Hohenlimburg. Nach knapp vier Jahren hört das ehrenamtliche Team vom Sozialkaufhaus „Kleidung und mehr“ in Hohenlimburg auf. Wie es zu dem Entschluss kam

Das Sozialkaufhaus „Kleidung und mehr“ in der Herrenstraße schließt im Frühjahr seine Pforten. Einen genauen Termin könne er noch nicht nennen, so Betreiber Dieter Füßmann. Aber es werde kurzfristig passieren. „Wir müssen uns langsam darauf vorbereiten.“

So sei der Mietvertrag gekündigt und verlängern möchte er nicht. „Das ist sehr viel Arbeit in so einem kleinen Second-Hand-Laden, und wir sind nicht mehr die Jüngsten“, so der 68-Jährige, der den Laden in der Herrenstraße mit einem siebenköpfigen Team von zumeist älteren Ehrenamtlichen betreibt. Viel Gutes habe er in den Jahren erlebt – aber auch manch Schlechtes. „Es gibt zum Beispiel Leute, die hier klauen wollen“, sagt er und zeigt auf mehrere Überwachungskameras, die er in den Laden gehängt hat.

Gute und schlechte Erlebnisse

Angesprochen auf einen Diebstahl habe ihn ein Mann einmal entgegnet: „Wieso, sie machen das doch ehrenamtlich?“, so Füßmann. „Was sind das nur für Leute, die mit so einem Vorsatz in unseren Laden kommen?“, ärgert er sich. Andererseits erzählt er aber auch von Begegnungen mit älteren Menschen, die ihn berührt haben. Von einer älteren Dame etwa, die nach dem Einkauf ein paar Euro mehr hinterlassen hat – einfach so, aus Dankbarkeit.

Seit Ende März 2016 gibt es „Kleidung und mehr“ an der Herrenstraße.
Seit Ende März 2016 gibt es „Kleidung und mehr“ an der Herrenstraße. © Westfalenpost | Marcel Krombusch

„Was Menschenkenntnis angeht, habe ich in den vier Jahren hier mehr gelernt, als in 45 Jahren Berufsleben“, sagt Füßmann und lacht. Die Arbeit habe er immer gerne gemacht. Vor vier Jahren öffnete der Sozialladen in der Herrenstraße, ein Angebot besonders für die Flüchtlinge, die in der Turnhalle am Katernberg untergebracht waren. Aber nicht nur. So war der Sozialladen offen für jedermann. Alles Geld, was mit Kleidung, Spielzeug und den Elektrogeräten eingenommen wurde, kam karitativen Einrichtungen zugute. Zahlreiche Spendenschecks hat das Team in den Jahren verteilt. Und als sich die Situation der Flüchtlinge entspannte, haben die ehrenamtlichen Mitarbeiter einfach weitergemacht – aus Freude. „Wir wollten daran nichts verdienen. Auch jeder Cent, der nun in den letzten Wochen reinkommt, wird gespendet.“ Gemeinsam wird das Team in den kommenden Wochen die Regale leerräumen. „Das ist natürlich schade. Aber wir gucken, wie es weitergeht“, sagt Sieglinde Schröter, eine ehrenamtlichen Helferin. „Es wäre schön, wenn zum Abschied noch ein paar Leute zum Einkaufen vorbeikommen.“

Quartiersmanagement: Auch positive Tendenzen in der Innenstadt

Quartiersmanager Frank Manfrahs, der die Entwicklung der Innenstadt vorantreiben will, bedauert die Schließung. Es gebe aber weiter auch positive Tendenzen: „Ich bin froh, dass wir an anderer Stelle Neueröffnungen haben“, sagt er und nennt einen neuen Beauty-Shop, der neben der Sparkasse eröffnet hat, sowie ein Hohenlimburger Taxiunternehmen an der Freiheit, dass ein zuvor leerstehendes Ladenlokal belegt. „Bisher hat sich die Leerstandsquote zumindest nicht weiter erhöht.“ Auch an der Ecke Freiheitstraße/Herrenstraße an der Reformierten Kirche sind für das Frühjahr neue Akzente geplant: So sollen dort neue Bänke zum Verweilen einladen.

Was nach der Schließung vom Sozialkaufhaus mit dem Ladenlokal passieren soll, ist unklar. Nach Informationen dieser Zeitung kommt aber zumindest langsam Bewegung in Pläne in der Nachbarschaft: So sollte an der Herrenstraße 7 - 9 längst ein modernes Wohngebäude entstehen (diese Zeitung berichtete Ende 2018). Nach Verzögerung geht das Vorhaben in diesem Jahr in die Bauphase – so der aktuelle Stand.

Dienstags und mittwochs geöffnet

Das Sozialkaufhaus „Kleidung und mehr“ nutzt das frühere Ladenlokal von Foto Feldhege, Herrenstraße 11.

Öffnungszeiten sind dienstags von 15.30 Uhr bis 18 Uhr und mittwochs 10 bis 14 Uhr.