Hagen. Werke von Emil Schumacher, Maler aus Hagen, werden auf dem Kunstmarkt zu hohen Preisen gehandelt. Für „Ganigam“ zahlte ein Sammler 437.500 Euro.

Das berühmte Schumacher-Blau füllt nahezu die gesamte Bildfläche aus. Schwarze Klumpen stürzen wie erstarrte Lavabrocken in die Tiefe, oder ist es Geröll, das auf dem Grund dieser unendlichen Indigo-See zur Ruhe gekommen ist? Oder blickt der Betrachter gar nicht von oben, etwa vom Rand einer Klippe aus, auf das Meer hinab? Sehen wir die Gischt einer Welle, die sich gleich überschlagen wird? Hatte der Meister bei dieser Arbeit etwa gar kein Gewässer vor Augen?

Was auch immer Emil Schumacher (1912 bis 1999) mit dem Bild „Ganigam“, dessen Titel ebenso abstrakt ist wie das Werk selbst, ausdrücken wollte – es war einem privaten Sammler 437.500 Euro wert. Diese Summe bezahlte der Käufer, der anonym bleiben möchte, auf einer Auktion des renommierten Auktionshauses Grisebach in Berlin für das 1,66 mal 1,63 Meter große Gemälde. „Werke von Schumacher sind auf unseren Auktionen regelmäßig vertreten und werden erfolgreich verkauft“, berichtet Micaela Kapitzky, Geschäftsführerin von Grisebach und Expertin für Moderne Kunst, vom Marktwert des Hagener Malers, dessen Werke regelmäßig auf Messen, Galerien und Auktionen gezeigt und gehandelt werden.

Konstant hohe Preise

Viel Geld erbrachte auch das Werk „Solluk“, das Emil Schumacher 1962 mit Öl auf Leinwand malte. Das 125 x 210 cm große Werk wurde im Jahr 2010 bei Soteby’s in Paris für 480.750 Euro versteigert.

Emil Schumacher war ein intellektueller Maler.
Emil Schumacher war ein intellektueller Maler. © WP | WP-BILD,

Die Preisobergrenze für einen Schumacher liegt nach Einschätzung von Kapitzky derzeit bei einer halben Million Euro: „Die Preise sind konstant und kaum Preisschwankungen unterworfen.“ Wenngleich der Käuferkreis weitgehend auf den deutschen Kulturraum begrenzt sei, gebe es doch eine solide, ganz zuverlässige Sammlerschaft für Werke Schumachers: „Als einer der bedeutendsten Künstler des deutschen Informel gehört er zum festen Bestandteil des deutschen Kunstmarktes.“

Großer Sohn der Stadt

Zahlreiche Arbeiten des großen Sohnes der Stadt jedoch sind unverkäuflich und werden auf absehbare Zeit in Hagen bleiben. Die 500 Werke aus den Jahren 1936 bis 1999 (88 Ölgemälde, 200 Gouachen, 25 Keramiken, 50 Bilder auf Porzellan und zehn Malereien auf Schiefer sowie die gesamte Grafik), die der gemeinnützigen Emil-Schumacher-Stiftung gehören und im Emil-Schumacher-Museum gezeigt werden, dürfen nicht veräußert werden. Dazu kommen weitere über 90 Werke, die der Stadt Hagen gehören und ebenfalls regelmäßig im Schumacher-Museum gezeigt werden. „Wir machen die Werke verfügbar, aber wir dealen nicht“, bringt es der Kunsthistoriker Rouven Lotz, wissenschaftlicher Leiter des Museums, auf den Punkt.

Anders verhält es sich mit Arbeiten, die sich im Privatbesitz von Ulrich Schumacher befinden. Dem Sohn des Meisters ist es unbenommen, Werke seines Vaters zu veräußern – wenn er es denn wollte. Bislang hat er das jedoch nur behutsam und vereinzelt getan und im Gegensatz sogar besonders wichtige Werke für das Museum zurück erworben. Dabei können Verkäufe durchaus Sinn ergeben, etwa um das Werk eines Malers in einer strategisch bedeutenden Sammlung zu platzieren.

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Die Motive der Sammler müssen nicht ausschließlich der Begeisterung für das Kunstwerk entspringen, ein Bild ist auch eine gute Geldanlage. So hat das Kunsthaus Lempertz in Köln vor gut zwei Jahren das abstrakt-rotfigurige, 1961 entstandene Ölgemälde „Paripa“ von Emil Schumacher für stolze 223.000 Euro versteigern können. Der Vorbesitzer hatte es einst für 4000 Mark erstanden.

Werke bei Ebay

Bei wem „Paripa“ nun an der Wand hängt (oder im Tresor schlummert), ist nicht bekannt. Sowohl Einlieferer als auch Käufer eines Kunstwerks sind in der Regel nur dem Auktionshaus bekannt – aus gutem Grund: „Das dient dem Schutz der Privatsphäre und hat nichts mit Geldwäsche zu tun“, verdeutlicht Karin Schulze-Frieling, Geschäftsführerin der Galerie Utermann in Dortmund, die ebenfalls häufig Werke von Emil Schumacher im Bestand hat. „Wir bieten Gouachen des Künstlers in einer Preisspanne von 30.000 bis 40.000 Euro an.“ Der Markt von Emil Schumacher unterliege keinen nennenswerten Schwankungen: „Sondern ist als solide einzuschätzen.“

Wer kein großes Vermögen hat, aber dennoch einen Schumacher in seinem Besitz wissen möchte, der schaut sich am besten auf einer der einschlägigen Auktionsplattformen im Internet um. Ebay beispielsweise hat zahlreiche Lithographien, Radierungen und Blätter im Angebot, darunter kleine Arbeiten ab 25,50 Euro. Manche Werke hat Emil Schumacher ganz bewusst als Druckgrafiken in hoher Auflage herausgegeben.

Ob teures Ölgemälde oder preiswerte Druckgrafik – der Meister des abstrakten Expressionismus brachte es mit seiner Kunst schon zu Lebzeiten zu Wohlstand, einer Wohnung im Engadin und einem Haus auf Ibiza. Auf die Interpretation seiner Werke wollte er möglichst wenig Einfluss nehmen und wählte deshalb wohlklingende Phantasienamen wie „Ganigam“ oder „Paripa“. Sein wirtschaftlicher Erfolg dürfte viel damit zu tun haben, dass er sich zeitlebens treu blieb.