Hagen. Er hatte Schulden bei einer Rockergang in Hagen und konnte nicht zahlen: Daher wurde ein Dealer entführt. Dann wandte er sich an die Polizei.

Ein 22-jähriger Hagener ist offenbar von Rockern der Freeway Riders bedroht und entführt worden. Das teilt die Staatsanwaltschaft Hagen jetzt mit. Die Tat soll sich bereits am 16. Januar ereignet haben.

In den frühen Abendstunden jenes Tages erschien der Syrer (22) auf der Polizeiwache im Bahnhofsviertel und und erstattete Anzeige wegen räuberischer Erpressung, Freiheitsberaubung und gefährlicher Körperverletzung. Er gab an, von Rockern mit einer Stich- und einer Schusswaffe bedroht und entführt worden zu sein.

Wie der Mann weiter erklärte, habe er sich am Vortag, also am 15. Januar, einem Mittwoch, gegen 23 Uhr in einer Spielhalle am Emilienplatz aufgehalten, als ein ihm vom Sehen und mit Vornamen bekannter Mann auf ihn zugegangen sei und ihn aufgefordert habe, mit nach draußen zu kommen. Vor der Tür hätten bereits weitere Männer gewartet, von denen ihn einer in den Schwitzkasten genommen und bis zur Ohnmacht gewürgt habe.

Mit Messer und Pistole bedroht

Dann habe man ihn mit einem Messer bedroht und gezwungen, in ein Auto einzusteigen und mit zum Vereinsheim der Freeway Riders in Kückelhausen zu fahren, wo ihm ein weiterer Rocker (23) eine Pistole in den Rücken gedrückt habe. Schließlich hätten ihm seine Entführer mitgeteilt, dass er bis zum nächsten Tag 4000 Euro zu zahlen habe.

Der Syrer war nach eigenem Bekunden mit den Rockern in Drogengeschäfte verwickelt und hatte Schulden, die diese nun offenbar einzutreiben versuchten. Da er die Summe nicht auftreiben konnte und Angst hatte, entschied er sich zur Anzeige bei der Polizei.

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Die Ermittlungen führt das Kriminalkommissariat, das für Organisierte Kriminalität zuständig ist. Auf die Beamten macht der Syrer einen glaubwürdigen Eindruck. Die Ermittler konnten Videomaterial von Kameras, die in und vor der Spielhalle angebracht waren, auswerten. Darauf ist zu sehen, wie der Syrer angegriffen und bewusstlos in ein Auto gezerrt wird.

Zeugen gucken schweigend zu

Erschreckend sei allerdings, teilte die Polizei mit, dass nicht nur Täter und Opfer zu sehen seien, sondern auch fünf Unbeteiligte, die zeitweise dem Geschehen zuschauten, aber nicht eingriffen. Es rief auch niemand die Polizei, obwohl der Emilienplatz an stark befahrenen Straßen sowie einem großen Parkplatz liegt und dort zum Zeitpunkt der Entführung noch Publikumsverkehr geherrscht haben dürfte. Die Polizei geht deshalb davon aus, dass die Vorkommnisse von wesentlich mehr Personen beobachtet wurden.

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Letztendlich konnten die Beamten zwei 23- und 26-jährige Haupttäter identifizieren. Der 23-Jährige soll Mitglied der Freeway Riders sein. Gegen beide Personen wurden Haftbefehle erlassen. Im Rahmen eines gezielt vorbereiteten Polizeieinsatzes konnten sie in Hagen und Aachen festgenommen werden. Ein Haftrichter ordnete Untersuchungshaft an.

Derzeit prüft die Staatsanwaltschaft Hagen, ob gegen die Zeugen des Geschehens wegen unterlassener Hilfeleistung Strafverfahren eingeleitet werden.