Lennetal. Trotz aller Einschränkungen durch die Corona-Krise: Das Frühstücks- und Mittagsangebot im Diner im Lennetal wird von den Kunden gern angesteuert.
Kerstin Weber ist alles andere als schadenfroh. Die Verbreitung des Coronavirus versetzt sie – wie alle anderen Menschen wohl auch – in Angst und Schrecken. Dennoch kommt die Eigentümerin des American Diners im Lennetal mit den Verfügungen von Land und Stadt – zumindest derzeit – noch gut zurecht. Das Kerngeschäft von „Weber’s Diner“ liegt schließlich in den Morgen- und Mittagsstunden und nicht – wie bei den meisten Gastronomen – im Abendbereich.
Mit einer seit Dienstag vorgeschriebenen Schließung ihres Gastrobetriebes um spätestens 15 Uhr kommen die 50-Jährige und ihr Team also ganz gut über die Runden. Um 5 Uhr erscheint Kerstin Weber in ihrem Diner an der Rohrstraße 9, um Frikadellen, Schnitzel und belegte Brötchen vorzubereiten, um 6 Uhr öffnet sie die Tür.
Zur Erläuterung: Unter Diner (früher wurden ausschließlich amerikanische Restaurants so bezeichnet, mittlerweile wird der Begriff aber auch für Gastrobetriebe in Deutschland verwendet) versteht man ein einfach gehaltenes Restaurant, das sich meistens außerhalb einer geschlossenen Ortschaft an einer Fernstraße befindet. Ein Diner wird durch eine große Bedientheke dominiert; an den meistens hohen Tischen nehmen die Kunden Platz.
Hier hat auch der 40-Tonner Platz
„Viele Lkw-Fahrer – in den vergangenen Tagen noch mehr als sonst – kommen morgens, um sich mit Frühstück oder deftigen Speisen einzudecken. Ich bin im Lennetal ihre Anlaufstelle. Ein 40-Tonner kann schließlich nicht mal eben bei Aldi auf dem Parkplatz anhalten, damit der Fahrer sich was zum Essen besorgen kann“, kennt Kerstin Weber ihre Klientel.
Im Industriegebiet Lennetal
„Weber’s Diner“ hat im vergangenen Juli an der Rohrstraße 9 direkt an der Tucht-Tankstelle im Industriegebiet eröffnet.
Der Gastrobetrieb hat in den kommenden Wochen wochentags von 6 bis 15 Uhr geöffnet. Das Mitarbeiter-Team ist unter 92 37 257 erreichbar.
Bernd Gossen kommt um 20 nach 11 Uhr zur Tür herein, wird von Kerstin Weber und ihrer Mitarbeiterin Marijana Böhm freundlich begrüßt. „Ich bin zum ersten Mal hier. Gut, dass es so was hier im Industriegebiet gibt“, sagt Gossen und ordert „Einmal Pommes mit Mayo, bitte.“ Er wohne in Issum am Niederrhein, komme nun aber beruflich bedingt häufiger ins Lennetal. „Da ich morgens um sechs Uhr anfange, bin ich ein Früh-Mittagesser“, sagt der (noch) hungrige Mann und lächelt. Solch ein Diner mit durchgehend warmer Küche sei für ihn natürlich ideal.
Eingangstür mit Verkaufsfenster
An die Gesetzgebung, den Gastrobetrieb um 15 Uhr zu schließen, ist Kerstin Weber auch gebunden. „Eigentlich haben wir wochentags bis 18 Uhr geöffnet, aber natürlich halten wir uns an alle neuen Vorschriften und Hygienemaßnahmen“, unterstreicht sie. Und die aufgeweckte Geschäftsfrau denkt weiter: „Der Hauseigentümer und ich hatten eine gute Idee – er lässt nun neben unserer Eingangstür ein Verkaufsfenster errichten. Dann können wir unsere Speisen den Kunden durch eine Klappe anreichen. Das schützt mein Team und mich wie auch die Kunden noch mehr vor einer eventuellen Ansteckung.“ Das praktische Verkaufsfenster wird in den kommenden Tagen eingebaut.
„Wenn sich die Lage rund um das Coronavirus noch weiter verschärft, biete ich auch einen Lieferdienst hier im Viertel an“, sagt Kerstin Weber. Derzeit kämen aber wie bislang noch viele Mitarbeiter der benachbarten Firmen zu ihr in den Diner. „Etliche Jungs vom Baustoffhandel Hofnagel und Bade und von Bosch kommen, um sich bei uns zu stärken. In den meisten Firmen hier im Gewerbegebiet wird ja kein oder kaum Home-Office verordnet.“
Hungergefühl bis 15 Uhr gestillt
Robert Boestfleisch und Karsten Franke plaudern mit Marijana Böhm – man kennt sich. Robert Boestfleisch nippt an seiner Tasse Kaffee, Karsten Franke beißt genüsslich in sein Schnitzelbrötchen. „Ich hab’ mir vorher auch ordentlich die Hände gewaschen“, versichert Franke. Die beiden Männer sind bei „Objektbetreuung Feder“ beschäftigt. „Nach 15 Uhr gibt’s in Gaststätten und Imbissbuden ja jetzt nichts mehr, etliche Gastronomen werden vermutlich nun ganz schließen, weil der Mittagstisch bei vielen eh nur schleppend läuft“, vermuten die beiden. Anders in „Weber’s Diner“, wo sich die Chefin und ihr Team über zu wenig Tageskundschaft zum Glück nicht beklagen können.