Breckerfeld. Mit 60 Jahren Mitgliedschaft ist Karl-Willi Schmidts wohl Rekordhalter bei Schwarz-Weiß Breckerfeld. In seiner Karriere hat er viel erlebt.
Die Zeiten haben sich geändert. Also wischt Jan-Christoph Lange mit dem Finger geschwind über sein Smartphone, startet eine App und stellt innerhalb von Sekunden fest: Der Spieler Karl-Willi Schmidts kann umgehend gemeldet werden und ist damit sofort spielberechtigt für die erste Mannschaft von Schwarz-Weiß Breckerfeld.
So weit die Theorie des zweiten Vorsitzenden: Denn das letzte Spiel des eisenharten rechten Verteidigers Schmidts ereignete sich am 7. Mai 2006 – bei der Eröffnung der Sportanlage Wahnscheider Straße. Schmidts, der jahrzehntelang an jedem Sonntag nur die Asche des Platzes neben dem Schulzentrum aus seinen Schürfwunden gepult hatte, durfte noch einmal auf dem neuen Kunstrasen ran. Gegen die Basketballer von Phoenix Hagen.
Ein Kassierer mit dem Herz am rechten Fleck
Das aber ist nur eine der Geschichten, die der heute 80-Jährige zu seinem Vereinsjubiläum parat hat. Seit 60 Jahren („Eigentlich sogar länger, ich hab’ ja schon in der Jugend gespielt“) ist Karl-Willi Schmidts im Verein. Eine Breckerfelder Legende, ein Mann mit Kultstatus, Spieler, BVB-Fan, wohl langjährigstes Mitglied, heute noch aktives Mitglied der TuS-Trimmer, einst Altherren-Kicker und -Kassierer, der nie mit seiner Meinung hinter dem Berg gehalten hat und mit diversen Tricks und Kniffen offene Beträge bei zahlungsmüden Mitspielern eingetrieben hat.
Wer tiefer in die DFB-App blickt, entdeckt schnell, dass Karl-Willi Schmidts laut Auskunft der Fußballer-Datenbank erst 79 Jahre alt ist. Was dem ehemaligen Schreiner heute ein Lächeln entlockt: „Die wollten damals, dass ich ein Jahr länger in der Jugend spielen kann“, sagt er und lächelt verSchmidtst. „Da haben sie mich jünger gemacht.“ Längst verjährt...
Feuerwehr in Oberbrügge spritzt Spieler ab
Auf sein letztes Spiel im Trikot blickt Karl-Willi Schmidts noch zurück, an sein erstes kann er sich nicht mehr erinnern. „Wann genau das war – keine Ahnung“, sagt er, „ich weiß nicht einmal, ob ich damals überhaupt Fußballschuhe hatte. Ich erinnere mich noch an ein Turnier in Oberbrügge. Da gab es keine Duschen. Die Feuerwehr ist angerückt und hat uns abgespritzt.“
Einmal in seiner Karriere hat ihm der Verein ein Paar Schuhe geschenkt, zweimal hat er durch die Asche eine Blutvergiftung erlitten („Mein Chef war richtig sauer“), einmal hat er Rot gesehen – statistisches Beiwerk einer Kreis- und Bezirksliga-Karriere mit Aufstieg 1971. Einer Karriere, die sich auf Plätzen zutrug, auf der ehrlicher Fußball noch im Fokus stand. „Irgendeiner hat damals gerufen, ich solle den Torwart bei der Ecke härter angehen“, sagt Karl-Willi Schmidts, „hab ich dann auch gemacht. Der Schiedsrichter hat’s leider gesehen.“ Platzverweis für Verteidiger Schmidts.
Per Zufall zum Erfinder des Mauerlaufs
Auf dem Platz („Meine Frau schimpft noch heute, ich hätte ihr tausende Mittagessen versaut“) ist das eine, danach das andere. „Das Schöne ist doch, nach dem Spiel auf ein Bierchen zusammenzusitzen“, sagt Karl-Willi Schmidts. Und dabei ist er per Zufall zum Erfinder des Breckerfelder Mauerlaufs geworden. „Gerd Rüther, der im TuS aktiv war, platzte in unsere Kabine und hatte wieder irgendetwas an uns rumzumeckern“, sagt Schmidts, „da habe ich nur gerufen, dass ich ihn barfuß beim Laufen um die Stadt herum abziehen würde.“
Jahre später findet das Duell statt. Schmidts gegen Rüther und weitere Läufer des TuS. „Gewonnen habe ich nicht“, sagt Karl-Willi Schmidts, „aber Rüther – den hab’ ich hinter mir gelassen.“