Hagen-Mitte. Der frühere Disco-Club Catacombe in der Hagener Innenstadt könnte Teil des neuen Stadtmuseums werden. Wenn der Förderantrag bewilligt wird.
Spannend, wie sich manche Gebäude im Laufe der Zeit verändern. So könnte der frühere Gastrobetrieb Catacombe in der Hochstraße zu einem museumspädagogischen Bereich als Ergänzung zum Stadtmuseum, das im kommenden Jahr eröffnet werden soll, umgewandelt werden. Wenn die Fördergelder fließen.
Zur Erläuterung: Die Räumlichkeiten der Catacombe in der Innenstadt, die vom Pächterpaar Tamara und Thomas Bielefeld bis März 2018 als Wochenend-Disco-Club betrieben wurden, sind leergezogen. Küchen- und Einrichtungsmobiliar sowie technische Anlagen wurden vor wenigen Wochen demontiert, die aus Schallschutzgründen verkleideten Fenster freigelegt.
Lüftungsanlage komplett veraltet
„Die Frage, ob die Kellerräume erneut an einen Gastronomen verpachtet werden sollen, hat die Stadt Hagen als Eigentümerin des gesamten Gebäudekomplexes verneint. Die Lüftungsanlage ist komplett veraltet, was hohe Investitionen erfordern würde“, erklärt Michael Fuchs, Verwaltungsleiter im Fachbereich Kultur. Aufgrund dieser neuen Entwicklungen im Gebäude sei seitens des Fachbereichs die Idee aufgekommen, die frühere Catacombe mit die Planungen rund um das Stadtmuseum aufzunehmen.
Das Stadtmuseum war bis 2015 in der Wippermann-Passage in Eilpe beheimatet, dann wurde es geschlossen. Anfangs war die Wiedereröffnung am neuen Standort in der Innenstadt (Hochstraße/Am Museumsplatz) für 2019 geplant, dann wurde sie auf 2021 - flankierend zum Jubiläum „275 Jahre Hagener Stadtrechte“ - verschoben.
Förderantrag wird beim Land gestellt
Derzeit bereitet die Verwaltung den Förderantrag, der beim Land gestellt wird, vor. „Die Erstellung eines wissenschaftlichen Konzeptes und die Ausstellungs- und Raumplanung für die Einrichtung der neuen Dauerausstellung ist nahezu abgeschlossen“, versichert der Verwaltungsleiter.
Außerdem seien die bisherigen Planungen um die Komponente „museumspädagogischer Arbeitsbereich“ erweitert worden. Die Finanzierung der Gesamtmaßnahme sei durchkalkuliert: „Die Umbaukosten samt Mobiliar, Einrichtung der Ausstellung sowie der Sanierung der Catacombe-Räumlichkeiten liegen bei knapp 1,9 Millionen Euro“, sagt Michael Fuchs.
Was den Besucher des künftigen Stadtmuseums im ehemaligen, 1866 erbauten Kreisgerichtsgebäudes am Museumsplatz erwartet?
Die Büros der Verwaltungsmitarbeiter des Fachbereichs Kultur (Kulturbüro, Osthaus-Museum, Stadtmuseum, Stadtarchiv) werden vom Erdgeschoss in die beiden oberen Etagen verlagert.
Das Stadtmuseum soll sich künftig auf 350 Quadratmeter großer Fläche im Erdgeschoss präsentieren. Die Ausstellung wird chronologisch und als Rundgang aufgebaut. Zwischen den bisherigen Büros müssen Durchbrüche geschaffen und neue Böden verlegt werden. Da das Gebäude über einen Aufzug verfügt, gilt es als barrierefrei. Im Eingangsbereich soll der „Eiserne Schmied“ seinen Platz finden.
Und wie soll die einstige Catacombe umgestaltet werden? Auf der 230 Quadratmeter großen Fläche (samt Nebenflächen) sollen zwei multifunktional nutzbare Räume mit Recherchestationen geschaffen werden. „Wir beantragen eine Nutzungsänderung. Es gibt einen Außen- sowie einen Innenzugang, was gleichzeitig zwei vorhandene Fluchtwege bedeutet. Geplant ist, dass die Kellerräume, die künftig durch die freigelegten Fenster belüftet werden können, über einen bestimmten Zeitraum – vielleicht zwei, drei Stunden – von Gruppen in Schulklassenstärke belegt werden können“, blickt Michael Fuchs optimistisch in die Zukunft.
Während der NS-Zeit habe die Gestapo das komplette Gebäude samt Souterrain genutzt, „im Keller waren Zellen eingerichtet, in denen Inhaftierte saßen“, berichtet Fuchs, „hier kann also Geschichte für Schüler erlebbar und ein Wandel zum Guten sichtbar gemacht werden.“ Im museumspädagogischen Bereich solle künftig weniger das Ziel der reinen Wissensvermittlung, sondern eher das Ziel des Selbsterarbeitens verfolgt werden, „der Laborcharakter soll groß geschrieben werden.“
Einst Jazz-Club und italienisches Restaurant
Der Keller im früheren Kreisgerichtsgebäude wurde Anfang der 1980er Jahre zur Nutzung freigegeben. Anfangs war dort ein Jazz-Club beheimatet, von 1991 bis 2003 betrieb die Familie Reimondi dort das italienische Restaurant „Catacombe“.
Thomas und Tamara Bielefeld übernahmen 2003 den Gastrobetrieb und führten ein Mischkonzept ein (Restaurant plus Disco-Club). 2007 stellten die Bielefelds den Restaurant-Betrieb ein. Der Disco-Club öffnete letztmalig am 18. März 2018.
Thomas Bielefeld bedauert, dass die Räumlichkeiten künftig nicht mehr gastronomisch genutzt werden sollen, „damit stirbt eine der letzten Traditions-Ausgeh-Locations in Hagen.“
Da die Catacombe nun Geschichte ist, wird über einen geeigneten Namen für den museumspädagogischen Bereich derzeit noch nachgedacht. „,Stadtlabor’ fände ich ganz passend“, sagt Michael Fuchs, „aber erstmal hoffen wir, dass unser Förderantrag vom Land zügig bewilligt wird und wir bald mit den Umbauarbeiten beginnen können.“ Ein Termin zur Eröffnung des neuen Stadtmuseums wurde noch nicht festgelegt, „wir bemühen uns, dass es zum Stadtjubiläum klappt“.