Hagen. Neun Fußgänger wurden im vergangenen Jahr im Bereich der Fußgängerampel am Graf-von-Galen-Ring verletzt. Die Polizei verstärkt ihre Kontrollen.

Einer der Ersten, der in die Falle tappt, ist einer, der es doch eigentlich viel besser wissen müsste. Er ist es doch, der täglich hinterm Steuer sitzt und voll in die Eisen treten muss, wenn ein Fußgänger plötzlich bei Rot auf die Straße tritt. Der Mann ist Busfahrer und ist mal eben selbst noch schnell über die Straße geflitzt, als die Fußgängerampel am Graf-von-Galen-Ring umgesprungen war.

Hier, an einem der meist befahrenen Straßenabschnitte von Hagen, wo 2019 neun Fußgänger verletzt wurden, hat sich die Polizei platziert. Gut sichtbar mit gleich drei Fahrzeugen. Und die beiden Polizisten, die die Fußgänger kontrollieren, tragen neongelbe Warnwesten, die auf einem Abstand von 100 Metern ins Auge stechen. Trotzdem gehen sie bei Rot. Der Busfahrer und all die anderen. Jugendliche, Mütter, Rentner, die noch eben ihren Zug erreichen wollen.

Schwerpunkt setzen

Die Polizei ist aber nicht nur vor dem Bahnhof präsent, um Fußgänger zu kontrollieren. Der Präsident Wolfgang Sprogies und der Direktor für Verkehr, Hubertus Luhmann, sind gekommen, um an diesem Ort die Verkehrsunfallstatistik zu präsentieren.

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Darin steht immerhin, dass die Zahl der verunglückten Fußgänger von 121 (2018) auf 111 (2019) zurückgegangen ist. Ein Teilerfolg. „Wir werden auf diesem Gebiet weiterhin einen Schwerpunkt setzen“, kündigt Luhmann an und weist schon jetzt darauf hin, dass diese Kontrolle in der Nähe des Hagener Hauptbahnhofs nicht die letzte sein werde.

Menschentraube am Bulli

Dass sich an dem Polizei-Bulli, an dem die Beamten schließlich die fünf Euro Bußgeld kassieren, schnell eine Menschentraube sammelt, hat mehrere Ursachen. Eine davon: „Viele Fußgänger starren beim Gehen auf ihr Smartphone und bekommen gar nicht mit, dass die Ampel plötzlich auf Rot springt“, sagt Luhmann, „und sie bekommen auch nicht mit, dass auf der anderen Straßenseite ein Polizist wartet.“

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Eine weitere Ursache: Ignoranz gegenüber der Polizei. „Die Menschen glauben nicht, dass wir Fußgänger im Fokus haben und gehen bei Rot über die Fahrbahn“, so Luhmann weiter, „aber auch in diesem Gebiet gilt: null Toleranz. Wir werden uns den fehlenden Respekt zurückholen.“

Fallen die Rotlichtsündern unmittelbar negativ ins Auge, so gibt es rund um die Unfallzahlen auch positive Botschaften. „Wir haben den Trend der Zunahme von Verkehrsunfällen gestoppt“, blickt Sprogies auf die Zahlen der letzten Jahre. 2018 hatte die Unfallzahl mit 9022 ein Rekordhoch erreicht, 2019 ist sie zurückgegangen auf 8829. „Entgegen dem Landestrend.“

Auch weniger Schulwegunfälle

Und: Die Anzahl der bei Unfällen verletzten Kinder, die 2018 mit 72 ebenfalls ein Rekordhoch erreicht hatte, ist auf 59 zurückgegangen – der niedrigste Wert seit 2019. „Das hat uns zuletzt immer große Sorgen bereitet“, so Sprogies.

Besonders zurückgegangen ist die Anzahl der Schulwegunfälle. Zugenommen wiederum hat die Zahl der verletzten Kinder, die passiv als Mitfahrer (im Auto, in einem Bus oder auf einem Motorrad) an Unfällen beteiligt waren. „Die Botschaft ist klar: Wer Kinder mitnimmt, muss sie vernünftig anschnallen“, sagt Luhmann, „und dabei ist nicht immer der günstigste Kindersitz die beste Lösung.“

Hubertus Luhmann, Direktor Verkehr bei der Polizei Hagen.
Hubertus Luhmann, Direktor Verkehr bei der Polizei Hagen. © Jens Stubbe

Auf die Schliche kommen will die Polizei Hagen potenziellen Verkehrssündern künftig mit Hilfe der Brückenfotografie. „Dabei beobachtet ein Kollege mit einem Fernglas ein Auto, das sich nähert. Er guckt, ob Kinder richtig gesichert sind, ob der Fahrer vielleicht auf sein Smartphone starrt“, erklärt Luhmann, „ein zweiter Kollege steht dann mit einer Kamera bereit, um das Fahrzeug zu fotografieren.“