Dahl. Seit 51 Jahren engagiert sich Ellen Neuhaus in der Kommunalpolitik. Doch 2020 ist für die Vorsitzende des Schulausschusses Hagen Schluss.

Seit 51 Jahren ist Ellen Neuhaus (71), Vorsitzende des Schulausschusses der Stadt Hagen, ehrenamtlich in der CDU tätig. Bei den Kommunalwahlen im nächsten Jahr wird sie nicht wieder kandidieren. Im Gespräch mit unserer Zeitung zieht sie Bilanz.

Was hat Sie – vor mehr als einem halben Jahrhundert – bewogen, politisch aktiv zu werden?

Ich war von Konrad Adenauer fasziniert. Der war zwar 1968 schon lange nicht mehr Bundeskanzler, aber er hat mich als junger Mensch beeindruckt. Ich mochte seinen sagenhaften Humor und seine Fähigkeiten als Redner. Deshalb bin ich in die CDU eingetreten.

Und das ausgerechnet im Jahr 1968. . .

Ja, ich bin wider den Strom geschwommen. Mit den 68er konnte ich nichts anfangen, vielleicht war ich für deren Anliegen zu jung. Ich bin ja ein richtiges Nachkriegskind und quasi reingewachsen in die Entwicklung der Bundesrepublik. Ich bin sozusagen mit dem Land erwachsen geworden und stolz auf vieles, was erreicht worden ist. Für die große Mehrheit im Land war das alles sehr positiv. Dass ich zu den Konservativen gegangen bin, hatte sicher auch damit zu tun, dass ich in einem Dorf groß geworden bin.

Das heißt, Sie sind in einem geborgenen Umfeld aufgewachsen?

Das kann ich nicht behaupten. Mein Vater starb, als ich noch nicht drei war. So musste ich schon früh Pflichten übernehmen, ob ich wollte oder nicht. Und ich habe gelernt: Was man haben möchte, das muss man sich erarbeiten.

Wie ging es weiter?

Ich war auf der Handelsschule und habe eine Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht und in diesem Beruf gearbeitet. Mit 20 habe ich geheiratet und bekam eine Tochter, nach sieben Jahren ging die Ehe in die Brüche. Ich bin schuldlos geschieden worden, wie man damals sagte. Aber auf einmal war ich alleinerziehende Mutter. Diese Zeit hat mich stark geprägt. Ich bin sofort wieder in den Job eingestiegen, weil es für mich am wichtigsten war, für meine Tochter sorgen zu können.

Hatten diese Jahre Einfluss auf Ihre politische Tätigkeit?

O ja, bis heute hallt das nach in mir. Ich habe immer für die Belange allein erziehender Mütter gekämpft, und das war in der CDU nicht einfach, können Sie mir glauben. Als Anfang des Jahrtausends die Diskussion um die Offenen Ganztagsschulen losbrach, war die Mehrzahl in meiner Partei, in der Regel Männer, der Meinung, Kinder gehören mittags nach Hause. Ja, aber was sollen berufstätige Eltern dann machen, etwa ihren Beruf aufgeben? Gott sei Dank ist das Betreuungsangebot beträchtlich ausgebaut worden, es gibt ja heute keine Grundschule mehr ohne OGS.

War es insgesamt schwierig für Sie als Frau in der CDU?

Als Frau muss man seine Ellbogen gebrauchen können gegen die Männer in der Partei, das kann ich Ihnen sagen. Noch heute haben wir Frauen in der Ratsfraktion ganz schön zu kämpfen. Deshalb brauchen wir auch ein Quorum, jedes dritte Mandat sollte zwingend mit einer Frau besetzt werden. Freiwillig machen die Männer keinen Zentimeter Platz.

Das dürfte vor allem junge Frauen abschrecken, sich in der Union zu engagieren. . .

Ich weiß ja aus eigener Erfahrung, wie schwierig es für junge Frauen ist, Beruf und Familie zu vereinbaren. Machen wir uns nichts vor, in der Familie bleibt die meiste Arbeit nach wie vor an den Frauen hängen. Und dann noch Politik zu machen, das ist schon sehr kraftraubend.

Arbeiten Sie digital?

Ich habe schon sehr früh mit der papierlosen Bearbeitung meiner Unterlagen begonnen. Und ich bin auch im Internet. Ich war auch mal bei Facebook, habe aber festgestellt, dass ich Social Media nicht wirklich brauche.

Seit 1968 Mitglied der CDU

Ellen Neuhaus wurde am 25. September 1948 in Halver geboren. Sie verlor schon früh ihren Vater.

Nach dem Besuch der Handelsschule machte sie eine Lehre zur Industriekauffrau und arbeitete später u.a. bei einem Immobilienmakler, der sich auf die Vermittlung land- und forstwirtschaftlicher Immobilien spezialisiert hatte.

Sie war zweimal verheiratet, in zweiter Ehe seit 42 Jahren mit Peter Neuhaus aus Dahl. Die beiden haben eine Tochter, aus erster Ehe hat Frau Neuhaus ebenfalls eine Tochter.

1965 trat sie der Jungen Union bei, seit 1968 ist sie Mitglied der CDU.

Das ist nicht meine Welt. Hätten Sie mich dagegen gefragt, wie ich es mit regenerativen Energien halte, dann könnte ich Ihnen antworten, dass wir zu Hause eine Photovoltaikanlage auf dem Dach haben und ich, wenn ich es denn zu bestimmen hätte, keine Baugenehmigung mehr ohne die Auflage, Solartechnik zu nutzen, erteilen würde.

Warum hören Sie denn im nächsten Jahr auf?

Nicht weil ich es Leid bin, keineswegs. Aber ich bin der Meinung, es ist Zeit für mich, für jüngere Leute Platz zu machen. Das ist der Grund.