Haspe. Im Geburtshaus Storchennest in Hagen-Haspe werden schwangere Frauen in der Corona-Krise per Video-Konferenz auf den Geburtstermin vorbereitet.

Als vor zwei Wochen die verschärften Corona-Regelungen in Kraft traten und unter anderem Versammlungen von mehr als zwei Menschen untersagt wurden, versetzte das dem Storchennest einen empfindlichen Schlag. Das Geburtshaus in Haspe, in dem seit der Gründung 1992 weit über 2000 Kinder das Licht der Welt erblickten, durfte fortan keine Kurse mehr anbieten. Rückbildungsgymnastik, Babymassage, Geburtsvorbereitung – alles war auf einmal verboten. „Unsere Angebote fielen mit einem Schlag weg und damit auch ein Teil unserer Einnahmen“, berichtet Sandra de Vries, die das Storchennest leitet: „Das hat uns natürlich enorm getroffen.“

Doch die Hebamme, selbst Mutter von vier Kindern, machte aus der Not eine Tugend und bietet seit zwei Wochen Geburtsvorbereitungskurse im Internet an. Dazu nutzt sie einen Online-Dienst, der es ihr ermöglicht, sich mit werdenden Müttern in einer Video-Konferenz zu treffen. Und tatsächlich: 20 schwangere Frauen nutzten das Angebot gleich zur Premiere und schalteten sich in die Live-Übertragung ein. Dabei handelte es sich natürlich ausschließlich um Teilnehmerinnen, die bereits vor der Krise einen Kurs im Geburtshaus belegt hatten. „Der Zugang zu unserem Online-Kurs ist denn auch nur mit Passwort möglich“, sagt Sandra de Vries.

Blick in einen der Geburtsräume des Storchennestes,
Blick in einen der Geburtsräume des Storchennestes, © Michael Kleinrensing

Während das „Webinar“ für die Hebammen des Storchennests eine willkommene Gelegenheit bietet, die Arbeit trotz verschärfter Pandemie-Bestimmungen fortzusetzen, bedeutet es für werdende Mütter Sicherheit und Unterstützung. Neben Gymnastikübungen, die in der Schwangerschaft wichtig sind, und Atemtechniken können die Frauen über Bild und Ton mit ihrer Hebamme und untereinander Erfahrungen austauschen und Fragen stellen. Die Teilnehmerinnen befinden sich in der Regel zu Hause – auch Hebamme de Vries, denn im Geburtshaus an der Martinstraße in Haspe sind die technischen Voraussetzungen für eine solche datenverschlingende Webkonferenz nicht gegeben.

Sprechstunde nach Vereinbarung

Die Ausgangs- und Versammlungsbeschränkungen nehmen dem Team des Storchennests zwar viel Bewegungsspielraum, trotz der damit verbundenen wirtschaftlichen Verluste stehen die Hebammen selbst aber voll hinter den Maßnahmen, dienten diese doch dem Schutz der Bevölkerung, so Sandra de Vries, die die Sicherheitsvorkehrungen im Geburtshaus ebenfalls erhöht hat. Die zuvor offenen Sprechstunden finden nur noch nach telefonischer Anmeldung oder Terminvergabe statt. „Zudem tragen wir Sorge dafür, dass sich zwei Mütter im Geburtshaus nicht über den Weg laufen. Und wir arbeiten noch steriler als das in unserer Einrichtung ohnehin vorgeschrieben ist.“

Die umfangreichen Schutzmaßnahmen und das ständige Hantieren mit Wasser, Seife und Desinfektionsmittel sollen gewährleisten, dass sich im Geburtshaus niemand ansteckt und die Einrichtung dann möglicherweise unter Quarantäne gestellt werden müsste.

Geburten dürfen und müssen weiterhin stattfinden, schließlich überlegen es sich Babys wegen der Corona-Krise nicht, länger als von der Natur vorgesehen im Bauch der Mutter zu bleiben. Für den seltenen Fall, dass bei zwei oder mehr Müttern gleichzeitig die Wehen einsetzen, stehen im Storchennest mehrere Entbindungsräume zur Verfügung.

Fünf bis sechs Wochen vorher melden

Allerdings müsse sie derzeit zahlreichen kurz vor der Geburt stehenden Frauen, die Angst haben, sich in einem Klinikkreißsaal mit dem Virus zu infizieren und ihr Kind deshalb kurzentschlossen im Geburtshaus zur Welt bringen möchten, eine Absage erteilen, berichtet de Vries: „Viele dieser Frauen sind regelrecht verzweifelt. Aber wir können und wollen hier nicht jedem Wunsch entsprechen. Darunter würden Qualität und Sicherheit leiden.“

Fünf bis sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin müsse eine werdende Mutter spätestens in der Martinstraße vorstellig werden.

Bei der Geburtsvorbereitung setzen die Hebammen derzeit auf ihr digitales Angebot. Da sich Videokonferenzen in der aktuellen Krisen-Situation bewähren, sind weitere Online-Kurse bereits in der Umsetzung.