Emst. Nach der Dezember-Bluttat auf Emst sind die Ermittlungen weitgehend abgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft bereitet die Anklageschrift vor.
Nach dem Tötungsdelikt am ersten Adventswochenende auf Emst in der Gerhart-Hauptmann-Straße sind die Ermittlungen der Mordkommission der Hagener Kriminalpolizei inzwischen weitgehend abgeschlossen. Nils Warmbold, der in Hagen für Kapitalverbrechen verantwortliche Staatsanwalt, bereitet – vorbehaltlich des noch offenen Waffengutachtens vom Landeskriminalamt – zurzeit eine Mordanklage vor, die noch in diesem Monat fertig werden soll.
Im Fokus steht dabei als mutmaßlicher Täter ein 36-Jähriger, der bereits am Tag nach der Bluttat von einer Haftrichterin in Untersuchungshaft geschickt wurde und seitdem hinter Gittern sitzt. Auf Anraten seines Verteidigers hat der Ex-Berufssoldat, der zuletzt bei einem Sicherheitsunternehmen sein Geld verdiente, sich bislang nicht zu der Tat eingelassen.
Nachbarn hören Schüsse
Somit ist Warmbold bei der Rekonstruktion der Tatnacht vorzugsweise auf Indizien aus der Spurensicherung durch die Kriminaltechniker der Polizei sowie Aussagen von Zeugen aus der Nachbarschaft angewiesen. Gesichert ist auf jeden Fall, dass der Hauptverdächtige sich am Morgen des 1. Dezembers 2019 gegen 6.40 Uhr selbst über den Notruf bei der Polizei meldete, um telefonisch mitzuteilen, dass in seiner Mietwohnung in einem Hochhaus ein Toter liege. Als die Beamten am Einsatzort eintrafen, entdeckten sie dort tatsächlich einen 37-Jährigen mit mehreren Schussverletzungen. Die Rechtsmedizin zählte bei der späteren Obduktion fünf Schusskanäle.
Die Befragungen durch die Mordkommission ergaben jedoch, dass die tödlichen Schüsse nicht erst in den frühen Morgenstunden, sondern vermutlich schon in tiefer Nacht gefallen sein müssen. „Die Nachbarn zeichnen da ein sehr unterschiedliches Bild“, verweist Warmbold auf widersprüchliche Aussagen, die Knallgeräusche zwischen 2.30 und 4 Uhr in der Nacht gehört haben wollen. Obwohl in der Tatwohnung nach Angaben des Staatsanwalts eine gewisse Unordnung geherrscht habe, hätten die befragten Nachbarn allerdings nichts zu einem offenen, lautstarken Streit ausgesagt. Auch die Spuren in der Wohnung hätten nicht auf eine handfeste Auseinandersetzung hingewiesen.
In der Wohnung seien zudem drei Gläser mit Cola, Wasser und Wodka entdeckt worden, was auf ein trinkfreudiges Wochenende schließen lasse. „Allerdings bleibt das Motiv für die Tat noch völlig unklar“, räumt der Staatsanwalt vor dem Hintergrund des aktuellen Ermittlungsstandes ein.
Männer eng befreundet
In seiner ursprünglichen Einlassung am Telefon der Polizei hatte der U-Häftling zunächst versucht, den Eindruck zu vermitteln, dass das Opfer sich selbst mit einer Waffe verletzt habe. So gab der 36-Jährige an, er sei nach durchzechter Nacht in den Morgenstunden erwacht, als sein Kumpel bereits tot in der Wohnung lag.
Berechtigung zum Waffenbesitz
Der mutmaßliche Täter (36) und das Opfer (37) waren beide im Schützenverein aktiv. Neben der am Tatort aufgefundenen Handfeuerwaffe, die bislang als Tatwaffe angenommen wird, befanden sich auch noch weitere Waffen in der Wohnung. Allerdings war der Wohnungsmieter aufgrund seines Hobbys auch durchaus berechtigt, diese zu besitzen.
Opfer und mutmaßlicher Täter waren offenbar eng befreundet. Manche Nachbarn gingen sogar davon aus, dass die beiden Männer auf Emst zusammen wohnten. Allerdings verfügte der Erschossene parallel über eine eigene Wohnung, obwohl er sogar Kleidung in der Gerhart-Hauptmann-Straße deponiert hatte. „Allerdings gibt es keine Hinweise auf eine intime Beziehung“, betont Warmbold.