Hagen. Aufgrund der engen Zusammenarbeit mit der Hagener Straßenbahn, kann die Polizei mehrere Taschendiebe erwischen.

Gestern Dublin, heute Saarbrücken, morgen Hagen – Taschendiebe sind heutzutage kaum noch „kleine Fische“, die allein auf Beutezug gehen, sondern bestorganisierte, professionelle Banden. „Meistens rücken die Kriminellen vom Balkan an, übernachten ein, zwei Nächte im Hotel in einer Stadt und ziehen weiter“, sagt Peter Carl. Hagen sei – genau wie andere Ruhrgebietsstädte – aufgrund seiner verkehrstechnisch günstigen Lage beliebt bei Diebesbanden, ergänzt der Erste Kriminalhauptkommissar.

Gerade in den letzten Wochen hat die Hagener Polizei gute Fahndungserfolge in puncto Taschendiebstahl zu vermelden. „Wir haben einige Personen festgenommen. Das ist auch ein Ergebnis unserer guten Vernetzung mit der Hagener Straßenbahn“, unterstreicht Peter Carl.

Ablenkung steht im Vordergrund

Busfahrgäste sind allgemein leichte Opfer, sie sind nicht selten abgelenkt, häufig sind die Fahrgäste älter und weiblich. „In einem voll besetzten Gelenkbus sind 150 Businsassen auf engstem Raum zusammen. Die Taschendiebe sind Profis. Und Ablenkung ist immer ihre Devise.“

Infos und Hilfen für die Opfer

Die Hagener Polizei informiert über die Wichtigkeit von Präventionsmaßnahmen gegen Taschen- und Ladendiebstahl zum Beispiel an Infoständen beim Blaulichttag. Außerdem finden immer wieder Aktionstage, u. a. im Sparkassen-Karree statt. Dort werden auch Flyer und Broschüren wie „Tipps zum Schutz gegen Trickdiebe“ und „Schlauer gegen Klauer“ verteilt.

Im Rahmen des Opferschutzes kümmert sich die Polizei um Opfer von Straftaten und vermittelt an Beratungsstellen und zu Organisationen wie dem Weißen Ring. Der Weiße Ring kann u. a. dabei helfen, eine finanzielle Notlage zu überbrücken, die aus einer Straftat entstanden ist. Wichtig ist es aber auch, den Opfern ihr durch die Tat gestörtes Urvertrauen zurückzugeben.

„Taschendiebe erkennt man nicht“, ergänzt Nadine Kayser, „sie fallen optisch nicht auf, die Täter sind im westlichen Stil und meist gut gekleidet, sie wirken gepflegt und ihre Altersspanne ist groß“, konkretisiert die Kriminaloberkommissarin. In den meisten Fällen würden zwei bis fünf Personen zusammenarbeiten, die die Fahrgäste optisch in keinen Zusammenhang bringen können.

„Auch der Hagener Straßenbahn ist daran gelegen, Taschendiebstahl zu bekämpfen und das Sicherheitsgefühl der Kunden zu erhöhen“, unterstreicht Peter Carl. „Unsere Kollegen, die die Busse inspizieren – geschulte Kräfte in Zivil, die das Täterklientel kennen – wechseln von Bus zu Bus.“ Zudem stellt das Unternehmen zu Aufklärungszwecken Videomaterial zur Verfügung.

Offene Jackentaschen sind für professionelle Taschendiebe eine willkommene Einladung.
Offene Jackentaschen sind für professionelle Taschendiebe eine willkommene Einladung. © WP | Yvonne Hinz

Mit Hilfe der Bildauswertung gelingt es in einigen Fällen, die Person einer Gruppe, die beim Taschendiebstahl aufgezeichnet wurde, zu identifizieren. Personalien und Informationen über die Person werden zusammengestellt und Rückschlüsse auf die übrigen Bandenmitglieder können gezogen werden. „Das Sichten der Bilder und das Zusammensetzen des regelrechten Puzzles ist unendlich aufwendig“, sagt Kriminaloberkommissarin Nadine Kayser, die seit eineinhalb Jahren in diesem Bereich tätig ist.

Nicole Gaertig nickt. Die Kriminalhauptkommissarin ist in der Dienststelle Kriminalprävention und Opferschutz tätig und weiß ebenfalls genau, wie Täter vorgehen. „Ihre Opfer sind überwiegend ältere Frauen, nicht selten 80 Jahre und aufwärts. Häufig nutzen die Frauen Rollatoren. Und das nicht nur, um ihr Gleichgewicht besser halten zu können, sondern auch, um Hand- und Einkaufstaschen zu transportieren. Diebe haben einen geschulten Blick und in solch einem Fall ein leichtes Spiel.“ Zudem gehen Seniorinnen häufig mit offenen Handtaschen durch einen Laden oder durch die Fußgängerzone und haben dabei größere Bargeldbeträge bei sich, weil bei ihnen das Bezahlen mit Karte nicht so verbreitet ist.

Eine beliebte Falle ist dabei oft der Fleckentrick, erzählt Nicole Gaertig: „Hierbei bekleckert der Täter das Opfer mit einem Getränk oder mit etwas Klebrigem, entschuldigt sich für seine Unachtsamkeit und wischt den Flecken ab. Die abgelenkte Person wird währenddessen vom Kompagnon ausgeraubt. Vor allem die professionellen Banden beherrschen Teamarbeit par excellence.“ Ein weiterer Trick: Es wird nach Kleingeld gefragt, die ausgespähte Person will hilfsbereit ihr Portemonnaie zücken, blitzschnell ist es verschwunden.

Ausnutzen von Gedränge

„Auch Rucksäcke sind für Taschendiebe ein leichtes Spiel. Der Träger kann den Transportbeutel schließlich nicht im Auge haben“, ergänzt Peter Carl. Und immer wieder natürlich: Das Ausnutzen des Gedränges beim Ein- und Aussteigen in Busse. Oder die zwangsläufige Nähe in einem gut gefüllten Linienbus.

Auch interessant

Die häufigsten Fehler, die Kunden in den Läden begehen? „Einige stellen ihre Tasche einfach irgendwo ab und gehen von Regal zu Regal, um ihre Waren zusammenzusuchen. Oder sie lassen ihren Beutel unbeaufsichtigt im Einkaufswagen stehen und drehen sich ,nur mal kurz‘ zum Kühlregal oder zur Käsetheke“, weiß Nicole Gaertig nur zu gut.