Hagen-Vorhalle. Michael Erdtmann aus Hagen fertigt aus alten Ölfässern stylische Stehtische und exklusive Feuertonnen. Wer zu seinen Kunden zählt, lest ihr hier.
In Autowerkstätten treibt er sich gerne rum. Und auf Schrottplätzen. „Überall, wo ich Ölfässer finde“, sagt Michael Erdtmann. Ordentlich verbeult dürfen die großen Fässer ruhig sein, schließlich haben sie bereits ein Leben hinter sich, bevor sie unter Michael (Michie) Erdtmanns Fittiche geraten.
Die im Ursprung wenig dekorativen Blechungetüme wandelt der gebürtige Vorhaller um zu exklusiven Stehtischen, Feuertonnen oder Grills.
Von Rückständen befreien
„Doch bevor es an die Verwandlung geht, muss ich die Fässer erstmal ordentlich reinigen und von sämtlichen Rückständen befreien“, betont der 59-Jährige, der vor vielen Jahren eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker absolviert und dann lange in einem Hagener Autohaus gearbeitet hat. „Ich hab’ dorthin noch immer gute Kontakte, genau wie zu Hagener Schrottplatzbetreibern. Oft bekomme ich Fässer geschenkt, denn die Leute sind froh, dass sie den für sie wertlosen Müll los sind. Oder ich kaufe sie für kleines Geld an.“
Seine Ausbildung im Handwerk kommt Michie Erdtmann bei seinem Hobby zugute. „Ich muss sägen, hobeln, schleifen, schweißen und leimen. In einem Fass steckt mehr Arbeit, als man denkt.“
Je nach Aufwand dauert die Verwandlung vom alten Ölfass zum stylischen Stehtisch oder zur rustikalen Feuertonne zwei bis drei Tage, sprich, rund 20 Arbeitsstunden. Der Preis für solch ein Unikat liegt bei 200 bis 300 Euro. „Wenn ich den Material- und Werkzeugeinsatz berechne, komme ich bei weitem nicht auf den Mindestlohn. Aber es ist für mich ja auch kein Job, sondern mein Hobby.“
Ölfass ziert Barber-Shop
Wo man auf die Fässer mit dem derben Charme stößt? Michael Erdtmann muss nur kurz überlegen: „Zum Beispiel bei meiner Friseurin ,Barberrossa’ in Witten. In dem Barber-Shop steht die schwarze Tonne mitten im Laden“, so Erdtmann stolz, „und meine Fußpflegerin von ,Perfect Feet’ hat sich ein Ölfass für ihren Garten anfertigen lassen.“ Nicht nur Verwandte, Freunde, Nachbarn und Gastronomen finden die Upcycling-Idee gut, auch über seine Homepage hat Erdtmann schon etliche Kunden gefunden. „Die meisten Leute haben einen speziellen Gestaltungswunsch. Meist möchten sie ein Fass mit einem bestimmten Logo oder Schriftzug.“
Seine jüngste Arbeit? „Das Starwars-Fass hier“, strahlt der unermüdliche Bastler. Das typische Starwars-Motiv hat Erdtmann aus Edelstahl gefertigt und als Intarsie in die Tischplatte aus Holz, die das Fass verschließt, eingelassen. „Ein Starwars-Freak aus dem Sauerland hat das Fass bei mir bestellt.“
Fässer mit Ducati-, VW- oder Wacken-Logo – Erdtmann ist für alles offen. Was bei allen Fässern gleich ist? An jedem Fass bringt Erdtmann einen Flaschenöffner an. Und darunter einen Magneten, an dem die Kronkorken hängen bleiben. „Und alles, was meine kleine Werkstatt verlässt, besteht aus recyceltem Material.“
Der Renner im Winter seien die beheizbaren Fässer. „Dabei kommt in eine Vorrichtung Brennpaste. Jene, die um das Fass herumstehen, bekommen warme Beine und Füße.“
Kunden aus ganz Deutschland
Weitere Infos zu Michael Erdtmanns ungewöhnlichem Hobby gibt’s auf seiner Homepage unter www.wuenschdirfass.de
Seine Kunden kommen nicht nur aus der Nachbarschaft, sondern aus ganz Deutschland.
In seiner Werkstatt in Hagen-Vorhalle, Vorhaller Straße 14, schreibt der 59-Jährige das Upcyclen groß, sprich, er gestaltet altes Material neu.
Fässer mit Grillrost
Auch Feuertonnen, die mit 300 bis 400 handgebohrten Löchern versehen sind, fertigt Erdtmann an. Oder Fässer mit Grillrost. „Es macht Spaß, wenn die Leute mit außergewöhnlichen Vorschlägen kommen. In ein Fass hab’ ich mal einen Kühlschrank eingebaut, eines hab’ ich zur Bar umfunktioniert, ein anderes mit einem Safe ausgestattet.“
Vor 25 Jahren hat Michael Erdtmann ein zerbeultes Aral-Fass aufgetrennt, im Inneren seine Stereo-Anlage platziert, oben drauf einen Fernseher gestellt, „meine Hifi-Tonne war mein erstes umdesigntes Fass“, blickt er zurück. Dann hat sein Hobby geruht, vor etwa acht Jahren hat es ihn dann aber wieder gepackt.
Praktisch: In seinem Wohnhaus in Vorhalle befindet sich eine Kellerbar samt Werkstatt, in der der 59-Jährige ungestört basteln kann. „Manchmal ruft mich meine Frau nach Mitternacht hier unten an und fragt, wo ich bleibe. Hier in der Werkstatt komm’ ich runter. Hier vergess’ ich die Zeit.“