Hagen. In Corona-Zeiten hat sich die Hagener Polizei auf alle Szenarien vorbereitet. Der Schutz verändert den Alltag im Präsidium auf der Hoheleye.
Die Botschaft ist knapp und unmissverständlich: „Wir haben die Lage absolut im Griff“, betont der Hagener Polizei-Sprecher Tino Schäfer mit Blick auf den aktuellen Corona-Alltag im Präsidium. Und dennoch ist auf der Hoheleye und im täglichen Einsatzgeschehen auf Hagens Straßen nichts mehr so, wie es einst mal war. „Wir haben den Besuchsverkehr so weit wie möglich eingeschränkt.“
Der täglich zusammenkommende „Corona-Stab“ des Hauses – natürlich sitzt der möglichst klein gehaltene Kreis dabei mit Mundschutz am Tisch oder verständigt sich per Telefonkonferenz – hat bereits seit Wochen die organisatorischen und administrativen Weichen für den Pandemie-Fall gestellt. Dazu wurden auch abgestufte Eskalationszenarien und Prioritäten-Listen erarbeitet, falls sich das Virus in der Bevölkerung oder gar in der Behörde dramatisch ausbreitet. Eine akribische Vorbereitung, die jetzt den Alltagsrhythmus bei der Hagener Polizei bestimmt.
Desinfektion statt Handschlag
Desinfektionsständer und Warnhinweise schon im Eingangsbereich sorgen für die dringend gebotene Hygiene, die sonst übliche Handschlagbegrüßung ist verpönt – wer Abstand hält, gilt als höflich. Auch die Aufzüge in dem achtgeschossigen Bau dürfen bloß noch von Einzelpersonen genutzt werden, das Treppenhaus erlebt eine Renaissance. Selbst der Kantinen-Betrieb, für die Öffentlichkeit ja ohnehin zurzeit gesperrt, ist vollkommen zurückgefahren worden – wen der kleine oder große Hunger plagt, kann sich dort eine in Einmalverpackungen servierte Mahlzeit abholen und in der Einsamkeit seiner Amtsstube schlemmen.
Wobei der Betrieb auf den Fluren des Präsidiums deutlich dünner geworden ist: „Kollegen mit Innendienst-Funktionen sitzen nach Möglichkeit im Home-Office, um das Ansteckungsrisiko untereinander so gering wie möglich zu halten“, erzählt Schäfer. Als Besucher haben lediglich noch Personen Zugang, die ausdrücklich zu Vernehmungen bei den Ermittlungsdiensten einbestellt wurden. Diese erhalten bereits am Eingang einen Mundschutz und werden im Anschluss durchs Haus zu dem jeweiligen Sachbearbeiter begleitet.
Anzeige per Internet-Formular
Aber auch in den beiden Wachen in der Innenstadt und Haspe sowie an der Hoheleye regiert die Distanz: Plexiglasscheiben an den Wachtresen sorgen für den notwendigen Abstand zwischen Beamten und Bürgern. Ohnehin verlagert sich in Corona-Zeiten, in denen die Menschen ja ohnehin am besten zu Hause bleiben sollten, das Anzeigen-Geschäft zunehmend ins Internet. Dort kann in einer „Online-Wache“ (https://polizei.nrw/internetwache) ein entsprechendes Formular ausgefüllt werden, das dann zur zuständigen Behörde geht. „Dieses Angebot gibt es schon seit Jahren, es wird von den Menschen allerdings jetzt erst richtig entdeckt“, meint Schäfer.
Mit der Einhaltung der Distanzregeln wird es allerdings für die Beamten in den Streifenwagen deutlich schwieriger. Hier sind die Polizisten der Wachteams so oft wie möglich in derselben Konstellation unterwegs, um das Ansteckungsrisiko untereinander so gering wir möglich zu halten. Ausgestattet mit Schutzmasken und Desinfektionsmitteln können die Kräfte vor Ort jederzeit entsprechend reagieren, wenn im Einsatzgeschehen der Verdacht aufkommt, dass ein Gegenüber Covid-19-erkrankt sein könnte.
Einsatzzahlen sinken leicht
Wobei insgesamt die Einsatzzahlen für die Polizei seit dem Shutdown leicht gesunken sind: Naturgemäß gibt es weniger Wohnungseinbrüche, wenn die Menschen mehr zu Hause sind, und auch Ladendiebstähle sind kein Faktor mehr. Selbst bei den Fällen von häuslicher Gewalt und Kindesmisshandlungen zeigt sich bislang kein signifikanter Anstieg. „Natürlich nutzen wir diese Spielräume, um auf der Straße mehr Präsenz zu zeigen“, betont Schäfer die enge Zusammenarbeit mit dem städtischen Ordnungsamt bei der ständigen Kontrolle der Corona-Schutzverordnung.
Immer wieder melden sich aufmerksame Bürger am Telefon, die über größere Ansammlungen auf der Straße berichten. „Regelmäßig müssen wird Personengruppen auf Schulhöfen, Spielplätzen oder in Parkanlagen ansprechen, Platzverweise erteilen und natürlich auch Anzeigen schreiben“, betont der Polizeisprecher, dass bei aller Bereitschaft der Beamten zur inhaltlichen Aufklärung inzwischen keinerlei Ausreden oder Diskussionen beim Thema Corona mehr toleriert würden. „Aber der größte Teil der Hagener hält sich ja auch an die Vorschriften, die Akzeptanz ist hoch“, betont Schäfer, „die Menschen nehmen das Thema wirklich ernst.“