Hohenlimburg. Hohenlimburgs Bezirksbürgermeister Hermann-Josef Voss tritt nicht erneut als Bürgermeister an. Nach der Kommunalwahl wird er sein Büro räumen.

Der Endspurt beginnt: Im Herbst wird Hermann-Josef Voss sein Büro im Rathaus Hohenlimburg nach elf Jahren räumen. Mit welchen Plänen er in die letzten Monate des Amtes geht – und warum er keinen Schlüssel für den Rathausturm besitzt.

Es ist Ihr letztes Jahr als Bezirksbürgermeister. Warum treten Sie nicht erneut an?

Hermann-Josef Voss: Ich werde im Februar 79 Jahre alt. Wenn man sich in diesem Alter zurückzieht, ist das nachvollziehbar, denk ich. Die meisten, mit denen ich darüber gesprochen habe, zeigten dafür auch Verständnis.

Viele Politiker schreiben im fortgeschrittenen Alter ihre Memoiren – wie wird das bei Ihnen?

Ich bin mir nicht sicher, ob so ein Werk allzu viele Leser finden würde. Wenn man sein Amt abgibt, sagt man seinen Nachfolgern normalerweise: Ich stehe für Rat und Tat zur Verfügung. Aber ich habe in meinen Leben denen, die nach mir kamen, immer gesagt: Wenn du klug bist, wirst du mich niemals um Rat fragen.

Das heißt?

Ich werde mich nach dem Wechsel in die Dinge, die in Hohenlimburg passieren, nicht als ‘ehemaliger Bezirksbürgermeister’ einmischen. Es wird ein neues Kapitel.

Was hat sich verändert, nachdem Sie vor 11 Jahren das Amt übernommen haben?

Ich habe Dinge gemacht, die hier unterentwickelt waren. In meinem Büro habe ich zum Beispiel zwei Galerien aufgebaut, mit Bildern von berühmten Hohenlimburgern und ehemaligen Bürgermeistern. Geschichte und Tradition halte ich für sehr wichtig. Daneben war es mir wichtig, den Kontakt zu Schulen zu pflegen. Und ich habe eingeführt, dass die Sternsinger zum Empfang ins Rathaus kommen. Beim ersten Mal bin ich mit den Kindern auf den Rathausturm gegangen. Es waren zwar noch ältere Leiter dabei, aber trotzdem hat die Aktion für großen Ärger gesorgt, weil es natürlich in der Höhe gefährlich war. Danach hat man auf dem Weg zum Turm ein Schloss angebracht, in das mein Hauptschlüssel nicht passt.

Sie kommen also nicht mehr auf den Turm?

Doch. Aber nur wenn ich die Hausmeister überrede, mich hoch zu lassen (lacht).

Stichwort: Endspurt. Was haben Sie sich für die letzten Monate im Amt vorgenommen?

Wir haben ein Problem vor uns und das hängt mit dem ISEK zusammen (Integriertes Stadtentwicklungskonzept, Anm. d.R.). Wenn das Gutachten da ist und die Möglichkeit besteht, Fördertöpfe anzuzapfen, dann steht noch lange nicht fest, was man hier überhaupt machen will. Was soll das Konzept sein? Die Klagen darüber, dass nichts mehr so ist wie früher, helfen nicht weiter. Ich bin kein Unternehmer und kann nur wenig zu der Debatte beitragen. Aber dass darüber bis jetzt wenig nachgedacht wurde, halte ich für ein ungelöstes Problem. Da wird noch viel zu tun sein.

Mit dem Sie sich bis zum Herbst beschäftigen werden?

Diesen Prozess in die Wege zu leiten, ja. Mich erstaunt, dass viele denken, dass mit ISEK alles besser wird. Aber wenn man fragt, was da überhaupt gemacht werden soll, kommt wenig zurück.

Abgesehen von ISEK: Gibt es weitere Themen, die Sie politisch noch abarbeiten wollen?

Ich habe keinen Plan, den ich abarbeiten will. Es ist so, dass man als Bezirksbürgermeister bestimmte Pflichten hat. Eine besteht darin, eine Brücke zwischen den Bürgern und der Verwaltung zu bilden, weil das Handeln der Verwaltung für den Bürger häufig nicht einsehbar ist und die Verwaltung häufig die Auffassung des Bürgers nicht kennt. Ein Bezirksbürgermeister hat relativ wenig Macht. Wenn ich ein „politisches Vermächtnis“ machen würde, dann würde man über den Begriff schon lachen. Aber es kommt darauf an, seine Pflichten zu erfüllen, für die Bürger da zu sein und dafür zu sorgen, dass die politische Arbeit läuft.

...vor dem Hintergrund vieler Gesetze..

Man vergisst, dass jedes Gesetz, das umgesetzt werden soll, Personal bedeutet. Der Staat zahlt weniger als die Wirtschaft und das fehlende Personal wird ein Problem bleiben. Da die Vorschriften vorhanden sind und beachtet werden müssen, kritisiert man den handelnden Beamten, wenn die Umsetzung stockt – das tue ich ja auch. Nur: Dieser ist aber angehalten, alle Gesetze einzuhalten – und das kann lange dauern.

Machen Sie sich Gedanken darüber, wer Ihr Nachfolger wird?

Nein.