Obwohl die Brauchtumvereine von Vorschriften, Paragraphen und Auflagen gebeutelt sind, arbeiten sie weiter. Das ist bemerkenswert.
Ich bin befangen, entschuldigen Sie. Ich lebe in Boele. Ich bin zwar kein Loßrock, aber ich gehöre zu jenen Menschen im Ortsteil, die gerne davon profitieren, was der Verein auf die Beine stellt. Beim Sommerfest, beim Martinszug oder mit meinen Kindern am Straßenrand, wenn der Zug rollt.
Mag sein, dass ich durch die Boeler Brille gucke. Aber ich glaube, ich spreche auch für die Hüter des Brauchtums in Haspe oder anderswo, wenn ich sage, dass wir das Brauchtum und die Menschen, die ihr Herzblut dafür geben, in den vergangenen Jahren in diesem Land und in dieser Stadt viel zu hart geknüppelt haben. Auflagen, Verordnungen, Vorschriften, Kosten. Man hört nicht selten Brauchtumspfleger sagen „Den Mist tue ich mir nicht mehr an“ oder „Uns unterstützt niemand finanziell oder organisatorisch“. Sprechen Sie mal mit Menschen, die heute Prunksitzungen organisieren und in Paragraphen, Schutzkonzepten und Vorschriften fast absaufen. Das kostet Nerven und nimmt Freude.
Umso erstaunlicher ist es, was für Überzeugungstäter in diesen Vereinen aktiv sind, die nicht nachlassen und weitermachen. Weil sie sagen, dass es für ihr Boele, ihr Haspe oder ihr Altenhagen ist. Weil keine Vorschrift der Welt verhindern soll, dass ihre Werte weitergegeben werden.
Morgen ist Karnevalszug in Boele. Es wird wohl wieder regnen – egal! Tausende Familien werden rausgehen, mitfeiern und Zusammenhalt zeigen – das oberste Ziel der Loßröcke. Zum 70-jährigen Bestehen ganz einfach: Danke dafür!