Hagen. Wie groß die afrikanische Community in Hagen ist und was die Vereine der hier lebenden Afrikaner tun, wurde beim Tag der Kulturen deutlich.

Die zwölf Mitglieder eines afrikanischen Chores tanzten um eine in der Mitte stehende Djembé. Sie rissen die Arme in die Höhe, jubelten laut und tanzten euphorisch. Schwarzafrikaner in traditionellen, rötlichen Gewändern aus dem Publikum sprangen auf und sangen leidenschaftlich mit.

Was sich anhört wie eine Szene aus Kenia oder Nigeria, spielte sich gestern auf der Bühne des Lutz-Theaters ab. Unter dem Titel „Guten Morgen, Welt!“ fand dort ein „Tag der Kulturen“ statt, der die zahlreichen Besucher kulturell rund um die Welt führte: vom nahen Osten über Afrika bis nach Skandinavien.

Persönlicher Austausch

Gruppen wie die „Finnische Gesellschaft Hagen-Siegen“ oder das „Alevitische Kulturzentrum Hagen“ waren an dem Tag beteiligt. Während die islamische Kultur in Hagen recht präsent ist, ist etwa die afrikanische Lebensweise hier eher unbekannt. Wie groß die afrikanische Community in Hagen ist und was die Vereine der in der Stadt lebenden Afrikaner auf die Beine stellen, wird erst an einem solchen Tag deutlich.

Nicht nur das Bühnenprogramm vermittelte einen Eindruck afrikanischen Lebens. In den Pausen bot das Foyer des Lutz-Theaters Gelegenheit, sich persönlich auszutauschen und Fragen zu stellen, etwa: „Welche Sprache spricht man eigentlich in Nigeria?“ oder „Tragt ihr im Alltag auch solche Gewänder?“

Einige afrikanische Frauen erzählten singend eine Geschichte auf Lingala, einer der über 1000 Sprachen, die in Afrika gesprochen werden. Von Trommeln begleitet, tanzten die Frauen von der Bühne und bei den exotischen Rhythmen, den ungewöhnlichen Klängen der Sprache und dem orangefarbenen Scheinwerferlicht fühlte man sich unmittelbar hineinversetzt in eine karge Landschaft im Licht der untergehenden Sonne in Afrika.

Ein Lebensgefühl

Was die Beiträge der Gruppen aus Afrika demonstrierten, war mehr als eine Kultur, es war ein Lebensgefühl. Ein Lebensgefühl von Unbeschwertheit, Freude und Ausgelassenheit. Oder, um es mit den Worten von Peter Nganga zu sagen: „Hakuna Matata“ – übersetzt: „es gibt keine Sorgen“ oder „es ist alles in Ordnung“.

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Als Peter Nganga innerhalb von wenigen Minuten spontan rund 20 afrikanische Kinder aus dem Publikum auf die Bühne holte, um mit ihnen begeistert zu tanzen und im Wechsel mit den Zuschauern „Hakuna Matata“ zu singen, wurde deutlich: „Es gibt keine Sorgen“, gilt auch in Hagen und ein Hauch der afrikanischen Leichtigkeit à la „Hakuna Matata“ tut ganz bestimmt den meisten gut. Schließlich sei laut Peter Nganga die Vermischung der Kulturen auch in Hagen noch nicht vollends zufriedenstellend: „Wir sind auf einem guten Weg, aber so ein Tag wie heute ist wichtig, um den Austausch mit Deutschen und die Integration von uns Ausländern zu stärken.“

Tieferes Verständnis füreinander

Nganga hat bereits in Ostdeutschland gelebt und dort Probleme mit Ausgrenzung gehabt. An die deutsche Kultur musste sich der Kenianer erst einmal gewöhnen, als er vor sechs Jahren hierher gezogen ist: „In Kenia singen wir ständig: Wenn ein Kind geboren wird, singen wir ein fröhliches Lied und auch wenn wir traurig sind, singen wir. Hier in Deutschland sind die Leute zurückhaltender.“

Auch Philharmonisches Orchester beteiligt

In Hagen leben derzeit rund 38.000 Ausländer aus 138 Ländern.

Neben Hagener Kulturvereinen waren Mitglieder des Philharmonischen Orchesters und des Theaters am Tag der Kulturen beteiligt.

Auch syrische Jugendliche der Theatergruppe „Lichter der Großstadt“ sowie Mitglieder der osteuropäischen Folkloregruppe „Romano Drom“ präsentierten Theater und Musik.

Diese Unterschiede sind nicht von der Hand zu weisen. Der „Tag der Kulturen“ hat jedoch einen Grundstein gelegt für ein tieferes Verständnis füreinander – unabhängig von Kultur, Hautfarbe oder Religion.