlerweile 56-Jährige und 20 weitere angehende Pflegefachkräfte, die das Katholische Bildungszentrum für Gesundheits- und Pflegeberufe in der Turmstraße besuchten, schauten Anfang März voller Sorge in Richtung Prüfung. „Wie entwickelt sich die Situation? Wird sich der Virus­ weiter verbreiten?“ waren die brennenden Fragen, die die Auszubildenden und Schulleiterin Simone­ Brandt damals beschäftigten. Die dreijährige Ausbildung - der praktische Teil wird zum Beispiel in einem Pflegeheim absolviert, der theoretische unter anderem im Bildungszentrum für Gesundheit in Boele - ging dem Ende entgegen, doch ob die letzte mündliche Abschlussprüfung stattfinden konnte, wusste Anfang März niemand.

Pflegefachkraft Elke Krause mit ihrer Klasse: Die Männer und Frauen haben im März ihr Examen abgelegt und dürfen sich nun Pflegefachkraft nennen: Daniela Buchalski, Merve Cetin, Astrid Chehade, Rebecca Dombrowski, Nicole Engel, Erika Fritz, Bujar Gashi, Kevin Hansen, Gülüzar Ilgin, Sabrina Kallinich, Elke Krause, Tim Kuhweide, Sarah Laake, Melinda Lodri, Monique Nenn, Daniela Perkun, Daniela Romanowski, Björn Striebing, Bastian Wagner und Dennis Wetzorke.​
Pflegefachkraft Elke Krause mit ihrer Klasse: Die Männer und Frauen haben im März ihr Examen abgelegt und dürfen sich nun Pflegefachkraft nennen: Daniela Buchalski, Merve Cetin, Astrid Chehade, Rebecca Dombrowski, Nicole Engel, Erika Fritz, Bujar Gashi, Kevin Hansen, Gülüzar Ilgin, Sabrina Kallinich, Elke Krause, Tim Kuhweide, Sarah Laake, Melinda Lodri, Monique Nenn, Daniela Perkun, Daniela Romanowski, Björn Striebing, Bastian Wagner und Dennis Wetzorke.​ © Privat

„Und dann wurde am 13. März die Schließung aller Schulen verkündet“, erinnert sich Elke Krause nur ungern an diese Tage mit vielen schlaflosen Nächten zurück.

Wie die Hängepartie ausging? Alle Auszubildenden und Prüfungsdozenten blieben gesund, die Klassenräume wurden zu Prüfungslokalen umgebaut, in denen der notwendige Abstand eingehalten werden konnte und die Prüfung fand am 24. März tatsächlich statt.

Pflege der richtige Bereich für Elke Krause

„Den Termin einzuhalten war so wichtig, da gerade in der Corona-Zeit etliche Pflegefachkräfte dringend ab dem 1. April gebraucht wurden“, erläutert Elke Krause. Sie selbst hat einige Jahre im Wohlbehagen-Pflegeheim „Stadtblick“ am Kratzkopf als Pflegehilfskraft gearbeitet, „ganz früher war ich als Bankkauffrau und in anderen Berufen beschäftigt, dann hab’ ich vier Kinder bekommen und irgendwann bin ich in der Pflege gelandet. Für mich, wie ich heute weiß, genau der richtige Bereich“, sagt Elke Krause unprätentiös.

Seit dem 1. April ist sie nun Pflegefachkraft, was bedeutet, dass sie auf einer Station die Abläufe koordiniert und eine Schicht leitet. „Momentan bin ich für die Wohneben 1 verantwortlich“, sagt sie „dort sind ,gemischte’ Bewohner, also keine Schwer- oder Demenzkranken.“

Einrichtungsleiter Carsten Kunz ist froh, Elke Krause nun als Pflegefachkraft beschäftigen zu können.
Einrichtungsleiter Carsten Kunz ist froh, Elke Krause nun als Pflegefachkraft beschäftigen zu können. © Yvonne Hinz

Carsten Kunz ist Einrichtungsleiter im Pflegeheim „Stadtblick“ und überglücklich, dass Elke Krause ihre Prüfung trotz Corona-Krise ablegen konnte. „Der Mangel an Pflegepersonal ist eklatant - in jedem Haus“, bedauert Kunz, der 75 Mitarbeiter zu seinem Team zählt. „Bei uns arbeiten 18 Pflegefachkräfte in Vollzeit und 23 in Teilzeit, dazu kommen Pflegehilfs-, Betreuungs- und Hauswirtschaftskräfte, außerdem Mitarbeiter in den Bereichen Verwaltung und Haustechnik.“

Carsten Kunz erläutert in einfachen Worten die Aufgaben einer Pflegefachkraft: „Sie ist verantwortlich für die Behandlungspflege, sprich, für die Medikamenteneingabe und Wundversorgung. Außerdem setzt eine Pflegefachkraft Injektionen, zieht Kompressionsstrümpfe an und ist als Koordinatorin im Einsatz.“

Als „einfacher Pfleger“ begonnen

Carsten Kunz selbst hat vor etlichen Jahren als „einfacher Pfleger“ in einer Wohlbehagen-Einrichtung begonnen, hat dann an Aus-, Weiter- und Fortbildungen teilgenommen und ist heute Leiter des Hauses. Er pflichtet Elke Krause zu 100 Prozent bei, die sagt: „Der Pflegebereich ist eine Berufssparte, in der man viel arbeiten muss oder darf - je nachdem, wie man es sieht.“

Vielseitiger Arbeitsbereich

Das Kath. Bildungszentrum für Gesundheits- und Pflegeberufe in der Turmstraße beginnt zum 1. August und 1. Oktober mit der neuen Ausbildung zur Pflegefachfrau und zum Pflegefachmann. Die Pflegefachkräfte können später dann in der stationären sowie ambulanten Pflege, in der Intensiv- und Beatmungspflege, dem stationären Hospiz und im Krankenhaus tätig sein. Interessierte können sich bei der Schulleiterin Simone Brandt, Rufnummer 0 23 31 – 3 49 46 0, melden.

Dass sie heute keine Mitte 20 mehr sei, käme ihr zugute, „ich bin ruhiger, geduldiger und gelassener als früher, und das spüren die Bewohner.“

Dass Elke Krause - genau wie die Bewohner selbst- häufig mit Einsamkeit, Krankheit und dem Tod konfrontiert wird, macht für sie auch den Reiz des Berufes aus, „wir als Pflegepersonal können vieles abfedern. Außerdem gehört der Tod zum Leben dazu.“

Pflegefachkraft Elke Krause  hier mit ihrer Klasse. 
Pflegefachkraft Elke Krause  hier mit ihrer Klasse.  © WP/Yvonne Hinz | Yvonne Hinz