Hagen. In Hagen wächst die Zahl der Förderschüler. Das geht aus dem Schulgutachten hervor. OB Erik O. Schulz mahnt einen respektvollen Umgangston an.

Die Schließung des Ricarda-Huch-Gymnasiums (RHG), die Verlagerung des Albrecht-Dürer-Gymnasiums ins Gebäude des RHG sowie die Umwandlung der Sekundarschule Remberg in eine Gesamtschule sind sicherlich die einschneidendsten Veränderungen, die das Schulgutachten des von der Stadt beauftragten Biregio-Institutes aus Bonn nahelegt (siehe Lokalseite 1).

Das Ricarda-Huch-Gymnasium in Hagen soll geschlossen werden. In das Gebäude soll das Albrecht-Dürer-Gymnasium einziehen.
Das Ricarda-Huch-Gymnasium in Hagen soll geschlossen werden. In das Gebäude soll das Albrecht-Dürer-Gymnasium einziehen. © Jens Stubbe

Dass solche massiven Einschnitte bei einigen der betroffenen Schulen massiven Protest hervorrufen dürften, ahnt wohl nicht nur Oberbürgermeister Erik O. Schulz: „Die Diskussion, die uns nun bevorsteht, muss mit Sachlichkeit und Respekt geführt werden“, appellierte Hagens Stadtoberhaupt an alle Beteiligten. Inhaltlich festlegen wollte sich Schulz nicht, betonte aber zugleich, es dürfe keine Denkverbote geben: „Wir befinden uns zwar im Jahr der Kommunalwahl, aber dieses heiße Eisen müssen wir trotzdem anfassen.“

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Motor aller Veränderungen in der Schullandschaft ist jedoch nicht die Verfassung einzelner Schulen, sondern der steile Anstieg der Schülerzahlen. Die Entwicklung in den Grundschulen (siehe Grafik) wird in den nächsten Jahren auch die weiterführenden Schulen erreichen. „An sich ist so eine Entwicklung ja sehr erfreulich, unsere Schulen und unsere Stadt haben jetzt wieder eine Perspektive“, sagte Ellen Neuhaus (CDU), Vorsitzende des Schulausschusses.

Viele Kinder mit Förderbedarf

Eine weitere Erkenntnis, die das Biregio-Institut bei der Analyse der Hagener Schullandschaft gewonnen hat, ist die, dass die Stadt trotz aller Inklusionsbemühungen ihre Förderschulen heutzutage nötiger denn je benötigt. Nach den vorliegenden Berechnungen ist die Anzahl der Schüler mit Förderbedarf von 1170 im Schuljahre 2010/11 auf 1311 im laufenden Jahr gestiegen. „Anscheinend gibt es in Hagen immer mehr Kinder mit Förderbedarf“, so Biregio-Leiter Wolf Krämer-Mandeau. „Auf jeden Fall ist ihr Anteil in dieser Stadt höher als im Bundesdurchschnitt.“

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Zwar gehöre Hagen in Sachen Inklusion zur Avantgarde (derzeit besuchen 498 Förderschüler eine Grund- oder weiterführende Schule), doch auch in den verblieben Förderschulen steige die Zahl der Schüler an. Der Experte aus Bonn schlägt vor, die Förderschule Friedrich von Bodelschwingh aus dem Schulzen­trum Wehringhausen nach Hohenlimburg oder in die Selbecke zu verlagern, um in Wehringhausen mehr Platz für die wachsende Freie evangelische Gesamtschule (FESH) zu schaffen.

Schulausschuss am 4. Februar

Das von Biregio vorgelegte Gutachten zur Schulentwicklung in Hagen ist ein Thema der nächsten Sitzung des Schulausschusses, die am Dienstag, 4. Februar, um 16 Uhr im Rathaus an der Volme stattfindet.

Aber auch der notwendige Ausbau des Offenen Ganztags an den Grundschulen steht auf der Tagesordnung. Die SPD fordert einen Bericht über Planungsstand, Beauftragung von Architekten und bereits erteilte Bauaufträge. Auch das Biregio-Institut sieht die Erweiterung des OGS-Angebotes in Hagen als vordringlich an.

Wie es mit den Real- und Hauptschulen in Hagen weitergehe, hänge von der künftigen Entwicklung der Gymnasien und Gesamtschulen ab, so Krämer-Mandeau. Die Nachfrage an der Ernst-Eversbusch-Hauptschule in Haspe sei stabil, die Existenz der Geschwister-Scholl-Hauptschule mit ihren Standorten in Boelerheide und Vorhalle müsse möglicherweise in einigen Jahren hinterfragt werden.