Breckerfeld. Viel los war beim Trecker-TÜV in Breckerfeld: Horst Weber ist Diplom-Ingenieur beim TÜV-Nord. Er hat die historischen Gefährte überprüft.

Man hörte das Tuckern von weitem schon: Treckerfahrer steuerten am Samstagmorgen aus allen Himmelsrichtungen kommend die ehemalige Gaststätte am Schlagbaum an, um für ihre Fahrzeuge die begehrte TÜV-Plakette zu bekommen.

Nicht selten wurden die Fahrer mit Gänse-Geschnatter begrüßt, denn in direkter Nachbarschaft zum alten, extra an diesem Tag für die Bauern und Treckerfreunde geöffneten Gasthaus haben Gänse ihr Zuhause. Die Gaststube war für einige Stunden das Büro von Horst Weber. Hier hatte er die TÜV Plaketten in einer Kassette eingeschlossen und direkt daneben seinen Computer zum Erfassen aller Daten positioniert.

Anerkannter Sachverständiger

Horst Weber ist Diplom-Ingenieur beim TÜV-Nord und sein Job hat die sperrige Bezeichnung amtlich anerkannter Sachverständiger. Er ist im Raum Sieger- und Sauerland unterwegs und weiß mit Bauern umzugehen. Außerdem ist er Breckerfelder und mit fast allen Landwirten und Treckerfreunden, die am Samstag ihr Gefährt vorführten, per Du.

Nein, streng ist er nicht, eher jovial und völlig entspannt, aber er guckt sehr genau hin und lässt auf dem Nebensträßchen, das vom Schlagbaum direkt ins Wohngebiet Breckerfeld führt, Bremsproben machen.

Alles funktioniert am Samstag: Kleine Traktoren und auch dicke „Brummer“ stehen nach wenigen Metern bewegungslos still. So soll es sein. Horst Weber prüft auch die Festbremsen und nimmt sich die Lenkungen der Fahrzeuge vor. Es ist gerade kurz nach 9 Uhr, als Frank Schipper als erster Kunde sein Lieblingsstück vorführt: einen Schlepper namens Man 4N2, gebaut 1962. Das Gefährt trägt ein H-Kennzeichen und der Fachmann weiß, so Horst Weber, dass der Wagen nicht mehr einem Bauern bei der Arbeit dient.

Historisches Gefährt mit Allrad

Horst Schipper zählt zu den Treckerfreunden Breckerfeld und einmal im Jahr sorgt er für Aufsehen, wenn er sein Fahrzeug von Breckerfeld zum Freilichtmuseum im Mäckinger Bachtal steuert und es dort beim Treckertreff bewundern lässt. Das historische Gefährt hat schon Allrad. Er habe es in Breckerfeld von einem Nachbarn erworben, der wiederum habe den Man 4N2 aus dem „Alten Land“ an der Elbe in die Hansestadt Breckerfeld geholt. 4N2 kann weiter zwei Jahre über öffentliche Straßen fahren – die TÜV-Plakette war ihm sicher.

Mittlerweile füllt sich der alte Gastraum am Schlagbaum. Es könnte ein Treffen des Landwirtschaftlichen Ortsvereins sein.

Die ehemalige Gaststätte am Schlagbaum füllt sich am Samstagvormittag mehr und mehr.
Die ehemalige Gaststätte am Schlagbaum füllt sich am Samstagvormittag mehr und mehr. © WP | Michael Kleinrensing

Aber diskutiert wird nicht über Milchpreise, sondern Traktoren und Schlepper sind Gesprächsstoff. Karl-Heinz Born, ein erfahrener Landwirt vom Branten, erinnert sich daran, wie man früher die Traktoren selbst reparieren konnte. „Heute mit den modernen, mit Computern versehenen Schleppern, ist das nicht mehr möglich“, sagt er in die Runde und bekommt Zustimmung. Wenig später treffen auch Borns Sohn Heiner und Christian Abel ein.

Sorgen über die Zukunft des Berufsstandes Landwirt

Heiner Born ist der 1. Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Ortsvereins Breckerfeld, Christian Abel Vize. Beide haben in diesen Tagen viel zu tun. Immer wieder müssen sie die Sorgen der Mitglieder über die Zukunft des Berufsstandes Landwirt den Stadtmenschen erklären. Über die Bundesregierung seien sie sauer, sagen sie. In Breckerfeld gebe es nur noch knapp 15 bäuerliche Vollerwerbsbetriebe. Etwa fünf Betriebe seien Nebenerwerbsbetriebe.

Der „Landfraß“ begünstige das „langsame Bauernsterben“, das sich auch beim Trecker-TÜV bemerkbar macht. Noch in den 90-iger Jahren seien mehrere Kollegen vom TÜV bei der Prüfung am Schlagbaum nötig gewesen, weiß Weber. Christian Abel zitiert: „Trecker-TÜV am Schlagbaum war wie Vogelschießen.“

25 Plaketten vergeben

Draußen vor der Tür herrscht immer mehr Betrieb. Ein junger Treckerfahrer ist mit Anhang eingetroffen, Kinder sitzen auf dem Hänger. Horst Weber ist gefragt. Ralf Grebe aus Brenscheid lässt seinen „Case international“ untersuchen. Es folgt Andreas Hein, der sein Gefährt zum Schneeräumen nutzt. Philipp Gabler rollt mit seinem Mercedes Truck 80 V, Baujahr 1975, vor „Der Truck hat schon Scheibenbremsen!“ erklärt er. In der Gaststätte wird es voller. Horst Weber blickt in seinen Computer.

Einziger Prüfer vor Ort

In regelmäßigen Abständen gibt es den Trecker-TÜV in Breckerfeld.

Experte Horst Weber ist beim TÜV-Nord beschäftigt. Der Diplom-Ingenieur ist beim Trecker-TÜV als einziger Prüfer vor Ort. Offiziell nennt sich Host Weber amtlich anerkannter Sachverständiger.

Bis 12 Uhr ist der TÜV-Termin anberaumt. Um 12.45 Uhr muss Weber noch drei Trecker begutachten. 25 Fahrzeuge hat er dann untersucht. Das Ergebnis: Alle haben die Plakette bekommen. „Sollte mal einer mit einem Fahrzeug kommen, das schon äußerlich auffällig ist, würde ich sagen: „Dieses will ich hier gar nicht erst sehen!“ Mit dieser Taktik scheint der Diplom-Ingenieur erfolgreich zu sein.