Hagen. Auf dem Hagener Arbeitsmarkt deutete sich im März eine leichte Entspannung an – doch dann kam die Corona-Krise…
Diese Nachricht passt so gar nicht in die Zeiten der Corona-Pandemie: Nach den vorliegenden März-Daten hat sich die Arbeitsmarktlage in der Stadt Hagen weiter leicht verbessert, mit einem Rückgang der Arbeitslosenzahlen um 57 auf 10.717 und einer unveränderten Arbeitslosenquote von 10,7 Prozent. Was angesichts der aktuellen Entwicklung paradox klingt, liegt an einem frühen Statistik-Stichtag zur Monatsmitte. Doch seitdem ist alles anders.
„In diesem Monat haben die drastischen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie das öffentliche Leben und die heimische Wirtschaft weitgehend stillgelegt. Dies gilt natürlich auch für den Arbeitsmarkt in der Stadt Hagen, auch wenn es in den aktuellen Zahlen noch nicht zum Ausdruck kommt“, beschreibt Maren Lewerenz, Chefin der Agentur für Arbeit Hagen.
Erst die April-Zahlen spiegeln Situation wider
„Stichtag für die Zahlen, die uns aktuell vorliegen, war der 12. März – und damit ein Zeitpunkt, zu dem die Einschränkungen noch moderat waren. Was seither wirtschaftlich und arbeitsmarktpolitisch geschehen ist, spiegelt sich in den Zahlen noch nicht wider, das wird erst im April der Fall sein. Der kommende Monat bleibt für eine richtungsweisende Aussage abzuwarten“, erläutert Lewerenz. An den generellen Effekten lässt die Arbeitsmarktexpertin jedoch schon heute keine Zweifel aufkommen: „Corona wird den Arbeitsmarkt auch bei uns schwer treffen und zu steigender Arbeitslosigkeit und sinkender Beschäftigung führen. Entscheidend für das Ausmaß wird es sein, wie lange der derzeitige Stillstand andauert und wie es den Unternehmen gelingt, diese Zeit ohne Kündigung und unter Nutzung der unterschiedlichen Landes- und Bundeszuschüsse zu überbrücken. Auch der Austausch von Unternehmensideen, zum Beispiel über die Plattform der Hagen Agentur, kann hier förderlich sein.“
Nach den aktuell vorliegenden Daten gab es vor dem Shutdown zuletzt eine Reduzierung der Zahlen für die Arbeitslosenversicherung, 2702 waren Kunden der Arbeitsagentur (59 oder 2,1 Prozent weniger als im Vormonat). In der Grundsicherung wurden 8015 durch das Jobcenter Hagen betreut (zwei oder 0,02 Prozent mehr). Eine detailliertere Darstellung erübrigt sich angesichts der aktuellen Entwicklung.
Sinkende Kräftenachfrage schon vor den Schließungen
Bereits vor den angeordneten Betriebsschließungen war die Kräftenachfrage im März in Hagen rückläufig. 356 neue Stellen bedeuteten gegenüber Februar ein Minus um 24 oder 6,3 Prozent. In Relation zum Vorjahresmonat war es schon ein Rückgang um 149 Stellen oder 29,5 Prozent. Nur Zeitarbeitsfirmen (170 neue Stellen) und das Gesundheitswesen (67) meldeten steigenden Kräftebedarf, alle anderen Branchen hatten Rückgänge. Der Gesamtstellenbestand der Arbeitsagentur sank um 127 auf knapp 1900 Stellen, 766 weniger als im Vorjahr (-28,8 Prozent).
Die Anfragen und Anzeigen von Hagener Unternehmen nach Kurzarbeitergeld stiegen ab der Monatsmitte immens an. Viele von ihnen, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen, waren das erste Mal mit Kurzarbeit konfrontiert. Bislang sind sehr viele Anzeigen zu Kurzarbeit eingegangen, die teils schon geprüft und erfasst sind, teils aber auch noch nicht. Zur Unterstützung werden die zuständigen Teams innerhalb der Organisation der Arbeitsagentur massiv verstärkt und Personal umgesetzt. Auch die Arbeitszeiten wurden ausgeweitet (Samstag).
Agentur bearbeitet Anträge am Limit
„Die Verfahren werden so einfach und unbürokratisch wie möglich angewandt, um den Betrieben schnell zu helfen. Angesichts des Ausmaßes der Inanspruchnahme werden sich die Bearbeitungszeiten voraussichtlich zunächst verlängern“, bittet die Behörde um Verständnis.
Perspektivisch geht die Hagener Arbeitsagentur davon aus, dass ab der zweiten Jahreshälfte mit einer Entspannung und sinkender Arbeitslosigkeit gerechnet werden kann, wenn die heimische Wirtschaft in den nächsten sechs bis acht Wochen zur Normalität zurückkehren darf. Dann profitiere Hagen davon, dass der Arbeitsmarkt vor Corona in überwiegend stabiler Verfassung war. Entscheidend sei auch, wie viele Betriebe mit Kurzarbeit über die Krisenzeit kommen und danach mit dem gehaltenen Personal wieder starten können.