Hagen. Die Satirepartei „Die PARTEI“ hat einen Kreisverband in Hagen gegründet. Viele Mitglieder tragen bei der Gründungsversammlung „Parteiuniform“.

Sucht man im Internet nach „Die PARTEI“, stößt man schnell auf Schlagzeilen wie „Die PARTEI spielt Ku-Klux-Klan auf dem Striezelmarkt“ oder liest von der Forderung, ein Höchstwahlalter einzuführen. Die Satire-Partei, die im vergangenen Mai mit zwei Abgeordneten ins Europaparlament eingezogen ist, hat seit Mittwochabend auch offiziell einen Kreisverband in Hagen.

Wollen die Hagener Mitglieder nur provozieren oder steckt mehr hinter ihren plakativen Forderungen? Ganz ernst scheinen sie sich jedenfalls nicht zu nehmen: Viele Mitglieder tragen bei der Gründungsversammlung in der Pelmke schlecht sitzende rote Krawatten und blaue Hemden – „Parteiuniform“ nennen sie das.

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Auch Laura Knüppel, die an diesem Abend zur Hagener Parteivorsitzenden gewählt wird, ist in „Uniform“ gekleidet und macht unmittelbar die Ambitionen der Partei klar: „Wir wollen in den Stadtrat gewählt werden und einen Oberbürgermeisterkandidaten aufstellen.“ Was auf den ersten Blick unwahrscheinlich anmutet, scheint auf den zweiten fast realistisch: Bei der Europawahl holte „Die PARTEI“ in Hagen 2,2 Prozent – und wäre mit diesem Ergebnis bei der Kommunalwahl ziemlich sicher im Rat.

Durchaus politisch interessierte Menschen

Am Mittwochabend zeigt sich, wen die Partei um den Satiriker Martin Sonneborn anspricht: Es sind Menschen, die politisch durchaus interessiert sind und die auf aktuelle Probleme aufmerksam machen wollen, ihre Vorstellungen aber in keiner größeren Partei widergespiegelt sehen.

Überspitzung und Humor sind ihre Mittel, um „den anderen Parteien einmal den Spiegel vorzuführen und den Finger in die Wunde zu legen“, sagt Parteivorsitzende Knüppel. „Die PARTEI“ wolle nicht nur Quatsch machen, sondern sich konstruktiv in die Kommunalpolitik einbringen und laut Knüppel ihre „überspitzte Kritik sachlich begründen“.

Bei all ihren Visionen für die Zukunft kommen auch notwendige Formalia nicht zu kurz: Die Mitglieder diskutieren etwa über die Frage, wie genügend Unterschriften für ihre Direktkandidaten zur Ratswahl zu bekommen seien oder wie man überhaupt 26 Kandidaten finden wolle. „So ein Mandat ist Arbeit“, stellt ein Vertreter des Landesverbandes klar und unterstreicht damit, dass die potenziellen Kandidaten der Partei sich nicht als Comedians im Rat sehen, sondern als wahrhaftige Vertreter des Volkes – als Vertreter jener, die sich von den etablierten Parteien abgewandt haben und dennoch klar Position beziehen, etwa gegen Rechtsextremismus, die AfD oder die große Koalition.

Gefühlter Mangel an Alternativen

Ganz unterschiedliche Menschen unterstützen „Die PARTEI“ – vom 19-Jährigen bis zur 69-Jährigen sind alle Altersklassen im Hagener Kreisverband vertreten. Was sie an der Partei gut finden? Angelika Fischer (69) ist überzeugt: „Im Gegensatz zu allen anderen Parteien lässt sich die PARTEI nicht von Lobbyisten lenken.“ Was die Mitglieder gemein haben, ist ihr gefühlter Mangel an Alternativen. Sie wollen ihre politischen Ansichten im Mantel der Satire konkret mit einbringen.

Bemerkenswertes Wahlergebnis

Der Begriff „Die PARTEI“ ist eine Abkürzung und steht für „Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative“.

„Die PARTEI“ wurde 2004 von Redakteuren des Satire-Magazins „Titanic“ gegründet. Bei der Europawahl 2019 erzielte „Die PARTEI“ mit 1610 Stimmen (2,23 Prozent) immerhin das siebtbeste Ergebnis aller angetretenen Gruppierungen in Hagen.

Sollte „Die PARTEI“ also tatsächlich im nächsten Jahr in den Rat einziehen, können sich die anderen Parteien nicht nur auf absurde Vorschläge wie die Errichtung eines Weltraumbahnhofs in Hagen gefasst machen, sondern müssen mit unangenehmen Fragen, humoriger Kritik und einer völlig neuen Herangehensweise an Politik rechnen.