Hagen. Kurzarbeit, Kündigungen, abgesagte Reisen – den Hagener Reiseveranstalter Wikinger und seine Mitarbeiter trifft die Corona-Krise mit Wucht.
Der Reiseveranstalter Wikinger mit Sitz in Haspe hat aufgrund der Corona-Krise bei der Agentur für Arbeit ab April Kurzarbeit beantragt. Außerdem seien, so bestätigt Eva Machill-Linnenberg, Sprecherin des Unternehmens, auch betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen worden.
„Diese Schritte ließen sich nicht vermeiden, die gesamte Touristikbranche erlebt derzeit eine einzigartige Zäsur“, so Machill-Linnenberg. Das Ziel aller ergriffenen Maßnahmen sei es, das Unternehmen durch die Krise zu navigieren.
450 Reiseleiter weltweit als freie Mitarbeiter
In der Zentrale in der Kölner Straße in Haspe sind rund 150 Mitarbeiter beschäftigt, weltweit sind für Wikinger etwa 450 Reiseleiter als Freelancer (freie Mitarbeiter) tätig.
Kataloge kommen im August und Oktober
Der gedruckte Wikinger-Fernreise-Katalog erscheint jeweils im August, der Jahreskatalog im Oktober. Neue Zusatz-Angebote werden online unter www.wikinger-reisen.de präsentiert.
Von den Festangestellten befindet sich der Großteil momentan im Homeoffice. „Das geht bei Wikinger recht gut. Da wir vor Jahren schon den Begriff Familienorientierung umgesetzt haben, sind bei uns etliche Berufsrückkehrerinnen beschäftigt und das Arbeitsmodell Homeoffice ist für uns kein neues.“
Auch Reisen im Mai müssen abgesagt werden
Der Reiseveranstalter – Wikinger gilt als Experte für Wanderreisen und Fernreisen – hat alle Reisen seit Mitte März bis Ende April abgesagt. „Und wir werden auch sämtliche Reisen bis Ende Mai absagen müssen“, so Machill-Linnenberg, „betroffen sind davon über 10.000 Gäste.“
Die umsatzstärksten Saisons sind bei Wikinger Frühling und Herbst – im Normalfall die schönsten Monate zum Wandern in Deutschland beziehungsweise Europa. Viele Gäste würden derzeit ihre Reise umbuchen auf den Sommer oder Herbst. „Da zwei Drittel unserer Reisenden Stammgäste sind, zeigen wir uns maximal kulant und versuchen, passende Ausweichtermine zu finden.“
500 Gäste aus Zielgebieten vorzeitig zurückgeholt
In den vergangenen Tagen und Wochen war Wikinger auch mit der Rückholung von Urlaubern beschäftigt. Rund 500 Gäste wurden aus den weltweiten Zielgebieten, u.a. Südafrika, Neuseeland und Costa Rica, vorzeitig zurückgeholt. Die Telefone stehen derzeit bei den Mitarbeitern an den Hotlines kaum still. Die drei meist gestellten Fragen der Anrufer? „Was ist mit Urlaub im Sommer – kann ich für Sommer überhaupt eine Reise buchen“, sei die am häufigsten gestellte Frage, weiß Eva Machill-Linnenberg. Gefolgt von „Meine Reise wurde abgesagt. Bekomme ich eine Gutschrift oder mein Geld zurück?“ sowie „Kann ich kostenfrei umbuchen?“ Es käme auf den jeweiligen Vertrag an, aber man versuche für den Gast eine passende Lösung zu finden, unterstreicht die Sprecherin.
Momentan feilt Wikinger an einem Alternativ-Reisekonzept. „Mit ,Wandern vor der Haustür’ bieten wir unseren Gästen über 200 Angebote in Deutschland an. Außerdem bewerben wir 350 Angebote ohne Flug“, so Machill-Linnenberg.
Reisen, für die man nicht in den Flieger steigen muss, haben bei Wikinger schon vor der Corona-Krise an Beliebtheit gewonnen, „wir haben viele sensible Kunden, die durch den Verzicht aufs Fliegen auf die Klimadebatte reagieren.“