Hagen. Der Hagener Schauspieler Sabin Tambrea spricht im Interview über Starruhm und Heimat. Sein neuer großer Kinofilm Narziss und Goldmund läuft an.
Als König Ludwig II. hat der Hagener Schauspieler Sabin Tambrea den Sprung auf die große Leinwand geschafft. Nun spielt der 35-Jährige in „Narziss und Goldmund“ eine weitere Riesenrolle im Kino. Regie führt Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky („Die Fälscher“).
Vor dem Filmstart am Donnerstag (12. März) schildert Sabin Tambrea im Interview mit unserer Redaktion die Herausforderungen, Hermann Hesses Weltliteratur zu interpretieren und verrät, warum er so gerne in seine Heimat Hagen zurückkommt.
„Narziss und Goldmund“ ist das bekannteste Werk von Hermann Hesse. Wie erarbeitet man sich als Darsteller eine Figur wie den Abt Narziss, den so viele literarisch kennen?
Sabin Tambrea: Die Rolle ist eine Riesenchance und Herausforderung zugleich wegen der Fallhöhe der literarischen Vorlage. Wir haben eine Übersetzung gefunden, die Hesse gerecht wird. Zur Kirche und zu Gott habe ich allerdings ein etwas abgekühltes Verhältnis. In dieser Situation einen Abt zu spielen, war natürlich spannend.
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Wie haben Sie sich vorbereitet?
Jannis Niewöhner, der Goldmund, und ich haben nacheinander einige Tage im Zisterzienserkloster Zwettl in Österreich verbracht und den Alltag der Mönche mitgelebt, wir haben alles mitgemacht, was zum Tagesablauf eines Mönchs gehört. Das war sehr wichtig, um einen Zugang zu dieser Figur zu finden.
Ist „Narziss und Goldmund“ ein Künstlerdrama?
Es ist ein Film über die Suche nach Erfüllung, aber das ist nur ein Aspekt. Narziss ist ein Vernunftmensch, der versucht, die Welt durch Bildung zu verstehen. Goldmund ist ein Gefühlsmensch, der versucht, die Welt durch das Erleben zu begreifen. Regisseur Stefan Ruzowitzky hat noch die Figur des Mönchs Lothar hinzuerfunden, den André M. Hennicke spielt. Das ist der Antagonist, er vertritt rückwärtsgewandte Positionen, wie sie sich auch heute in der Gesellschaft spiegeln.
Freundschaft ist bei „Narziss und Goldmund“ ein ganz großes Thema
Die Beziehung zwischen Narziss und Goldmund enthält ja ein Geheimnis...
Freundschaft ist ein ganz großes Thema, wie die Liebe auch. Im Buch steht sehr früh, dass Narziss die Männer begehrt, und hätte er sein Leben nicht Gott gewidmet, so würde er seine Homosexualität sicherlich auch ausleben. Der Fokus in unserer Verfilmung liegt aber vor allem auf der Freundschaft zwischen zwei extrem gegensätzlichen Persönlichkeiten. Das ist auch mit Blick auf das Heute wichtig.
Worin besteht der aktuelle Bezug?
Heute hat man keine Freunde mehr außerhalb der eigenen Komfortzone. Auch im TV-Programm drückt man alles weg, was einen fordern könnte. Jeder hat nur die Leute um sich herum, die gleicher Meinung sind. Im Großen und Ganzen sind wir faul geworden in der Erweiterung unseres Horizonts, weil es einfacher ist als sich mit anderen Ansichten auseinanderzusetzen und nicht in unsere schnelllebige Zeit passt.
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Sie sind nicht nur Schauspieler, sondern auch Musiker. Wie spiegelt sich das in „Narziss und Goldmund?“
Erstmals habe ich zwei Kompositionen von mir zum Score beigetragen und bin sehr stolz, dass ich mich auch auf diese Weise an einem Film beteiligen kann. Auf jeden Fall werde ich weiter Musik für meine Rollen schreiben und finde es beglückend, wenn sie in den Filmen Verwendung findet. Es war eine großartige Erfahrung, den Entstehungsprozess der Filmmusik mit dem Komponisten Henning Fuchs begleiten zu dürfen.
Jeder Film ist ein Wunder
Ku’damm 56, 59, 63, Babylon Berlin, Der Mann aus dem Eis, Rübezahls Schatz, das Geheimnis der Hebamme: Wenn Sie in einem Film mitspielen, sprechen die Kritiker von Starbesetzung. Entsteht so Erwartungsdruck?
Filmen macht eher bescheiden. Bei der ganzen Koordinationsarbeit im Hintergrund ist es jedes Mal ein Wunder, wenn ein Film überhaupt entsteht. Noch dazu ist es eher selten, dass so ein Film es schafft, wahrgenommen zu werden. Ich bin immer sehr dankbar, wenn ich an Projekten mitwirken darf, die das Herz berühren. Und wenn dann die harte und lange Arbeit durch Publikumsinteresse belohnt wird, ist das ein Geschenk.
Schauspieler Sabin Tambrea aus Hagen – Filme, Karriere, Ehe
Sie sind in Hagen aufgewachsen, standen früh im Theater Hagen auf der Bühne, gehören zum Gründungsteam der Jungen Bühne Lutz. Nun leben Sie in Berlin. Zieht es Sie manchmal zurück nach Hagen?
Oh ja, ich bin nicht nur zu Weihnachten Zuhause, sondern sehe meine Familie zwei, dreimal im Jahr. Am Samstag, 14. März, besuche ich die Vorführung von „Narziss und Goldmund“ um 19.30 Uhr im Cinestar Hagen. Im Anschluss diskutiere ich mit dem Publikum. Dazu sind alle herzlich eingeladen.
www.cinestar.de/kino-hagen