Hagen. Eine 100 Jahre alte Lochband-Orgel hat die Bewohner dreier Hagener Pflegeheime erfreut.

Bei „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ schunkeln die meisten der älteren Leute gerührt mit, bei „Rock Around the Clock“ wippen ein paar Männer und Frauen, die es sich auf ihren Rollatoren bequem gemacht haben, mit ihren Beinen mit. Ein Großteil der 119 Bewohner, die im Pflegeheim Lukas­park in Eckesey lebt, genießt die Mittagsstunden in der Sonne mit Musik der ganz anderen Art. Melodien aus einer historischen Lochband-Orgel sind in der gesamten Außenanlage des Pflegeheims zu hören.

Zum Hintergrund: Die Hagener Schausteller und die City-Werbegemeinschaft haben sich ein gemeinsames Ziel gesetzt: Gerade älteren Menschen, die in der Corona-Zeit aufgrund des Besuchsverbotes vermutlich besonders einsam sind, vor Ostern ein wenig Freunde zu schenken. Aus diesem Grund steuerten die Kooperationspartner gestern drei Pflegeheime an: die Wohlbehagen-Einrichtung in Eckesey, das DRK-Seniorenheim in Wehringhausen und das Seniorenzentrum „Am Theater“.

Großzügige Freiflächen wichtig

Die 100 Jahre alte Orgel, platziert auf einem großen Anhänger, war ein echter Hingucker: Das imposante Instrument, das mit einem 25 Jahre alten Lochband bestückt ist, wiegt samt Hänger zweieinhalb Tonnen. „Simon Kramer von der City-Gemeinschaft und ich haben uns im Vorfeld die Außenanlagen etlicher Hagener Pflegeheime angeschaut und uns für diese drei entschieden, da sie über großzügige Freiflächen verfügen“, sagt Schausteller Ricardo Arens.

Märsche und Evergreens

Die historische Orgel spielt Marsch- und Volksmusik, außerdem Evergreens.

Die Wartung des wertvollen Instrumentes ist aufwendig. Einmal im Jahr kommt dazu ein Experte aus Hamburg. Er ölt die Orgel und bläst sie aus.

Auch am Ostersamstag geht das historische Stück der Familie Arens in Hagen noch einmal auf Tour.

Seiner Familie gehört die historische Orgel, die 1920 von Karl Ruppert­ erworben und nach seinem Tod im Jahr 1974 an seinen Sohn Hubert weitervererbt wurde. 2013 erbten Petra Arens-Ruppert und ihr Mann Karl Arens die Orgel, die sie wiederum zu Lebzeiten ihren Söhnen Jeffrey und Ricardo Arens versprachen. Somit befindet sich das prachtvolle Instrument seit vier Generationen in Familienbesitz.

60 Titel im Repertoire

Erbaut wurde die „Ruppert’sche Konzertorgel“, die über 700 Meter Notenblatt – das entspricht insgesamt 60 Titel – im Repertoire hat, von der Firma A. Ruth & Sohn in Waldkirchen im Schwarzwald. „Das imposante Instrument, das einen Wert von gut 100.000 Euro hat, ist bei meinen Eltern in Gelsenkirchen in einer Halle sicher gelagert. Nun gehen wir aber mit der Orgel 14 Tage auf Tour, um älteren Menschen ein wenig Abwechslung zu bereiten“, sagt Ricardo Arens.

Vor etwa fünf Jahren wurde die „Ruppert’sche Konzertorgel“ zuletzt in Hagen präsentiert. „Wir haben mit ihr zum Beispiel die Osterkirmes eröffnet, ein oder zweimal auch die Hasper Kirmes, außerdem haben wir sie bei Jubiläen und Geburtstagen aufgebaut“, blickt Schausteller Dirk Wagner zurück. Vor 100 Jahren habe es auf den Kirmesplätzen keine Musik gegeben. Um die Menschen dennoch anzulocken und zu unterhalten, habe man im Eingangsbereich der Plätze Lochband-Orgeln aufgestellt.

„Seitdem es moderne Tonträger gibt, sind die historischen Instrumente überflüssig“, bedauert Dirk Wagner.

Dominik Schmitt, Heimleiterin im Lukaspark, lobte die vorösterliche Aktion: „Es ist ungemein schön, in die strahlenden Gesichter unserer Bewohner zu schauen“, so die Leiterin anerkennend.