Hagen. Der Superblitzer in der Finanzamtsschlucht lässt die Kasse der Stadt Hagen klingeln. Für die Aufarbeitung der Sünder-Liste gibt es Verstärkung.

Über Jahre galt die Tempomessung auf der Sauerlandlinie (A 45) vor der Lennetalbrücke als lukrativste Einnahmequelle der Stadt. Diesen Superblitzer-Status hat seit dem 18. September 2019 die neue Anlage in der Finanzamtsschlucht übernommen.

Seit der Scharfstellung kann die Bußgeldstelle der Stadt Hagen vor Arbeit kaum noch aus den Augen schauen. Allein 8500 Fälle wurden in den ersten beiden Wochen gezählt, 10.000 weitere im Oktober und auch im November und Dezember kommen noch einmal jeweils 8000 Verwarn- und Bußgelder hinzu. Exakter kann Thomas Lichtenberg, Leiter des zuständigen Fachbereichs, die Zahlen zurzeit nicht einschränken, weil seine Mitarbeiter bei der Aufarbeitung der Sünder-Liste nicht mehr nachkommen. „In den nächsten Tagen bekommt das Team Verstärkung. Denn wir müssen sprinten – drei Monate nach dem Vergehen droht die Verfristung.“

Rekord: 72 Stundenkilometer

Der Rekordhalter wurde am 19. September ermittelt: Tempo 72 in einem 30-km/h-Bereich – das wird richtig teuer. Er muss neben einer saftigen Geldstrafe mit einem Fahrverbot rechnen wie weitere 17 Raser, die auf dem Märkischen Ring mit mehr als 60 km/h unterwegs waren.

Das Tempo-Limit auf dem Abschnitt zwischen Rathausstraße und Emilienplatz ist weniger der Verkehrssicherheit als dem Umweltschutz geschuldet. Weil die Stickstoffdioxidwerte in der Finanzamtsschlucht weiterhin nicht unter dem gesetzlichen Grenzwert liegen, hat die Stadt Hagen auf Druck der Bezirksregierung verfügt, den Verkehr auf dem Innenstadtring einzubremsen.

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Damit möchte man auch dem juristischen Schwert der Deutschen Umwelthilfe, die gegen die Situation in Hagen geklagt hat, die Schärfe nehmen. Für notwendigen Druck sorgt der neue Superblitzer, der 300- bis 400-mal am Tag aufblitzt. Der Autobahnblitzer bringt es täglich lediglich noch auf 150 Fälle.

Strittige Beschilderungssituation

Trotz der anfangs strittigen Beschilderungssituation – ein Verkehrsjurist und ein Fahrlehrer gehen davon aus, dass für Rechtsabbieger aus der Rathausstraße das Tempo-30-Schild falsch platziert war – liegen der Bußgeldstelle bislang nur sieben Einsprüche vor.

Sicherheitshalber hat die Stadt ein weiteres 30er-Schild kurz vor dem Blitzer platziert, so dass die Messungen inzwischen alle rechtssicher ausfallen dürften. Über die übrigen Fälle wird ein Gericht erst 2020 entscheiden.

Bis dahin wird der Super-Blitzer weiter die Stadtkasse füllen. Zum Trost für alle Ertappten: Der Leiter der Tempoauswertung gehört auch schon zu den ertappten Sündern.