Emst. Der Beschwerdeausschuss vor Ort: Im Felsental informierten sich die Hagener Politiker über die neue Buslinie 527 und die Wut der Anwohner.

Ein paar Augenblicke lang drohte die Situation zu eskalieren. Ein aufgebrachter Anlieger der Straße Im Felsental auf Emst stellte sein Auto auf der Straße ab und blockierte damit die Weiterfahrt des Linienbusses. In seiner Not wandte sich der Busfahrer Hilfe suchend an Hartmut Koch, Verkehrsmanager der Hagener Straßenbahn, der wiederum gerade damit beschäftigt war, den Nachbarn des widerspenstigen Autofahrers zu erklären, warum die Linie 527 seit der Umstellung des Fahrplans die Route durchs Felsental und die Straße Am Waldesrand nimmt. Koch eilte herbei und zog, offenbar um die Polizei zu rufen, sein Handy aus der Tasche, ehe der Autofahrer seinen Wagen dann doch wegfuhr und dem Bus den Weg freigab.

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Es ging hoch her am frühen Montagabend im Felsental, wo der Beschwerdeausschuss einen Ortstermin anberaumt hatte, um den erbosten Anwohnern die Gelegenheit zu geben, ihre Kritik an der Fahrplanumstellung zusammenzufassen. Bis zu 50 Bürger und Politiker fanden sich zeitweise vor dem Haus von Melanie Müller-Wiehl, Wortführerin der protestierenden Anwohner, ein. „Unser Bürgersteig ist offenbar von vornherein als Ausweichfläche für die Busse eingeplant worden“, schimpfte Frau Müller-Wiehl: „Das kann es nicht sein.“

Engste Stelle misst 3,70 Meter

Tatsächlich ist die Straße in Höhe ihres Wohnhauses gerade mal vier Meter breit, an der engsten Stelle weiter unten misst das Felsental gar nur 3,70 Meter. Wenn sich zwei Busse hier begegnen oder auch nur einem Transporter bzw. einem Müllwagen entgegenkommen, ist ein Ausweichen auf den Bürgersteig nicht zu umgehen. Doch die Anwohner führen weitere Gründe für ihre Wut ins Spiel: „Hier wohnen 15 Kinder, die immer auf der Straße gespielt haben“, sagte Melanie Müller-Wiehl. Damit sei es nun vorbei: „Meine Familie lebt seit 70 Jahren hier. Jetzt fährt der Bus 60 Mal am Tag quasi durch unser Schlafzimmer.“

Verkehrsmanager Hartmut Koch von der Hagener Straßenbahn (Mitte) diskutierte mit Melanie Müller Wiehl (rechts).
Verkehrsmanager Hartmut Koch von der Hagener Straßenbahn (Mitte) diskutierte mit Melanie Müller Wiehl (rechts). © WP | Michael Kleinrensing

Erhard Bastian, der ein paar Häuser weiter unten wohnt, wo die Straße zunehmend abschüssig wird, stimmte ihr zu: „Dass jetzt Busse durch unsere Straße fahren, ist die reinste Zumutung. Ich habe schon mehrere brenzlige Situationen erlebt und warte jetzt nur auf Glatteis. Dann kommen die Busse ins Rutschen.“

Auch Befürworter legen ihre Meinung dar

Doch beim Ortstermin ließen sich auch Befürworter der neuen Buslinie blicken – Menschen, die vor allem Am Waldesrand leben und froh sind, eine Bushaltestelle ganz in der Nähe ihrer Wohnung zu finden. „Ich nutze selbst den Bus und kenne viele andere Menschen, die von der neuen Regelung begeistert sind“, erklärte Torsten Rack: „Eine Nachbarin zum Beispiel lässt ihre Kinder jetzt mit dem Bus zur Schule fahren und muss sie nicht mehr mit dem Auto bringen.“

Verkehrsmanager Koch erläuterte den Anwesenden, die Straße Im Felsental sei für den Allgemeingebrauch gewidmet, fließender habe Vorrang vor ruhendem Verkehr. Sein Fahrzeug abstellen dürfe man hier nur, wenn noch drei Meter Platz blieben. Die neue Linienführung sei ausgewählt worden, um mehr Bürger für den Öffentlichen Nahverkehr zu gewinnen „Wir haben gar kein Interesse, die Menschen im Felsental gegen uns aufzubringen. Wir sind neutral.“

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Die Mitglieder des Beschwerdeausschusses hatten also ausreichend Gelegenheit, sich über die Situation zu informieren. Die Diskussion wird am Dienstag um 16 Uhr im Ausschuss fortgesetzt (öffentliche Sitzung, Rathaus an der Volme, Raum A.201).

Die Diskussion im Felsental wurde zunehmend hitziger.
Die Diskussion im Felsental wurde zunehmend hitziger. © WP | Michael Kleinrensing