Hohenlimburg. Von Vorsorge bis Existenzsicherung: Unabhängig voneinander nähen Private, Händler und Vereine in Hohenlimburg nun Behelfs-Mund-Nasen-Masken.
Die Nähmaschine erlebt derzeit auch in Hohenlimburg eine Renaissance. Unabhängig voneinander nähen Privatleute, Händler und ganze Vereine an Behelfs-Mund-Nasen-Masken, die gerade in der derzeitigen Corona-Krise benötigt werden. Drei Beispiele.
Für die Pflegeeinrichtungen
Als am Samstagabend in den Nachrichtensendungen der Tod von zwölf Bewohnern eines Seniorenheimes in Wolfsburg für Schlagzeilen sorgte, richtete Carsten Kunz, Personalchef des Hagener Pflegedienstes Wohlbehagen und Vorsitzender des Freundeskreises Schlossspiele Hohenlimburg, spontan einen Appell an dessen Mitglieder, präventiv Behelfs-Mund-Nasen-Schutz (BMNS) für die Einrichtungen zu nähen. Aktuell sei Wohlbehagen zwar noch mit Mund-Nasen-Schutz ausgestattet. Aber man wisse nicht, wie sich die nächsten Tage und Wochen darstellen.
Mit seinem Aufruf löste Kunz bei den Vereinsmitgliedern eine Lawine der Hilfsbereitschaft aus. „Ich habe eine Nähmaschine und kann nähen“, textete innerhalb kürzester Zeit mehr als ein Dutzend Frauen. Andere stellten Grundmaterial zur Verfügung oder besorgten Nähmaschinen. Zu den eifrigen Produzentinnen zählt Myriam Kreinebrink aus dem Weinhof. Sie hat bis gestern morgen 35 Exemplare gefertigt. „Wer alle Materialien detailliert vorbereitet hat, schafft es, in etwa 20 Minuten eine Maske zu nähen“, sagt die erfahrene Näherin. Nach einem ersten 24-Stunden-Marathon der ehrenamtlichen Helfer hielt Carsten Kunz bereits am Sonntagabend 65 einsatzfähige Masken in seinen Händen.
Für die breite Masse
Eigentlich fertigt Silke Hank in ihrer Schneiderei in der Nahmer Brautkleider – aber Anproben sind mit einem Abstand von 1,5 Metern kaum möglich. Stattdessen näht sie nun Behelfsmasken, die sie für kleines Geld verkauft (Preis auf Anfrage) und innerhalb Hohenlimburgs kostenlos ausliefert.
„Für mich ist jede Maske eine Unterstützung für mein Atelier“, sagt Hank, der mit Beginn der Corona-Krise ihr bisheriges Kerngeschäft weggebrochen ist. „Ich habe ja noch Glück, ich kann weiter arbeiten – aber was machen etwa Friseure?“, sagt Hank. Bisher habe sie sehr viel Zuspruch bekommen. „Die Nachfrage ist da und ich hoffe, dass wir damit die nächsten Wochen über die Runden kommen.“ Bestellungen für ihre Behelfsmasken nimmt Hank unter 02334/ 969492 entgegen.
Für das Fachpersonal
Auch Anna-Lena Söhnchen und Carolin Kelm nähen Behelfsmasken – aber nicht für Privatpersonen. „Wir möchten Personal in Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern, Praxen sowie andere medizinische Dienstleister ausstatten.“ Die Aktion nahm ihren Anfang in der Physiotherapie-Praxis von Carolin Kelm, wo sie die ersten selbstgenähten Masken kostenlos verteilten. „Dann haben wir gedacht, es gibt doch sicher viele Praxen und Unternehmen, die dasselbe Problem haben und vielleicht auch gar nicht mehr an Atemschutzmasken kommen“, sagt Söhnchen, die daraufhin einen Aufruf bei Facebook startete. Mit Erfolg: Inzwischen haben die beiden bereits mehr als 250 Masken genäht, weitere 300 stehen auf der Liste. „Jeden Tag kommen neue Aufträge dazu“, sagt Söhnchen.
Kein Schutz vor Viren
Laut einer US-Studie von 2010 lassen selbst gemachte Baumwoll-Masken 74 bis 90 Prozent der Partikel in der Luft durch, professionelle Masken (N95- oder FFP2-Norm) dagegen nur 0,12 Prozent.
Einen Schutz gegen das Corona-Virus bieten selbst genähte Behelfsmasken dem Träger also nicht. Aber sie verringern das Risiko, dass der Masken-Träger die Menschen in seinem Umfeld mit Viren ansteckt.
Ein Behelfsmundschutz sollte aus kochbarem Baumwollstoff bestehen und muss regelmäßig gewaschen werden, um Viren abzutöten – entweder in der Waschmaschine bei 60 Grad oder für fünf Minuten in einem kochenden Wasserbad im Kochtopf.