Vorhalle. Der Verfall des Gutes Niederste-Hülsberg muss dringend gestoppt werden. Doch es findet sich weiterhin kein Käufer für die prominente Immobilie.
Das alte Bauernhaus, die Scheune, das Zwischengebäude – um Gut Niederste Hülsberg ist es still geworden. Das denkmalgeschützte Anwesen dämmert seit vielen Jahren vor sich hin, es scheint dem Verfall preisgegeben zu sein. „Es hat, was die zukünftige Nutzung angeht, einige wenige Anfragen gegeben, mehr wissen wir auch nicht“, lautet die nüchterne Auskunft seitens der Stadt Hagen.
Neugierige suchen Nervenkitzel
Umso mehr beschäftigt das traditionsreiche Haus die Fantasie vieler Hagener. Dass es sich um Privatgelände handelt und Schilder am Zaun darauf hinweisen, dass es nicht betreten werden darf, schert einige Neugierige auf der Suche nach dem besonderen Nervenkitzel nicht. So hat einer dieser Eindringlinge auf der Internetplattform Youtube ein knapp zehn Minuten langes Video eingestellt, das die zerrütteten Innenräume zeigt. „Dort hocken natürlich Geister drin, jedenfalls behaupten das einige Leute“, schreibt der Filmautor dazu.
Seit 1100 in den Steuerlisten
Das Gut Niederste Hülsberg wurde nach Recherchen von Werner Hense bereits um das Jahr 1100 in den Steuerlisten eines Klosters erstmals erwähnt.
Um 1750 befand sich das Gut im Besitz des preußischen Königs. Pächter war Johann-Jürgen Niederste Hülsberg.
1785 brannte das Gut ab und wurde noch im selben Jahr in der heutigen Form wieder aufgebaut.
Die Wirklichkeit ist weniger mysteriös. Seit vier Jahren versucht der Immobilienmakler Malte Friedrichs das Anwesen im Auftrag des Besitzers, eines Geschäftsmannes aus Hamburg, zu verkaufen – anfangs für 900.000 Euro, inzwischen für knapp 400.000 Euro. Denn das Objekt hat sich als Ladenhüter erwiesen. Das mag weniger am Kaufpreis liegen als an den notwendigen Investitionen, die in die Millionen gehen dürften. Aber auch der Denkmalschutz wirkt wie ein Hemmschuh, denn jede zukünftige Nutzung muss die Bewahrung des Ensembles berücksichtigen und daher mit der zuständigen Stadt Hagen abgestimmt werden.
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Von Erotikbetrieb bis Hühnerfarm
Ideen zur Nutzung gab es, im Gespräch waren schon ein Erotikbetrieb, Wohnungen, eine Fahrradstation, eine Hühnerfarm, ein Fortbildungssitz für ökologisches Bauen mit Strohballen oder ein Restaurant, doch geworden ist aus all den hochfliegenden Plänen nichts. Heute präsentiert sich das Gut als gescheiterter, verwahrloster Zeitzeuge. Es rottet vor sich hin, Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Zwar ist das Dach mit neuen Ziegeln gedeckt, sind Rinnen- und Fallrohre erneuert worden. Doch im Inneren ist so gut wie alles kaputt, müssen Decken, Türen und Fenster, Versorgungsleitungen und Fußböden erneuert werden.
Auch in der Bezirksvertretung Nord ist Gut Niederste Hülsberg in schöner Regelmäßigkeit Teil der Tagesordnung. „Der Zustand des Gutes ist mit den Jahren nicht besser geworden“, sagt Günter Mosch (SPD), der die Hoffnung nicht aufgegeben hat, dass sich vielleicht doch noch ein neuer Eigentümer findet, der das Anwesen mit einer umsetzbaren und den strengen Vorgaben des Denkmalschutz entsprechenden Idee auf Vordermann bringt und vielleicht sogar der Öffentlichkeit zugänglich macht: „Mich würde es jedenfalls sehr freuen, wenn sich eine Nutzung im Sinne der Bürger ergibt.“