Hagen. Großer Auflauf am Freitag vor dem Hagener Gerichtsgebäude: Eine Wohnungsversteigerung lockte die Massen.

Massen-Andrang vor dem Gerichtsgebäude an der Heinitzstraße: Am Eingangsportal standen gestern morgen mehr als 250 Personen in einer langen Schlange – im Amtsgericht gab es ein attraktives Schnäppchen zu ergattern.

Sicherheitsleistungen nicht in bar erbringen

Bei Zwangsversteigerungen von Immobilien oder Eigentumswohnungen müssen die Bieter vorab eine Sicherheit leisten, die 10 Prozent des Verkehrswertes beträgt. Sie darf allerdings nicht in bar erbracht werden.

Unter der Internetadresse www.ag-hagen.nrw.de können sich Interessierte über die Immobilien informieren, die demnächst beim Amtsgericht zur Zwangsversteigerung anstehen. Dort stehen auch die Termine.

In der ersten Etage vor Saal 143 bildet sich ein Pulk. Dort kontrolliert Rechtspfleger Martin Roth mit einer Namensliste, wer überhaupt in den kleinen Raum eintreten darf: Nur etwas mehr als 40 Personen, die in den Tagen zuvor 3400 Euro – das sind zehn Prozent vom festgesetzten Verkehrswert des begehrten Objekts – als Sicherheitsleistung bei der Gerichtskasse hinterlegt hatten.

Hoher Renovierungsbedarf

Für läppische 34.000 Euro könnte hier gleich eine Eigentumswohnung im Rohbauzustand unter den Hammer kommen: Baujahr 2006, Größe: 108,42 Quadratmeter. Vier Zimmer, Küche, Diele, Bad und Gäste-WC, im 2. Obergeschoss am Glockenstück in Boele. Das vermeintliche Schnäppchen, das den Massenansturm auslöste, hat allerdings einen Haken: Laut Gutachten liegt ein Renovierungsbedarf in Höhe von 90.000 Euro vor.

Die Wachtmeister haben zusätzliche Stühle in den Versteigerungssaal getragen. Jetzt gibt es dort für Bieter 50 Sitzplätze, die längst nicht ausreichen. Vor der Tür drängen noch Interessierte, einige haben sich in den überfüllten Saal gezwängt und Stehplätze gefunden, während des laufenden Termins, der von Rechtspflegerin Eva Dresler geleitet wird. Sie hatte pünktlich um neun Uhr die Zwangsversteigerung unter dem Aktenzeichen 031 K 092/2018 eröffnet und die ersten Gebote aufgerufen.

Heutzutage marktgerechte Preise

„Früher gab es kaum Interesse an Immobilien, die zwangsversteigert wurden“, berichtet Amtsgerichtsdirektor Ulrich Sachse, „da gingen sie noch zur Hälfte des geschätzten Verkehrswerts weg. Heutzutage ist die Nachfrage jedoch hoch und bei unseren Versteigerungen werden marktgerechte Preise erzielt.“

Um 10.16 Uhr ruft Rechtspflegerin Dresler „zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten“ in den Saal. Das letzte Gebot, das von einer Immobilienfirma abgegeben wurde, erhält bei 160.000 Euro den Zuschlag.

Das ist fast das fünffache des Verkehrswertes. Die Mär vom Schnäppchen hat sich erledigt.